Stählerne Schatten
Parlaments; und Hamid Mirsadeh, dem Direktor der staatlichen Nachrichtenagentur und Beauftragten für Kriegspropaganda.
»Was um Allahs willen… ?« murmelte Nateq-Nouri vor sich hin, als er den Kabinettsraum betrat. Buschasi stellte amüsiert fest, daß das seine Reaktion auf die Tatsache war, daß auch die beiden Imame, die den Führungsrat vertraten, anwesend waren. Gemeinsam mit dem Faqih, Seiner Eminenz dem Ayatollah Khamenei, bestimmten die Geistlichen des Führungsrats die Richtlinien der iranischen Politik und bildeten in Personalunion das höchste religiöse Gremium der schiitischen Moslems. Daß Vertreter der Mullahs an einer Sitzung des Obersten Verteidigungsrats teilnahmen, war ungewöhnlich und mußte besondere Gründe haben.
»Soll das ein Tribunal oder eine Hinrichtung sein, Exzellenz?« fragte Buschasi den Präsidenten halblaut.
»Ich rate Ihnen, Ihre freche Klappe zu halten, General«, wehrte Nateq-Nouri ab, als sie am Kabinettstisch Platz nahmen.
Buschasi stellte interessiert fest, daß ein Vertreter des Verteidigungsministers, der alte Arschkriecher General Hosein Esmail Achundi, hinter Minister Forunzandeh saß. Sie haben also schon einen Nachfolger für mich bestimmt, sagte Buschasi sich. Achundi hatte keine militärische Ausbildung und keine Erfahrung – er hatte nur Geld und politische Verbindungen, die ihm seinen Generalsrang durch ein Dekret des Präsidenten eingebracht hatten. Er verkörperte Nateq-Nouris Abrücken von den kampfstarken Expeditionsstreitkräften, die Buschasi aufzubauen versuchte, und eine deutliche Hinwendung zu einem zahnlosen Drachen, der höchstens dazu taugte, die islamischen Nachbarstaaten unter Druck zu setzen.
Bevor Buschasi Platz nahm, drehte er sich nach seinem Adjutanten um und wies ihn an: »Bringen Sie ihn her, und warten Sie auf meinen Befehl.« Der Adjutant hastete hinaus. Er wußte, was er zu tun hatte – diese Vorführung war im voraus geplant worden.
Nateq-Nouri nickte den Imamen zu. »Es ist uns eine Ehre, zu unserer heutigen Sitzung auch zwei Vertreter des Führungsrats begrüßen zu dürfen. Wir sind hier, um General Buschasis Bericht über die nächtlichen Angriffe auf die Islamische Republik zu hören. Wie Sie alle wissen, geht es um drei separate Vorfälle: den rätselhaften angeblichen Luftangriff auf Bandar Abbas, die unglücklichen Ereignisse an Bord der Khomeini, bei denen der Flugzeugträger erheblich beschädigt worden ist, und den Überfall auf den Sicherheitskomplex des Marinestützpunkts Chah Bahar.«
Der Präsident wandte sich an Buschasi. »General, wir kommen sicher bald zur Khomeini und Ihren Theorien darüber, was unserem Träger und dem chinesischen Zerstörer zugestoßen ist.
Aber ich möchte Sie zuerst zu dem Überfall in Chah Bahar befragen, weil er offenbar von GKR-Kräften und Amerikanern verübt worden ist. In Ihrem Bericht wird festgestellt, daß unsere Radarflugzeuge und –Stationen den Eindringling fast zweihundert Kilometer vor der Küste entdeckt haben – und trotzdem ist kein einziger Abfangjäger gestartet? Wie ist das möglich, General?«
»Die anfliegende Maschine ist weniger als dreihundert Knoten schnell und ein einzelnes Flugzeug auf einer bestehenden Luftstraße gewesen«, stellte General Buschasi fest. »Nächtliche Abfangmanöver sind immer gefährlich, und da schon mehrere Jäger aus Chah Bahar über Bandar Abbas im Einsatz waren, sind keine weiteren Jäger gestartet worden, um diese scheinbar harmlose Maschine abzufangen. Als das Flugzeug nicht auf unsere Anrufe geantwortet hat, ist es aus größtmöglicher Entfernung mit Fla-Raketen bekämpft worden.«
»Und es hat allen ausweichen können?«
»Das Flugzeug ist mit modernsten Abwehrmitteln wie Düppelwerfern und Radarwarnern ausgerüstet gewesen«, sagte Buschasi entschuldigend. »Es wurde schließlich über dem Stützpunkt abgeschossen… «
«Nachdem es mehrere gepanzerte Fahrzeuge zerstört hatte und nachdem es fünf Fallschirmspringer über dem Sicherheitskomplex abgesetzt hatte!«
»… und wir haben das Wrack genau untersucht«, fuhr Buschasi stockend fort. »Es war die Privatmaschine von Scheich Muhammed Bin Raschid al-Maktum, des Sohns des Emirs von Dubai. Das Flugzeug war voll bewaffnet und auch für Nachttiefflüge und Präzisionsnavigation ausgerüstet.
Aber der Hauptfaktor ist der Zustand unserer Luftverteidigung um Chah Bahar gewesen. Wie in meinem Bericht steht, Exzellenz, gehören die dort stationierten Hawks zu unseren am
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