Stählerne Schatten
meine Fragen zu beantworten und meine Anschuldigungen zurückzuweisen.
Haben Sie Kontakt mit der amerikanischen Central Intelligence Agency oder nicht? Trifft es zu, daß Sie mit den korrupten, unmoralischen Vereinigten Staaten und den arabischen Verrätern des Islams im Golfkooperationsrat zusammenarbeiten, um Ihre eigene Machtposition auf Kosten unserer Streitkräfte zu erhalten? Stimmt es, daß Sie von dem bevorstehenden Angriff auf die Trägerkampfgruppe Khomeini gewußt, aber nichts unternommen haben, um ihn zu verhindern, sondern mir im Gegenteil befohlen haben, unsere Luftabwehr nicht einzusetzen, und sogar versucht haben, mich zu entlassen, damit dieser Angriff um so sicherer zum Erfolg führen würde?«
»Schweigen Sie, General, sonst lasse ich Sie unter Arrest stellen!« rief Nateq-Nouri erregt aus. »Das Maß ist übervoll, sage ich Ihnen!«
Der Ayatollah Kalantari hob erneut die Hand, und der junge Geistliche hinter ihm rief sofort wieder: »Schweigt, der Imam soll gehört werden!« Im Kabinettsraum herrschte augenblicklich Stille.
»Entschuldigen Sie, Exzellenz«, sagte Kalantari mit leiser, kaum hörbarer Stimme, »aber der Vorwurf einer Verschwörung mit den Amerikanern und dem Golfkooperationsrat, unseren beiden Hauptfeinden, wiegt schwer. General Buschasi riskiert viel, wenn er diese Anschuldigung gegen Sie vorbringt. Wird sie widerlegt, geht er seiner Mitgliedschaft im Obersten Verteidigungsrat verlustig und muß damit rechnen, inhaftiert zu werden. Obwohl der General weiterhin Ihr Untergebener ist, dem ein Disziplinarverfahren droht, wenn er Ihren Schweigebefehl nicht ausführt, möchten wir diese Angelegenheit geklärt sehen. Wir möchten Ihre Antwort auf diese Anschuldigungen hören.«
»Meine Antwort lautet, daß General Buschasi ein verdammter Lügner ist, der diese Vorwürfe nur erhebt, um einen Krieg mit dem Golfkooperationsrat und den Vereinigten Staaten zu provozieren, seine eigenen militärischen Mißerfolge zu vertuschen und einer Degradierung oder Entlassung zu entgehen«, erwiderte Nateq-Nouri. »Ich weise seine Anschuldigungen nachdrücklich zurück und enthebe ihn hiermit seines Postens als Oberbefehlshaber der Pasdaran und der Streitkräfte der Islamischen Republik.«
Der Imam wandte sich an General Buschasi und sagte ruhig:
»General, Sie dürfen jetzt reden. Präsident Nateq-Nouri hat Ihre Vorwürfe zurückgewiesen. Wollen Sie nicht entlassen und ins Gefängnis geworfen werden, müssen Sie Ihre Anschuldigungen beweisen. Wie lautet Ihre Antwort?«
»Hier ist meine Antwort, Euer Heiligkeit!« rief Buschasi laut, wobei er ein vereinbartes Zeichen gab. Die zweiflüglige Tür des Kabinettsraums wurde aufgestoßen, und zwei Wachposten führten einen Gefangenen herein. Der Mann trug grün-gelbe Häftlingskleidung, war in schwere Ketten gelegt, die Arme, Knöchel und Hals verbanden, und trug zusätzlich Handschellen, die den Effekt noch verstärkten. Beide Augen waren zugeschwollen und verfärbt, seine Finger dick verbunden. Der Gefangene war barfuß und konnte sichtlich nur unter starken Schmerzen gehen.
»Dieser Mann ist in der Nacht, in der das Spionageschiff die Trägerkampfgruppe Khomeini beschattet hat, in der Straße von Ormus aus dem Wasser gezogen worden«, sagte Buschasi und zeigte anklagend auf den in Ketten Gelegten. »Er ist an Bord des Schiffs gewesen, das zwei unserer Trägerflugzeuge abgeschossen hat. Wir haben Grund zu der Annahme, daß von seinem Schiff aus ein kleiner, aber leistungsfähiger Stealthaufklärer gestartet ist, der die Trägerkampfgruppe photographiert und die Bilder an CIA-Dienststellen, den Golfkooperationsrat und Israel übermittelt hat. Unsere Jagdbomber haben das Spionageschiff versenkt, aber zuvor war es einigen Besatzungsmitgliedern gelungen, es zu verlassen und sich in die Vereinigten Arabischen Emirate zu retten.«
Buschasi betrachtete seinen Gefangenen und lächelte freudlos. »Außerdem haben wir mehrere Tote geborgen, bei denen es sich um amerikanische Soldaten, möglicherweise amerikanische Marineinfanteristen, handeln dürfte.« Der Gefangene schloß die Augen, als leide er starke Schmerzen; die versammelten Männer sahen das und nickten einander zu, als habe er gerade ein Geständnis abgelegt.
Der Ayatollah Kalantari machte den Wachen ein Zeichen, sie sollten den Gefangenen an den Tisch führen. Dorf stand er vor den Imamen: mißhandelt und schwach, aber erhobenen Hauptes, während er die Geistlichen und die übrigen am Tisch
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