Stählerne Schatten
Südkorea gekommen wäre, in der Ostsee, kurz bevor die Vereinigten Staaten in Litauen mit Waffengewalt interveniert haben, in der Adria, bevor Ihre Marineinfanteristen in Bosnien an Land gegangen sind, und sogar im Schwarzen Meer, als die Feindseligkeiten zwischen Rußland und der Ukraine ausgebrochen sind.«
Buschasi gab die Akte seinem Adjutanten zurück. »Überall dort, Oberst White, haben die Vereinigten Staaten paramilitärische Commandos entsandt, die den Auftrag hatten, Spionage- und Sabotageakte, Attentate und Entführungen zu verüben. In mehreren Fällen sind von Hubschraubern transportierte Einheiten scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht, und wie sich später gezeigt hat, können sie nur von der Valley Mistress gekommen sein. Ihr Schiff hat eine ziemlich große Hubschrauberplattform, nicht wahr?«
»Es hat eine gehabt – bevor Ihre Jagdbomber es versenkt, meine Männer umgebracht und mich meinen Job gekostet haben!« antwortete White. »Hören Sie, General, Euer Ehren, natürlich bin ich in allen diesen Gebieten gewesen, aber ein Bergungsschiff muß dort sein, wo die Fetzen fliegen, wenn Sie wissen, was ich meine. Klar, ich habe mich von meinen Kameraden bei der Luftwaffe darüber informieren Lassen, wo bald wieder was passieren könnte. Wir halten uns immer in der Nähe solcher Krisenherde auf, weil wir unser Geld damit verdienen, daß wir Wertgegenstände bergen. Ja, wir haben ein großes Hubschrauberdeck und auch einen Hangar, weil der Hubschrauber unsere Reichweite erhöht – schließlich sind wir auch ein Rettungsunternehmen. Aber ich habe niemals Spionage an Bord gehabt! Das ist eine verrückte Idee, General.«
»Vielleicht erklären Sie uns dann«, sagte Buschasi, indem er sich von seinem Adjutanten ein großes Schwarzweißphoto geben ließ, »wozu ein Bergungsschiff ein Radargerät SPS-69 zur Luftraumüberwachung braucht?«
»Ein was? Entschuldigen Sie, General, aber ich weiß nicht, was… «
»Ein Radargerät SPS-69, das Flugzeuge in über hundertfünfzig Kilometer Entfernung erfassen kann«, sagte Buschasi. »Ein recht aufwendiges Gerät für ein Bergungsschiff. Unsere Taucher haben dieses Gerät nur wenige Seemeilen vom Wrack Ihres Schiffs entfernt gefunden. Ich habe hier eine Aufnahme seiner Antenne nach ihrer Bergung vom Meeresboden.«
»Ach, Sie meinen diesen alten… äh, dieses alte Ding?« fragte White und versuchte, trotz seiner Schmerzen in Rücken und Beinen zu grinsen. »Das haben wir vor Florida, wo die U.S. Navy ausgedientes Material versenkt, aus dem Wasser geholt. Wir benützen es für Werbephotos der Valley Mistress – damit sieht sie wie ein High-Tech-Schiff aus. Aber ich habe keine Ahnung, wozu das Ding gut sein soll. Wenn Sie sagen, daß das eine Überwachungsantenne ist, General, glaube ich Ihnen, aber wir haben damit nie den Luftraum überwacht. Wozu denn auch?«
»Außerdem haben wir auf dem Meeresboden massenhaft Teile elektronischer Geräte gefunden, die offenbar durch Sprengladungen zerstört worden sind, als solle sie niemand identifizieren können«, fuhr Buschasi fort. »Wir sind dabei, sie zu bergen, und werden sie bald identifiziert haben. Außerdem hat die Khomeini von ihrem Schiff ausgehende verschlüsselte Satellitensignale empfangen, die unserer Ansicht nach für den Stealthaufklärer bestimmt gewesen sind, der die Trägerkampfgruppe überflogen hat.«
»Ich schwöre Ihnen, Euer Ehren, daß ich nicht weiß, wovon er redet!« beteuerte White. »Klar, wir benützen Navigations- und Fernmeldesatelliten, aber bestimmt nicht, um Stealthaufklärer zu steuern. Ich habe keine Ahnung, was… «
«Sie sind ein Spion, Oberst White!« brüllte Buschasi los.
»Ein Agent der amerikanischen CIA, der gemeinsam mit Ali Akbar Nateq-Nouri versucht, die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes zu untergraben, um es für Angriffe des imperialistischen Westens verwundbar zu machen!«
»Ich ein Spion? Ich soll mit Ihrem Präsidenten zusammengearbeitet haben? Das ist verrückt!« widersprach White überrascht und erschrocken. Das war die beste schauspielerische Leistung seines Lebens, denn hier ging es um sein Leben. Er starrte Nateq-Nouri an und forderte ihn auf; »Sagen Sie ihnen, Mr. President, daß ich nicht für Sie arbeite. Sagen Sie ihnen, daß ich nichts von der CIA, von Spionage oder sonstwas weiß, sondern mich nur darauf verstehe, Funkgeräte zu reparieren und ein Bergungsschiff zu führen.«
»General Buschasi lügt, Mr. White«, antwortete NateqNouri, der
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