Stählerne Schatten
seine Sprechtaste. »Brücke, hier Lightfoot. Wir sind enttarnt. Ich schlage vor, daß Sie alle Mann auf Gefechtsstationen befehlen, mit Höchstfahrt die omanische Küste anlaufen und darauf vorbereitet sind, daß ein Prisenkommando an Bord kommt, feindliche Flugzeuge uns überfliegen oder Schlimmeres passiert.«
»Brücke, verstanden.« Unmittelbar danach schrillten die Alarmglocken dreimal, und aus den Deckenlautsprechern drang die Stimme des Kapitäns: »Alle Mann auf Gefechtsstationen…
alle Mann auf Gefechtsstationen, dies ist keine Übung.«
AN BORD DES IRANISCHEN FLUGZEUGTRÄGERS
KHOMEINI
»Brücke, Radarkontakt Luftziel, Peilung eins-zwo-null Grad, Entfernung sieben-komma-acht Kilometer, Geschwindigkeit zwo-vier-eins Stundenkilometer, Höhe zwo-komma-eins Kilometer, Kurs zwo-null-null Grad.«
Auf der Admiralsbrücke der Khomeini drehte Konteradmiral Akbar Tufajli, Kommandeur der siebten Kampfgruppe der Islamischen Revolutionswächter, sich nach seinem hinter ihm arbeitenden Gefechtsstab um. Auf der Admiralsbrücke, die unter der Kommandobrücke lag, aber trotzdem freien Blick übers gesamte Flugdeck bot, konnten Admiral Tufajli und sein Stab den Funk- und Bordsprechverkehr mithören und direkt Befehle erteilen – sogar anderen Schiffen des Verbands oder in der Luft befindlichen Einsatzflugzeugen –, die Vorrang vor denen aller anderen Kommandeure hatten.
Für einen verhältnismäßig jungen Mann besaß Tufajli gewaltige Macht. Als Jugendlicher war er ein gewöhnlicher Straßenverbrecher gewesen, der vor der Revolution wilde, blutige Hinrichtungen entlarvter Spitzel und Schergen des Schahregimes inszeniert hatte. Nachdem er sich 1981 den Revolutionswächtern angeschlossen hatte, hatte er rasch Karriere gemacht und immer größere Sondereinheiten und Stoßtruppen kommandiert. Jetzt war er der fünfthöchste Offizier der Pasdaran und hatte als besondere Auszeichnung den Befehl über die Revolutionswächter – fast dreitausend Commandos, Infanteristen, Piloten und weitere gutausgebildete Spezialisten – an Bord des ersten iranischen Flugzeugträgers erhalten.
Tufajlis Gefechtsstab, der in seiner Zusammensetzung dem des Kapitäns der Khomeini glich, war jetzt auf der Admiralsbrücke versammelt, überwachte alle wichtigen Abteilungen des Schiffs und unterstand dabei Tufajlis Stabschef, Brigadegeneral Muhammad Badi. »General«, fragte Tufajli laut, »ist das ein Flugzeug? Wie kann es so nahe an meine Kampfgruppe herankommen, ohne entdeckt zu werden?«
»Ungeklärt, Admiral, aber leider möglich«, antwortete Badi.
»Ein kleines Flugzeug, das unter fünftausend Kilo wiegt, langsamer als zweihundertfünfzig Stundenkilometer fliegt und weiter als fünfzehn Kilometer von der Khomeini entfernt ist, würde vom Gefechtsradar als ungefährlich unterdrückt. Sobald unser Angriff beginnt, würde etwas so Unbedeutendes ignoriert oder ausgeblendet.«
»Verdammt noch mal, Badi, dieses angeblich ungefährliche Luftziel ist jetzt ein nicht identifiziertes Flugzeug in weniger als zehn Kilometern Entfernung von meiner Kampfgruppe!«
brüllte Tufajli los. »Ich verlange, daß es sofort abgeschossen wird… nein, halt! Sendet es irgend etwas? Können wir vielleicht entschlüsseln, was es sendet… ?«
»Augenblick, ich frage nach«, sagte Badi. Wenig später berichtete er: »Admiral, das Flugobjekt sendet in unregelmäßigen Abständen und auf rasch wechselnden Frequenzen ungerichtete Mikrowellensignale. Wir empfangen sie nur unvollständig und können sie weder aufzeichnen noch entschlüsseln.«
Tufajli fühlte seine Zornesader anschwellen. Badi verwendete gern Fachausdrücke – das war einer seiner wenigen Fehler. » Sparen Sie sich den technischen Kram… sind das Satellitensignale, Badi?«
»Da es sich weder um Funk-, Stör- noch Radarfrequenzen zu handeln scheint, tippen unsere Techniker auf Satellitensignale«, bestätigte Badi.
»Ich verlange, daß diese Mikrowellensignale identifiziert und analysiert werden, bevor das Flugobjekt außer Reichweite unserer Fla-Lenkwaffen Crotale oder SA-N-9 kommt«, befahl Tufajli. »Danach will ich eine Liste sämtlicher Schiffe, die entlang des Kurses dieses Luftziels zwischen uns und der omanischen Küste stehen. Vielleicht ist das Flugobjekt eine Art Aufklärer, der sich jetzt auf dem Rückflug befindet. Ich erwarte schnellstens Meldung, von welchem Schiff aus er gestartet sein könnte.«
»Sofort, Admiral«, sagte Badi. Sobald er dem Gefechtsstab entsprechende
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