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Stählerne Schatten

Stählerne Schatten

Titel: Stählerne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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White zählte die Flugzeuge rasch nach, dann sagte er: »Das ist merkwürdig. Sie haben ihre ganze Angriffsstaffel an Deck.«
    »Was ist daran merkwürdig?«
    »Die Khomeini ist ein ehemaliger russischer Träger, und im Gegensatz zu den Amerikanern stellen die Russen ihre Maschinen niemals an Deck ab«, erklärte White ihm. »Sie lassen alle Starrflügler unter Deck und haben oben nur ein paar Hubschrauber für Rettungs- und Kurierflüge stehen. Deshalb können ihre Träger nur zwei Dutzend Jäger mitführen. Amerikanische Träger haben dreimal mehr an Bord – aber nur ein Drittel dieser Maschinen hat unter Deck Platz.
    Sehen Sie, Doc? Das Deck ist so klein, daß sie ihre Hubschrauber unmittelbar vor dem vorderen Aufzug und alle Jäger auf der Heckplattform aufgestellt haben«, fuhr White fort. »Sie brauchen soviel Platz, weil die Khomeini im Gegensatz zu anderen Trägern keine Katapulte hat. Die Russen haben diese Sprungschanze ursprünglich für STOL-Flugzeuge wie die später aufgegebenen Jak-38 Forger und Jak-41 Freestyle konstruiert, aber sie läßt sich – mit gewissen Einschränkungen – auch für konventionelle Flugzeuge verwenden.«
    Er zeigte aufs Heck des iranischen Flugzeugträgers. »Die Jäger starten hier hinten, ungefähr hundertachtzig Meter vom Bug entfernt. Die Maschine wird von einer Sperrklinke festgehalten, der Pilot schaltet seine Nachbrenner ein, die Sperre wird ausgelöst, und der Jäger startet mit voller Leistung. Beim Absprung von der Schanze wird er ungefähr dreißig Meter hochgeschleudert – aber gleich danach fällt er ungefähr zwanzig Meter weit aufs Meer zu, bis er genügend Fahrt aufgeholt hat… «
    »Soll das ein Witz sein?« fragte Masters ungläubig.
    »Nein, keineswegs«, versicherte White ihm. »Die Maschinen sinken so tief, daß hier am Bug eine kleine Plattform angebaut werden mußte, damit jemand dem Air Boss und dem Skipper über Funk melden kann, ob der Jäger es geschafft hat.
    Gleich nach dem Start ist er vom ›Krähennest‹ aus fünfzehn bis zwanzig Sekunden lang unsichtbar, und eine ins Meer abgestürzte Maschine würde vom eigenen Schiff überrannt.
    Die Suchoi Su-33 hat offenbar ein mit dem Radarhöhenmesser gekoppeltes spezielles Rettungssystem, das automatisch den Schleudersitz betätigt, wenn das Fahrwerk nicht belastet ist und die Maschine auf unter sieben Meter Höhe sinkt. Dieses manuell aktivierte System hat allerdings zu vielen Flugzeugverlusten geführt, weil junge Piloten in der Ausbildung vergessen haben, es kurz vor der Landung auszuschalten. Sie machen einen erfolgreichen Landeanflug, überqueren die Heckkante und werden wusch! aus ihrer Maschine geschossen, bevor der Fanghaken faßt.«
    Masters lachte wie ein kleiner Junge – seine Seekrankheit schien für einen Augenblick ganz vergessen zu sein.
    »Bei dieser Einsatzart kann’s an Deck verdammt gefährlich werden«, fuhr White fort. »Der Abstand zwischen der Flügelspitze eines startenden Jägers und den Rotorblättern dieser Hubschrauber beträgt wahrscheinlich keine zehn Meter.
    Außerdem kann niemand landen, solange diese Flugzeuge am Heck in der Landezone stehen, was bedeutet, daß es lange dauert, das Deck für eine Maschine zu räumen, die gleich nach dem Start in Schwierigkeiten gerät… «
    »Woran denken Sie, Boß?« Das war Paul Whites Stellvertreter, Oberstleutnant Carl Knowlton, USAF.
    White schüttelte den Kopf. »Oh, an nichts Bestimmtes. Mich wundert’s nur, daß alle diese Flugzeuge nachts an Deck herumstehen.« Er sah wieder auf den Bildschirm. »Und die Sprungschanze ist frei. Wollten sie den Hangar nur leer räumen, um ihn sauberzumachen oder darin wie auf amerikanischen Trägern eine Party, einen Empfang, ein Basketballspiel oder sonst was zu veranstalten, hätten sie die Flugzeuge übers gesamte Deck verteilen können.«
    »Glauben Sie, daß sie heute nacht noch fliegen wollen?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?« lautete Whites Gegenfrage. »Die Russen lassen ihre Trägerflugzeuge nie nachts starten, und die Khomeini ist erst seit ungefähr einem Jahr einsatzbereit, so daß Nachtstarts an sich nicht in Frage kommen können. Die Iraner müßten strohdumm sein, wenn sie ihre Maschinen nachts von einem Träger starten lassen, der in einem engen Kanal nicht in den Wind gedreht werden kann und wegen des vollgestellten Decks keine Notlandung zuläßt. Andererseits habe ich die iranischen Militärs noch nie für sonderlich intelligent gehalten.« Er machte eine

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