Stählerne Schatten
Whiteman bringt.«
»Ja, Sir. Ich bin bereit«, sagte Samson aufgeregt. Auf der Whiteman Air Force Base bei Knob Noster, Missouri, waren die Stealthbomber B-2A Spirit stationiert. Obwohl sie schon einige Male unbedeutende Einsätze geflogen hatten, sollten sie erst gegen Ende des Jahres voll einsatzbereit sein. Was zum Teufel ging hier vor? »Was können Sie mir sonst noch erzählen, Sir?«
»Die Iraner scheinen Anstalten zu machen, den Persischen Golf zu sperren«, antwortete Shaw. »Im Auftrag der NSA soll ein Sonderkommando eine spezielle Kampfgruppe zusammenstellen, die in diesem Fall Ziele im Iran angreift – und der Präsident will Bomber.«
»Ja, Sir«, sagte Samson. »Ich bin bereit. Wer führt diese Kampfgruppe?«
»Das weiß ich nicht«, lautete Shaws rätselhafte Antwort.
» Alles streng geheim, NSA-Sache. Was Sie fürs erste an Unterlagen brauchen, erhalten Sie im Flugzeug.«
»Ich verstehe. Ich bin bereit, Sir«, wiederholte Samson.
»Machen Sie’s gut, Terrill«, sagte Shaw. »Ich weiß nicht, wer diese Kampfgruppe führt, aber ich weiß, daß sie aus den wirklich besten Leuten gebildet wird. Sobald die Sache vorbei ist, besuchen Sie mich in Langley und erzählen mir, wie alles gelaufen ist.«
»Wird gemacht, Sir«, bestätigte Samson, »Vielen Dank für Ihr Vertrauen. Eighth Air Force, Ende.«
Als Terrill Samson den Hörer auflegte, gingen ihm tausenderlei Dinge durch den Kopf. Er mußte seine Frau anrufen und ihr sagen, daß er dienstlich verreisen würde (Scheiße, dachte er, was für eine grandiose Untertreibung!); er mußte seinen Stellvertreter informieren, die Geschwader benachrichtigen, seinen Stab verständigen… »Hauptmann Ellis!«
»Sir?« antwortete der Wachleiter in der Kommandozentrale.
Samson war bereits auf dem Weg zur Tür. »Sagen Sie General Andleman, daß ich nach Whiteman muß und er hier die Stellung halten soll. Base Ops soll mich benachrichtigen, sobald die C-20 sich vor der Landung bei Shreveport Approach meldet. Und sagen Sie meiner Frau… « Er machte eine Pause, um über seinen Auftrag und die möglichen Konsequenzen daraus nachzudenken. »Sagen Sie ihr, daß ich sie heute abend anrufe. Todsicher anrufe.«
SACRAMENTO, KALIFORNIEN
14. APRIL 1997, 20.55 UHR ORTSZEIT
Die neue Bedienung hatte nach nur einem Tag gekündigt, weil sie fand, das Leben sei zu kurz, um es damit zu vergeuden, für einen »mit Speed vollgepumpten Sklaventreiber« zu arbeiten, deshalb mußte der Besitzer der kleinen Taverne am Sacramento River in Old Sacramento selbst als Kellner aushelfen.
Es war schon lange her, daß er Bestellungen hatte aufnehmen müssen. In weißem Oberhemd mit bunter Fliege, beiger Sommerhose und schwarzen Reeboks lief er zwischen Bar, Restaurant und Küche hin und her, servierte Drinks und Vorspeisen, räumte Geschirr ab, wischte Tische ab und legte Gedecke auf.
Und er dachte die ganze Zeit daran, daß er immer lächeln, ein paar freundliche Worte sagen und seine Gäste so zuvorkommend wie möglich behandeln mußte.
Der ursprüngliche Besitzer, der die Taverne gekauft hatte, als er vor über fünfzehn Jahren aus dem Sacramento Police Department ausgeschieden war, war nie freundlich oder zuvorkommend gewesen. Trotzdem – oder vielleicht deshalb – war McLanahan’s Pub, der nur sieben Blocks vom Polizeipräsidium entfernt lag, eine der beliebtesten Polizistenbars von Sacramento gewesen. Cops, Sheriff’s Deputies und sogar FBI-Agenten, die in der kalifornischen Hauptstadt arbeiteten, waren nach Dienst abwechselnd bei Gillooly’s, im Pine Cove und bei McLanahan’s eingekehrt. Die Gäste des erfahrenen pensionierten Sergeanten hatten stets mit guten Ratschlägen, interessanten Geschichten, gutmütigem Spott und freundschaftlicher Kritik rechnen können – aber nie mit Zuvorkommenheit.
Der neue Besitzer war kein Cop, und obwohl sein jüngerer Bruder bald die Police Academy besuchen würde und an den Wänden noch immer alle Polizeiphotos und –andenken hingen, war die Bar keine Polizistenkneipe mehr wie früher. Weil die Gäste, darunter viele Touristen, heutzutage anspruchsvoller waren, hatte McLanahan’s sich ebenfalls verändert und servierte außer kaltem Bier und Bourbon auch Chardonnay aus dem Napa Valley und mehrere Sorten Espresso. Touristen, die Mokka und vegetarische Hors d’oeuvres bestellten, erwarteten coole, weltmännische Barkeeper, die wie Tom Cruise aussahen, und hübsche kalifornische Bedienungen, die sonnengebräunt und fröhlich waren –
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