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Stählerne Schatten

Stählerne Schatten

Titel: Stählerne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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jung war und das Herz eines Zwanzigjährigen hatte, etwas tun, wozu er in letzter Zeit selten kam – fliegen gehen.
    Tatsächlich würde das kein reiner Vergnügungsflug werden, denn heutzutage war kein Geld dafür da, mit einem Düsenjäger für zwei Millionen Dollar nur ein bißchen spazierenzufliegen.
    Samson hatte beim Second Bomb Wing angerufen, einen jungen B-52-Fluglehrer gefunden, der nachmittags Zeit hatte, und mit ihm einen Überprüfungsflug vereinbart. Jeder fliegende Offizier mußte pro Quartal eine gewisse Anzahl Starts und Landungen, ILS-Anflüge und so weiter nachweisen, und Samson hatte auf diesem Gebiet einiges nachzuholen. Der Planungsstab hatte eine Maschine für sie reserviert, Samson fand Fliegerkombi und -Stiefel in einem Schrank in seinem Dienstzimmer, und der Überprüfungsflug wurde angesetzt.
    Normalerweise bringt jeder Dienstgrad gewisse Privilegien mit sich, und Überprüfungsflüge für Dreisternegenerale sind oft nur eine Formalität, die sich in wenigen Minuten erledigen läßt. Aber der junge Fluglehrer, den Samson gefunden hatte, dachte nicht daran, dem Kommandeur der Eighth Air Force etwas zu schenken, und der General hätte das auch nicht zugelassen. Wie bei jedem Überprüfungsflug mußte Samson als erstes fünfzig Testfragen über Notverfahren bei dem Düsentrainer T-38 Talon beantworten. Niemand durfte eine Luftwaffenmaschine fliegen, ohne gründliche Kenntnisse aller Flugzeugsysteme nachgewiesen zu haben. Während drei junge Offiziere amüsiert zusahen, setzte der Dreisternegeneral sich in Base Operations an einen Flugplanungstisch und machte sich an die Arbeit.
    Samson hatte mehr Einsatzflugstunden als diese drei jungen Kerle miteinander Gesamtflugstunden hatten, und mehr über die Fliegerei vergessen, als sie jemals wissen würden, aber jetzt mußte er sich zusammenreißen, um diesen verdammten Multiplechoice-Test zu bestehen. Trotzdem machte er sich ohne Zögern an die Arbeit – kein Jammern, keine Kompromisse, keine Sonderregelungen.
    So war es bei Samson immer gewesen, In seiner dreißigjährigen Laufbahn – vom einfachen Soldaten zum Dreisternegeneral – hatte sein ganzes Leben aus einer Serie von Herausforderungen und Erfolgen bestanden.
    Im Jahre 1968 war Terrill Samson gerade siebzehn gewesen – ein Schulabbrecher, der sich der Wehrpflicht zu entziehen versuchte, um nicht nach Vietnam zu müssen und dort wie viele seiner Freunde aus seiner Detroiter Jugendbande zu fallen. Sein Bewährungshelfer hatte ihm geraten, sich freiwillig zu melden, um nicht automatisch an seinem achtzehnten Geburtstag einen Einberufungsbefehl zu erhalten. Samson hatte sich nur deshalb zur Luftwaffe gemeldet, weil das Rekrutierungsbüro der U.S. Navy auf dem Territorium einer feindlichen Jugendbande lag. Seine Mutter Melba hatte geweint, als sie die Verpflichtungserklärung ihres Jüngsten unterschrieb, und sich von Terrill versprechen lassen, er werde ihr regelmäßig schreiben. Seine Mutter zu enttäuschen, wäre ihm niemals in den Sinn gekommen.
    Die frühen siebziger Jahre, in denen der Vietnamkrieg zu Ende ging, verbrachte Samson größtenteils damit, Teereimer über glühendheiße Baustellen zu schleppen und in ganz Südostasien Straßen und Flugplätze instand zu setzen. Seinen Wehrsold schickte er bis auf fünf Dollar seiner Mutter, die sich in ihren Briefen besorgt erkundigte, ob die Einsätze auch nicht zu gefährlich seien. Samson war von dem Gedanken besessen, seinen Schulabschluß nachzuholen, etwas dazuzulernen und sich fortzubilden, nur um seiner Mutter ein neues Diplom oder Zertifikat schicken zu können, das ihr bewies, daß er seine Zeit zu nutzen wußte.
    Da ihm kaum Taschengeld blieb, verbrachte er seine Freizeit hauptsächlich in der Unterkunft, wo er unfreiwillig vielen Vorgesetzten auffiel, die sich seiner annahmen. Der First Sergeant seiner Staffel wies ihn an, seinen High-School-Abschluß nachzuholen, um so den Bildungsdurchschnitt der Staffel zu heben.
    Samson führte den Befehl aus. Ein anderer First Sergeant befahl ihm, sich weiterzuverpflichten, damit seine Verpflichtungszahlen gut aussahen. Samson führte auch diesen Befehl aus.
    Der große, gutaussehende, strebsame, erfolgreiche schwarze Soldat wurde die »Reklamefigur« der Luftwaffe – als Ideal eines Mannschaftsdienstgrads. Nachdem er in Rekordzeit zum Staff Sergeant befördert worden war, erhielt er das Angebot, die Offiziersschule auf Kelly Field in San Antonio, Texas, zu besuchen. Überall war es besser

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