Stählerne Schatten
zweite Bedienung, die diese Woche gekündigt hat. Wir stellen nur erfahrene Kräfte ein, Patrick – mit denen kannst du nicht so umspringen. Du mußt sie ein paar Platzrunden fliegen und mehrmals Aufsetzen und Durchstarten üben lassen, bevor der Standard-Überprüfungsflug losgeht.«
Patrick mußte über ihren Vergleich aus der Militärfliegerei lächeln. Diese Ausdrücke hatte er schon lange nicht mehr gehört. »Ja, Ma’am«, sagte er, grüßte zackig und küßte Wendy dann die Hand. Sie betrachtete ihn skeptisch, als fürchte sie, er nehme ihre indirekte Kritik nicht ernst. «Hey, ich versuche nur dafür zu sorgen, daß alles gut läuft. Natürlich sehe ich besser, ob eine Bestellung endlos lange herumsteht, wenn ich in der Nähe der Tür bleibe. Ich versuche nur zu helfen, den Laden am Laufen zu halten… «
»Laufen tun nur unsere Mädchen«, stellte Wendy fest. »Laß sie einfach in Ruhe arbeiten – sie fühlen sich unwohl, wenn der Chef dauernd in der Nähe ist. Hast du jemals besser gearbeitet, wenn Oberst Anderson, dieser Sklaventreiber, neben dir gestanden und dich dazu aufgefordert hat?« Sie hielt inne, als sie sah, wie Patrick ins Leere starrte, als erinnere er sich an ferne Orte und Gesichter, die er sein Leben lang nicht vergessen würde. »Entschuldige, Sweetheart«, sagte Wendy mit sanfter Stimme. »Ist es zu schmerzlich für dich, wenn ich… «
»Nein, nein, schon gut«, wehrte Patrick ab. »Ich habe nur schon lange nicht mehr an ihn oder die anderen gedacht.«
»Bockmist!« sagte Wendy knapp. Sie drückte seine Hand fester. »Du denkst dauernd an sie. Das merke ich, wenn du beim Telefonieren oder Auskehren plötzlich ins Leere starrst…
dann bist du im Cockpit einer Megafortress oder einer dieser andren Maschinen, die du gebaut hast, wirfst Bomben und rast mit Mach eins herum, während dein Haar in Flammen steht.«
»Hey, hör zu, das liegt alles hinter mir… hinter uns«, wehrte Patrick ab. Er nickte seiner Frau beruhigend zu und deutete dann auf den Bildschirm. »Kannst du mir eine Liste von Bewerberinnen ausdrucken? Ich rufe morgen früh ein paar an und sehe zu, daß wir Ersatz bekommen.«
»Das mache ich schon«, sagte Wendy. Sie legte ihm sanft die Hand unters Kinn, damit er wieder sie ansah. »Wir können darüber reden, weißt du… übers Militär. Ich kann darüber reden.«
»Da gibt’s nicht viel zu reden, stimmt’s?« fragte Patrick hörbar verbittert, »Wir sind draußen, gegen unseren Willen in den Ruhestand versetzt. Alles, was wir aufgebaut haben, ist futsch; was wir können, ist wertlos. Wir sind zwei Akademiker, die in einem Einzelzimmerapartment über einer Bar wohnen. Wir leben von unseren Versehrtenpensionen, essen und trinken nur, was es an der Bar gibt, und sitzen sogar vor dem Fernseher in der Bar, weil wir uns keinen eigenen leisten können.« Er drückte ihre Hand. »Nicht gerade das Leben, das ich meiner Frau bieten wollte, Wendy.«
»Was soll plötzlich dieses weinerliche Selbstmitleid, Lover?« fragte Wendy tadelnd. »Natürlich bekommst du nach deinem vorzeitigen Ausscheiden aus der Luftwaffe noch keine Pension – weil du gerade erst über vierzig bist! In den vergangenen zwanzig Jahren hast du mehr erlebt und getan als die meisten Männer in zwei Leben. Dein Restaurant in der kalifornischen Hauptstadt wirft so viel ab, daß du das Studium deines Bruders und die Eigentumswohnung deiner Mutter in Palm Springs bezahlen kannst. Wir leben über der Bar, weil’s nichts kostet, und legen Geld für die Eigentumswohnung am Lake Tahoe zurück, die du dir schon immer gewünscht hast.
Okay, wir essen, was es an der Bar gibt, aber unser Zeug ist echt gut – und du siehst nicht gerade verhungert aus, Lover, wenn ich das mal sagen darf. Weshalb plötzlich dieser Überdruß?«
»Ich leide nicht an Überdruß, Wendy«, versicherte er. »Ich wollte nur schon mehr erreicht haben, das ist alles.«
»Du bist unglücklich, weil du nicht fliegst, stimmt’s?« fragte Wendy. »Patrick, du kannst jederzeit fliegen gehen – auf den beiden Flughäfen der Stadt warten Dutzende von Leihflugzeugen auf dich. Kunstflugmaschinen, Düsenjäger, Hubschrauber, Oldtimer, Rennflugzeuge… du hast Berechtigungen für praktisch alles, was fliegt. Wenn’s nach mir ginge, würdest du öfters ausgehen, dich mit ehemaligen Kameraden treffen oder sogar ein Buch schreiben.
Aber beim Militär hast du deine Pflicht erfüllt, Patrick.
Deine Arbeit ist getan. Du bist ein echter Held. Du
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