Staffel I Episode 02. Chinks! - Survivor: Staffel I - Episode 02
aufginge …
Aber das war nicht so einfach, wie sich unsichtbar zu machen.
Sie brauchte einen Schlüssel.
Ai wünschte sich so sehr, einen Schlüssel zu haben, dass sie vor dem geistigen Auge sah, wie sie ihn ins Schloss steckte. Sie sah alles ganz klar und deutlich vor sich. Sie hatte keine Ahnung vom Mechanismus eines Schlosses, aber seltsamerweise wusste sie genau, welche Stifte sie nach oben drücken musste, um ein anderes Teil zu lösen, damit es sich drehte und …
Klack.
Ai hörte es nicht nur, sie sah vor ihrem inneren Auge, wie der Riegel zurückschnappte.
Die Tür war auf.
Sie hatte das Schloss nur mit der Kraft ihrer Gedanken geöffnet.
Noch so ein Wunder. Ma und Daddy waren ihr wieder zu Hilfe gekommen!
Ai schlich hinaus aus der Küche und die Treppe hoch, vorbei am Zimmer der Wächter, wo noch immer geraucht, getrunken und ferngesehen wurde.
Niemand bemerkte sie.
Noch nicht.
6
Zischend öffnete sich die Tür zur Kammer mit den furchterregenden Maschinenmonstern. Das Schott fuhr nach oben und verschwand in der Decke. Zwei der scheußlichen Cyborgs kamen mit stampfenden Schritten auf Ai zu – der mit den blutigen Krallenhänden, der den Mann so brutal ermordet hatte, und der mit der Laserwaffe anstelle einer rechten Hand. Er hob die Waffenhand, um auf das Mädchen zu schießen, als etwas Unerwartetes geschah.
Ai setzte ihre telekinetische Kraft ein. Das schwere Schott sauste genau in dem Moment wieder nach unten, als sich die beiden Cyborgs direkt darunter befanden, und zertrümmerte ihnen die Schädel.
Blut und Hirnmasse, sprühende Funken und Rauch quollen aus ihren einst menschlichen Köpfen.
Das schwere Tor verklemmte sich dabei derart, sodass die anderen Maschinenmenschen den Raum nicht mehr verlassen konnten.
Ai ergriff dennoch die Flucht. Sie rannte über den Gang, den sie gekommen war, zurück zur Galerie. Sie musste wieder zu den anderen, zu den Gefährten, auch wenn sie sich nicht an deren Freundschaft erinnern konnte. Vor allem Proctor war wichtig, der Mann, der ihr so unheimlich war. Nur er konnte die Energiezelle des Schiffes aufladen. Dann würde dieser Albtraum ein Ende haben. Sie würden zurückkehren zu dem Ort, von dem sie aufgebrochen waren, wo immer er sein mochte. Und dann würden sie vielleicht erfahren, was geschehen war.
Und wenn nicht, spielte es auch keine Rolle. Hauptsache, weg von hier. Raus aus dieser Fabrik, fort von dieser Welt, die von Maschinenmonstern und Ungeheuern bevölkert wurde.
Aber Proctor und die anderen sowie die Gruppe der Chinesen waren zu Ais Entsetzen nicht mehr zu sehen.
In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass sie gar nicht mehr auf ihre Tarnung geachtet hatte. Ehe jemand sie sehen konnte, konzentrierte sie sich darauf, wieder unsichtbar zu sein. Dann eilte sie weiter. Sie musste die anderen finden und warnen, denn sie wurden direkt in eine Falle geführt.
Vorsichtig folgte Ai der Galerie. Bei jedem Schritt vibrierte der Boden unter ihren Füßen, und feine Rostpartikel lösten sich aus dem verrotteten Eisen und rieselten in die Tiefe. Doch niemand entdeckte sie.
Keiner kann mich sehen, ich bin gar nicht da, keiner kann mich sehen …
Ai erreichte einen Gang, der durch die Außenwand der Halle weiter in die Tiefe führte, und erspähte gerade noch einen der Chinks, der um eine Ecke bog und verschwand. Er trug eine Waffe in der Hand.
Einen Augenblick war Ai unschlüssig. Sollte sie weitergehen? Abbiegen? Eine Wahl war so gut wie die andere. Sie beschloss, dem Chink zu folgen.
Der Gang, durch den sie eilte, war vollständig mit Metall verkleidet. An den Wänden zogen sich rostige Rohre und Kabel entlang. Alles wirkte massiv, als müsste es ungeheurem Druck und ständiger Belastung standhalten; zugleich sah es alt und verrottet aus. Ai hatte das Gefühl, durch die stählernen Eingeweide einer Raffinerie zu laufen. Doch was von der Decke tropfte, war kein Öl, sondern salziges Wasser.
Seltsam. Wasser, vermischt mit Rost, und es schmeckte salzig?
Ai wurde jäh aus ihren Beobachtungen gerissen, als der Gang die nächste Biegung machte. Vor ihr erklangen Stimmen. Die metallene Röhre verzerrte die Geräusche beinahe bis zur Unkenntlichkeit, aber Ai konnte dennoch erkennen, dass es nicht die Stimmen ihrer Gefährten waren. Sie hörte den kantonesischen Singsang der Chinks heraus und eine weitere hohe Stimme.
Und diese Stimme sprach kein Chinesisch.
Vorsichtig schlich Ai näher heran. Jeder ihrer Schritte schien auf dem metallenen
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