Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg
-und ich habe erst vor ein paar Wochen das hier entdeckt !«
Er trat an die Rückwand, die noch nicht vollständig mit Beton verkleidet war. Man sah den nackten Kalkstein unter der Stadt und eine unregelmäßige Öffnung darin. Dahinter war es dunkel. Er schaltete eine starke Lampe ein, die durch die Öffnung in die Schwärze leuchtete, und trat dann beiseite.
»Sehen Sie selbst !« sagte er mit einer einladenden Handbewegung.
Es war Manfred, der sich als erster durch die Öffnung drängte - und ein höchst verständnisloses Gesicht machte. »Ein alter Bergwerksstollen - ist das alles ?«
»Ich würde lieber nicht zu weit hineingehen, Herr Behrens, denn da gibt es Sprengfallen«, sagte Eichfeld und grinste böse, als Manfred wie von der Tarantel gestochen zurücksprang. »Eine gleich im Eingangsbereich konnte ich entschärfen, aber nur, weil ich mehr Glück als Verstand hatte. Für so etwas bin ich nicht ausgebildet !« Er deutete auf die rostigen Gleise einer Grubenbahn, die im Licht der Lampe ebenso sichtbar wurden wie einige alte offene Waggons und eine kleine elektrische Zugmaschine, wie man sie vielleicht vor 70 Jahren in Kohlengruben zum unterirdischen Transport der Bergleute eingesetzt haben mochte. »Offenbar gab es hier früher so etwas wie eine Endstation, aber der Zugang nach oben in die Stadt ist verschüttet .«
Er trat durch die Öffnung in der Wand und winkte den anderen, ihm zu folgen. Den sicheren Bereich hatte er mit Kunststoffband markiert.
Der unterirdische Hohlraum war etwa 20 Meter lang, fünf Meter breit und kaum mehr als zwei hoch.
Auf einem Stativ innerhalb des gesicherten Bereichs stand ein Scharfschützengewehr mit Nachtsichtoptik und Infrarot-Zielbeleuchtung. Eichfeld deutete auf die Waffe, die kein Magazin trug und deren Verschluß geöffnet war, so daß man sah, daß sich auch in der Kammer keine Patrone befand. »Ich habe das Gewehr als Meßgerät mißbraucht«, sagte er. »Der Stollen, durch den das Lorengleis verläuft, zieht sich schnurgerade in den Berg, jedenfalls soweit die Zieloptik reicht. und das sind zwei Kilometer. Ich habe die Himmelsrichtung, in die der Stollen verläuft, so gut vermessen, wie mir das mit meinen eingeschränkten Möglichkeiten hier unten möglich war. Er führt exakt nach Südwesten .«
». also genau in den Bereich des ehemaligen Sonderbauvorhabens III«, ergänzte Magnus.
Eichfeld nickte stumm, während Manfred beide Männer fragend ansah. »Hätte jemand die Güte, mich darüber aufzuklären, wovon hier die Rede ist ?«
»Nachher«, sagte Magnus mit Nachdruck. »Da angesichts der Bedeutung dieser Anlage davon auszugehen ist, daß wir hier auf weitere Sprengfallen stoßen, ordne ich an, daß sich die Männer für den Rest des Tages ausruhen. Die vergangene Nacht war anstrengend, und ich möchte nicht, daß jemand einen Fehler macht, nur weil er nicht ausgeschlafen ist .«
*
Am nächsten Morgen wußte Manfred alles über das ehemalige Sonderbauvorhaben III und wunderte sich jetzt auch nicht mehr darüber, daß drei Wissenschaftler des hochangesehenen Instituts von Professor Schulz zu ihrer Gruppe gehörten.
Auch wenn er die Gründe, die zum Bau der geheimen Anlage geführt hatten, von ganzem Herzen ablehnte, so war er doch neugierig darauf, Überreste des Dritten Reiches zu erkunden, von denen scheinbar weder die damaligen Sieger noch die Bundesregierung etwas wußten.
Oberfeldwebel Posner machte sich mit drei Spezialisten jenseits von Eichfelds Keller daran, mögliche Sprengfallen zu entdecken und zu entschärfen. Im Laufe des Vormittags gelang es den Männern, den Bereich des unterirdischen Bahnhofs vollständig zu sichern.
»Die meisten der Fallen hätten wir noch vor zehn Jahren nicht finden können«, erstattete Posner Meldung. »Ihre Technik und ihr Aufbau waren der damaligen Zeit um Jahrzehnte voraus. Und auch heute noch hätten wir die eine oder andere vielleicht übersehen, wenn die verwendeten Sprengstoffe nicht langsam alt würden und ausgasten .« Er deutete auf einen kleinen Apparat, den er mit einer Schlaufe am Gürtel befestigt hatte. »Diese hochempfindlichen Gasspürer lassen sich zum Glück mit ausreichender Genauigkeit auf die Nitroverbindungen der damals verwendeten Sprengstoffe einstellen, so daß wir die Fallen sozusagen erschnüffeln konnten .«
»Was ist mit dem Stollen ?« wollte Wittmann wissen.
»Wir sind gut einen Kilometer tief eingedrungen und haben keine weiteren Fallen entdeckt«, erklärte Posner.
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