Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg
wußte, daß diese Kuh uns haßt« - jetzt war das Wort heraus - »aber soviel Raffinesse hätte ich ihr nicht zugetraut. Sie nutzt die Anwesenheit der Weltpresse, um uns schlecht aussehen zu lassen .« Der Marschall grübelte. »Wenn wir die Kampagne unterbinden, läuft sie zu ihren ausländischen Kollegen und jammert über die Unterdrückung der Pressefreiheit im bösen, bösen Thule. Lassen wir sie weiter frei schreiben, stellt sie uns als Bande hin, die einen Kriegsverbrecher deckt !«
»Ich könnte sie verschwinden lassen«, schlug Wittmann vor, was ihm einen entsetzen Blick Manfreds eintrug. »Vorübergehend oder auch dauerhaft!«
Auch der Marschall war mit diesem Vorschlag nicht einverstanden. »Das habe ich nicht gehört, Hauptmann! Im Reich Thule herrschen Recht und Gesetz. Wir bekämpfen unsere Gegner stets mit offenem Visier. Die hinterhältigen Methoden der Freiheitsfeinde in aller Welt haben wir nicht nötig, ist das klar ?«
Magnus nickte stumm, und er lief sogar ein ganz klein wenig rot an.
»Nein, wir haben nur eine Möglichkeit, dieser freundlichen Dame den Wind aus den Segeln zu nehmen .« Bittrich hatte sich wieder beruhigt und verkündete seinen Entschluß: »So leid es mir tut, wir werden Hauptmann McBain vors Kriegsgericht stellen und wegen des Neutronenbombenwurfs auf Schanghai anklagen müssen. Ich leite gleich alles in die Wege, um das so schnell wie möglich zu bewerkstelligen. Ich denke, wir können das Verfahren schon für Anfang Februar ansetzen. Bis dahin sind Sie von allen Aufgaben suspendiert, Mike. Sie haben das Recht auf einen Verteidiger Ihrer Wahl, aber wenn Sie mir vertrauen, sollten sie Oberst von Galen nehmen. Ich rufe ihn gleich an, damit er sich mit Ihnen in Verbindung setzt. Noch Fragen?«
Nein, Mike hatte keine Fragen mehr. Er fühlte sich gerade, als sei ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden.
*
Eine halbe Stunde später saß Manfred Behrens in Uschi Brauns Büro im Redaktionsgebäude der »Thule-Nachrichten«. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit hatte er ihr alles erzählt, was vorhin im Büro des Marschalls besprochen worden war. Nun ja - fast alles. Die Episode mit der japanischen Bedeutung des Wortes »Uschi« hatte er ausgelassen, weil er um ihren aufbrausenden Charakter wußte.
»Warum um alles in der Welt will der alte Drecksack den Prozeß so schnell ansetzen? Was verspricht er sich davon ?«
»Wie er sagte, will er der Weltpresse nicht nur demonstrieren, daß sich das Reich Thule an die eigene Verfassung hält, sondern vor allem auch, daß bei uns Kriegsverbrechen keinesfalls geduldet werden .«
»Bei uns? Zählst du dich jetzt schon zu denen, Manfred ?«
»Du weißt, wie ich das gemeint habe, mein Schnuckelchen. Und du vergißt hoffentlich nicht dein Versprechen, daß ich derjenige bin, der für unser Blatt von dem Verfahren berichten darf .«
»Ganz bestimmt nicht. Trotzdem verstehe ich nicht, weshalb Bittrich das Verfahren ansetzt, solange die ganze Weltpresse noch hier ist. Die werden sich auf den Prozeß stürzen. Solange die Meute hier ist, hat er keine Chance, Akten zu fälschen oder Beweise zu unterdrücken. Die Richter werden gar nicht anders können, als diesen dahergelaufenen Amerikaner zum Tode zu verurteilen !«
*
Der nächtliche Februarregen über Ostdeutschland hatte Thüringen nicht erreicht. Über dem Waldgebiet westlich von Arnstadt hingen schwere Nebelbänke, als sich SZ 47 im allerersten Licht des frühen Morgens vom Himmel senkte.
30 Männer in Zivil sprangen aus dem Stahlzeppelin auf bundesdeutschen Boden. Für das, was vor ihnen lag, waren nicht alle Angehörige der »Sondergruppe Wittmann« vonnöten. Der Hauptmann hatte 25 seiner besten Männer ausgesucht. Zusammen mit ihm selbst, drei Doktoren vom Schulz-Institut in NeuBerlin und dem Berichterstatter Behrens war die Gruppe komplett.
Keiner der Männer trug eine Waffe, jeder von ihnen führte falsche Papiere mit sich. Wittmann, Behrens und einige andere, die das System kannte, hatten ihre Gesichter mit den schon be-kannten Folien getarnt, die an der Technischen Hochschule Neu-Berlin entwickelt worden waren und das Aussehen ihres Trägers ebenso komplett wie unauffällig veränderten.
Diesmal hatte keiner eine dunkle Hautfarbe gewählt - was in Berlin ein Vorteil war, hätte hier nur auffällig gewirkt.
Die Männer trennten sich und huschten einzeln oder zu zweit davon. Wittmann gab das verabredete Handzeichen, der Stahlzeppelin hüllte sich wieder in seine
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