Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg
oben.
»Ich empfehle, daß wir uns mit zehn Stundenkilometern begnügen«, sagte Manfred. »So können wir vor etwaigen Hindernissen oder Gleisbrüchen noch rechtzeitig anhalten .«
Magnus nickte. Wenn Manfred recht hatte, dann hatte er recht.
*
Der Tunnel führte mit deutlich spürbarer Neigung nach unten. Manfred konnte den Leistungsregler fast auf Null zurücknehmen. Die Schwerkraft hielt den kleinen Zug in Bewegung.
Das trübe Licht der Stirnlampe erhellte immer nur wenige Meter des Wegs vor der Lok, aber man hätte auch deutlich schneller fahren können, als man es tat, denn die Gleise waren aus bestem Stahl und immer noch intakt. Auch war der in den massiven Kalkstein des Jonastals gehauene Tunnel noch so stabil wie am ersten Tag.
Nach einer Stunde Fahrt wurde es vor dem Bähnchen hell. Dann hatte man den Tunnel hinter sich, Lok und Wagen fuhren in einen großen unterirdischen Bahnhof ein, von dem große Gänge in verschiedene Richtungen abzweigten.
Das Erstaunlichste an der Anlage waren allerdings weder ihre Größe noch ihre Komplexität oder ihr wie neu wirkender Erhaltungszustand, sondern die Tatsache, daß die Halle beleuchtet war!
Zwar herrschte ein eher schummriges Licht, aber das kam daher, daß nur die kleinen Lampen der Notbeleuchtung eingeschaltet waren. Wie können die seit 66 Jahren ununterbrochen funktionieren? fragte sich Wittmann. Selbst eine Notleuchte muß doch irgendwann mal durchbrennen! Und nach so langer Zeit ist auch die beste Batterie leer. Hier muß es noch eine funktionierende Stromversorgung geben, wurde ihm klar. Nach all den Jahren...!
Manfred ließ den Zug an dem kleinen Bahnsteig sanft ausrollen und sprang als erster auf die Plattform. Doch kaum hatten seine Füße den Beton berührt, peitschte ein Schuß durch die gerade noch so stille Halle. Der Journalist wurde herumgewirbelt und stürzte rücklings zu Boden.
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Er holt aus Büchern der Ahnen Die Verheißung, die nicht trügt Daß die erkoren sind zum höchsten Ziel Zuerst durch tiefste Öden zieh'n
(Von Thronstahl)
4. Vor deutschen Richtern
Das oberste Kriegsgericht des Reiches Thule bestand aus fünf Richtern, alle im Generalsrang. Der Ankläger war ein noch junger, höchst ehrgeiziger Oberstleutnant.
Mike McBain fühlte sich alles andere als entspannt, als er neben Oberst von Galen auf der Anklagebank Platz nahm.
Noch am Abend zuvor war er zu Bittrich ins OKT bestellt worden, wo ihn der Thulemarschall darum bat, eine Erklärung zu unterschreiben, laut der er darauf verzichtete, die ihm nach der Prozeßordnung zustehenden 40 Plätze im Zuschauerraum für seine Kameraden zu reservieren.
Mit dieser Regelung sollte eigentlich Öffentlichkeit hergestellt werden, um etwaige Willkürurteile hoher Offiziere gegen niedrigere Ränge von vornherein auszuschließen.
Aber das Reichskriegsgericht war noch zu Zeiten erbaut worden, als man die Existenz Thules geheimgehalten hatte. Damals hatte sich niemand vorzustellen vermocht, daß einmal Vertreter der Weltpresse darauf drängen würden, von den wenigen Verfahren zu berichten, die hier stattfanden.
»Ich muß die Presseplätze unter den internationalen Journalisten schon verlosen«, hatte ihm Bittrich eröffnet. »Da sähe es mehr als schlecht aus, wenn wir Pressevertreter ausschließen würden, nur um unsere Offiziere in den Saal zu lassen. Ich möchte mit diesem Prozeß vor der ganzen Welt etwas beweisen, und ich wäre Ihnen zu größtem Dank verpflichtet, wenn Sie die Verzichtserklärung unterschreiben würden, Hauptmann !« hatte der Marschall erklärt.
Natürlich hatte Mike unterschrieben. Es gab Bitten, die man nicht abschlagen konnte. Trotzdem fragte er sich jetzt, ob er nicht einen Fehler gemacht hatte. Oder würden ihn die Dämonen seiner Vergangenheit auf jeden Fall einholen? Der junge Offizier seufzte tief. Er kam sich vor wie ein welkes Blatt im Sturm, das sich anmaßte, selbst seinen Weg zu bestimmen.
Von Galen bekam seine Sorgen mit und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. Ein wenig entspannte sich Mike - bis er Uschi Braun unter der Pressemeute erkannte. Gehässig grinste sie zu ihm herüber. Sie hatte die Kampagne gegen ihn vom Zaun gebrochen. Und sie war heute hergekommen, um ihren Triumph auszukosten.
*
Nachdem die Formalitäten abgewickelt waren, verlas der Oberstleutnant seine Anklageschrift: »Dem Beschuldigten Michael McBain, geboren am 23. Februar 1986 in Camden, Maine, USA, derzeit wohnhaft in der Offizierssiedlung Gallandburg am
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