Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg
ihnen lagen fast 30 anstrengende Stunden in der engen Kanzel.
Nur zum zwischenzeitlichen Auftanken in der Luft mußten die Piloten das Steuer selbst übernehmen. Die riesigen Arado-Tankflugzeuge konnten jeweils vier Jagdbomber gleichzeitig abfertigen, und da sie stets in Flotten zu zehn Maschinen auftauchten, waren die Tankvorgänge relativ rasch abgeschlossen.
Aus Gründen der Sicherheit verzichtete das Geschwader komplett auf Zwischenlandungen.
Endlich kam der Zielflughafen in Sicht: Er lag nördlich von Schrinagar in mehr als 3000 Meter Höhe. Offenbar hatte es hier seit Monaten keine Niederschläge gegeben, denn die Hochebene war staubig-braun.
Der Behelfsflugplatz war von einer Pioniereinheit der Thule-Truppen ausgebaut worden. Die Männer hatten offene Unterstände für die Heinkels ausgehoben: Jede Maschine wurde nun nach drei Seiten hin von Erdwällen geschützt. Eine tarnfarbene Zeltbahn über dem Stellplatz schützte vor allzu einfacher Entdeckung aus der Luft.
Die Landebahn bestand aus miteinander verbundenen Metallgittern, die über den festgestampften Lehmboden gelegt worden waren und ausreichend Tragkraft für die maximal 32 Tonnen schweren Jabos boten.
Ein wenig abseits stand eine Siedlung aus als Wohnbauten eingerichteten stählernen Standardtransportbehältern. Das OKT sorgte mit Hingabe dafür, daß seine Piloten es auch außerhalb des Reiches Thule so komfortabel wie möglich hatten. Das hatte einen einfachen Grund: je ausgeruhter ein Pilot, desto besser seine Leistung im Kampf.
Die Flugzeugführer hatten es eilig, den Komfort der für sie reservierten Wohnungen in Anspruch zu nehmen: Den langen Flug ohne Zwischenlandung hatten sie nur dank spezieller Windeln überstehen können. Die wollten sie verständlicherweise so rasch wie möglich loswerden - und nach einer möglichst heißen Dusche möglichst lange schlafen.
»Flieger sind Sieger« war ein alter Propagandaspruch, mit dem in Thule noch immer Nachwuchs für die Luftwaffe angeworben wurde.
Aber Flieger waren auch Menschen, und die Realität sah manchmal bedeutend weniger schillernd aus als in den Werbeprospekten der Truppe.
Am nächsten Morgen weckte eine Ordonnanz Hauptmann McBain aus dem Schlaf der Erschöpfung. Auch sein Rottenflieger Klaus Staak, mit dem er den Stb 13 teilte, wurde von dem lauten Klopfen an der Stahlblechtür geweckt. »Dem drehe ich den Hals um !« knurrte der kräftige Mann, der bei Störungen am frühen morgen stets besonders mißgelaunt war.
Aber wie immer blieb es bei der Drohung. Denn im Grunde seines Herzens war der Oberleutnant die Gutmütigkeit in Person.
»Befehl vom Oberst«, meldete der blutjunge Fahnenjunker 14 in trotz des allgegenwärtigen Staubes auf dem Platz makelloser schwarzer Uniform. Der blankpolierte Gotenadler auf seinem rechten Kragenspiegel blitzte im Licht der aufgehendenden Sonne derart hell, daß Mike geblendet die Augen schließen mußte.
»Mann, Ihr Putzfimmel ist ja gemeingefährlich«, brummte er übellaunig.
»Wie meinen, Herr Hauptmann ?«
»Vergiß es, Junge. Was befiehlt der Oberst ?«
Der junge Mann war noch leicht zu verunsichern. Typen wie er landeten später meist im Generalstab. »Der Oberst bittet Sie, sich zusammen mit ihm um neun Uhr Ortszeit bei General Nehru zum Frühstück einzufinden !«
Mike trug nur den Schlafanzug, der in dieser Höhenlage im Februar mehr als angebracht war, und fragte: »Wie spät ist es jetzt ?«
»Genau acht Uhr und drei Minuten, Herr Hauptmann!«
»Na wunderbar! Richten Sie dem Oberst aus, daß ich mich für die Einladung bedanke und pünktlich zur Stelle sein werde .«
*
Der indische Einsternegeneral 15 Radschif Nehru war eine imposante Persönlichkeit, obwohl eher von kleiner Statur. Sein Alter war wie bei den meisten Asiaten schwer einzuschätzen, lag wohl irgendwo zwischen 40 und 50 Jahren.
Er residierte in einem kleinen Ziegelbau neben dem »Kontrollturm« des Feldflughafens, der kaum mehr war als eine Blechbude auf Stahlrohrstützen. Auf dem Weg hierher hatten Hauptmann Mike McBain und Oberst Gero Denen das große Zeltlager der Indischen Legion gesehen und die Härte der Männer mit einem gewissen Schaudern bewundert: Wer es im Februar in Kaschmir auf 3000 Meter Höhe in einem Zelt aushielt, der mußte ein ganzer Kerl sein.
Nehru hatte für seine Gäste ein europäisches Frühstück mit Kaffee, Rührei und Speck organisiert. Die Piloten honorierten diese freundliche Geste mit großem Appetit. Der General hielt sich
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