Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg
höflich zurück, bis sie gesättigt waren und noch einen letzten Kaffee tranken.
Dann allerdings wollte er von Mike alles über den Kriegsverbrecherprozeß gegen ihn wissen.
Als der Hauptmann ausführlich berichtet hatte, wirkte Nehru deutlich ruhiger als zuvor. Es trat ein Moment des Schweigens ein - verwunderten Schweigens auf seiten der Thule-Soldaten.
Nehru schlürfte versonnen an seinem Tee, den er sich hatte bringen lassen, und sagte schließlich: »Es ist sehr beruhigend zu wissen, daß man im Reich Thule einen Mann noch nicht dafür verfolgt, daß er seine Pflicht tut. Ich hoffe, man wird auch seine nichtarischen Verbündeten nicht im Stich lassen, sollten wir dem Feind in die Hände fallen !«
»Davon dürfen Sie ausgehen, General«, versicherte Oberst Denen. »Für uns ist jeder Verbündete von gleichem Wert! Daß wir Sie nicht ins Reich hineinlassen können, hat nichts mit Geringschätzung zu tun, sondern einzig und allein mit der Tatsache, daß wir es um keinen Preis der Welt riskieren können, einen Implantatträger nach Thule zu bringen .«
»Das ist mir bewußt«, sagte Nehru und lächelte. »Ich denke nur an den Aufschrei in der Weltpresse zu Jahresbeginn, als Sie von jedem Journalisten, den Sie nach Neu-Berlin eingeladen hatten, einen Gentest verlangten. Was wurde da wieder über den deutschen Rassismus hergezogen - widerlich !«
Denen nickte. »Ja! Besonders in den Medien aus New York! Aber wir haben nichts gegen irgendwen, nur weil er anders ist als wir. Schließlich führen wir unseren Kampf für alle Menschen dieser Welt. Doch wir haben nur eine Chance, ihn zu gewinnen, solange keine AIn-Lakaien ihre Zersetzungsarbeit in unseren Reihen beginnen können! Und wir haben es uns nicht ausgesucht, daß nur wir Arier immun sind gegen das Implantat. Wenn jemand rassistisch ist, dann die AIn - oder derjenige von diesen Schleimern, der das Implantat entwickelt hat !«
Mike hatte eine Frage auf der Zunge, wagte aber nicht, sie auszusprechen, um Nehru nicht zu beleidigen. Der spürte das und lächelte ihn offen an. »Sie haben doch etwas auf dem Herzen, Hauptmann. Also frisch gewagt und heraus damit !«
Als auch Denen aufmunternd nickte, sagte der geborene Amerikaner zögernd: »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, General - aber in Indien leben heute so gut wie keine Arier mehr. Wieso riskiert es das OKT, mit potentiellen AIn-Lakaien zusammenzuarbeiten und so Thule-Technologie in die Hände des Feindes fallenzulassen ?«
»Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Hauptmann .« Nehru meinte seine Worte, wie er sie sagte, denn er lächelte herzlich. »Offenbar reichen die Kapazitäten der AIn noch lange nicht aus, um jedem Menschen ein Implantat zu verpassen. In unserer Regierung gibt es anständige Männer, denen die Bedrohung durch die Fremden nicht egal ist. Deswegen haben sie unsere Legion aus Freiwilligen aufgestellt, deren Dienste vom OKT jederzeit angefordert werden können. Unsere Waffen stammen aus Thule, doch es sind nur Gewehre, Granatwerfer und ähnliches - keine Hochtechnologie. Die wäre auch nicht unbedingt das richtige für uns. Meine Männer sind stahlharte Kämpfer vom alten Schlage - keine Ingenieure des Schlachtfelds, wie moderne Waffensysteme sie heute erfordern .«
Mike nickte verstehend. »Das heißt, uns steht ein altmodischer kleiner Einsatz bevor, bei dem noch ganze Männer gefragt sind. Wie genau sieht er aus ?«
»Ich bin leider nicht befugt, darüber zu reden, Hauptmann. Wenn Sie und der Oberst es wünschen, können Sie die Gefechtsausbildung meiner Männer inspizieren. Das gilt natürlich auch für Ihre übrigen Offiziere. Für Anregungen und Hinweise habe ich jederzeit ein offenes Ohr .« Nehru erhob sich und gab damit zu verstehen, daß das Frühstück beendet war.
*
In den nächsten drei Tagen beobachteten die Männer aus Thule mit großem Interesse die Übungseinheiten der Indischen Legion, die sich vor allem auf den Nahkampf konzentrierten. Mike kam rasch zu der Überzeugung, daß mit diesen Männern nicht zu spaßen war - und daß sein Freund Magnus Wittmann das allergrößte Vergnügen daran gehabt hätte, mit ihnen zusammen ein paar Übungskämpfe durchzuführen.
Besonders auffallend - und besonders kampfstark - waren die drei Kompanien Sikhs. Statt des Stahlhelms trugen sie Turban, ihre Vollbarte wären bei keinem deutschen Spieß durchgegangen, und jeder von ihnen hatte einen Armreif am Handgelenk. Doch so exotisch sie auch aussahen, so kampfstark waren
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