Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg
Verachtung, mit der der alte Mann das Wort »Schwuli« ausgesprochen hatte, noch nicht vergessen.
»Mach dir mal darüber keine Sorgen, Jungchen«, entgegnete der Schwarzuniformierte süffisant. »Ohne meine Begleitung kommt hier niemand weiter als bis zu diesem Bahnsteig. Und falls es ein paar Spezialisten trotz aller zu erwartenden Verluste dennoch gelingen sollte, ins Herz der Anlage vorzustoßen, würde ihnen das nichts nutzen. Denn dann fliegt hier alles in die Luft. Schätzungsweise von Erfurt bis weit hinter Ilmenau.«
Magnus sah Heinrich prüfend an. Der alte Soldat scherzte nicht, und er prahlte noch weniger. Er sagte einfach nur die Wahrheit.
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Jedem Mikrokosmos sein eigener Krieg Jeder Mensch ist ein Schlachtfeld Ohne Aussicht auf Sieg
(Von Thronstahl)
5. Ein deutsches Projekt
Mit der kleinen Bahn kehrte der Trupp ins Hotel zurück. Eichfeld staunte nicht schlecht, als sie einen Mann mehr mitbrachten. Aber er stellte keine Fragen, richtete für Heinrich ein weiteres Zimmer her und brachte ihm zivile Kleidung.
»Mit deiner SS-Uniform würdest du nicht nur für viel zu viel Aufsehen sorgen - so etwas heute in der Öffentlichkeit zu tragen, stellt mittlerweile eine Straftat dar.«
Der alte Mann nickte. »Ich weiß«, murmelte er leise. »Vae victis! 12 Aber ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Auch wenn ich die letzten 66 Jahre unter der Erde zugebracht habe, so war ich doch nicht hinter dem Mond. Ich weiß, was heute in Deutschland los ist .« Er klopfte an den Kolben seines Karabiners. »Der hier wird mein Zimmer natürlich auch nur im äußersten Notfall verlassen !«
Während Magnus versuchte, Thulemarschall Bittrich zu erreichen, bereitete Eichfeld höchstpersönlich ein warmes Essen für Heinrich zu. Der alte Mann schlang die Speisen geradezu herunter - war es doch seine erste Mahlzeit seit 66 Jahren, die nicht aus Konserven bestand.
Es wurde draußen schon dunkel, als endlich die abhörsichere Leitung nach Neu-Berlin stand. Natürlich war es nur eine Sprechverbindung ohne Bild, und so konnte Heinrich nicht wirklich sehen, ob es tatsächlich Bittrich war, mit dem man ihn verbunden hatte.
Allerdings konnte der Marschall seine detaillierten Fragen zum großen Teil exakt beantworten. Bei anderen gab er offen zu, nicht über das nötige Wissen zu verfügen - immerhin hatte der »Bärwolf« erst 15 Jahre nach Kriegsende das Licht der Welt erblickt. Aber er fand alle Antworten in der Datenbank seines Tischrechners - Details, die den Alliierten oder gar den AIn niemals bekanntgeworden waren und die Heinrich so davon überzeugten, es tatsächlich mit dem Machthaber Thules zu tun zu haben.
Erstaunlicherweise war der alte Soldat über das aktuelle Geschehen in der Welt - und somit auch über die Enttarnung des Reiches Thule - allerbestens informiert. »Ich kenne einige, die sich in ihrem Grab umdrehen würden, wenn sie erführen, daß ihr - daß deutsche Truppen Berlin bombardiert haben. Allerdings muß ich zugeben, daß wir in schrecklichen Zeiten leben. Vermutlich hattet ihr wirklich keine andere Wahl!
Aber reden wir über angenehmere Themen. Die drei Forscher, die Hauptmann Wittmann begleiten, sind sicher kluge Köpfe. Doch für Projekt Endsieg und den Ragnarök-Reaktor sollte das Reich Thule schon die besten Männer schicken, die es zur Verfügung hat .«
»Von solchen Sachen verstehe ich zu wenig, Soldat«, gab Bittrich unumwunden zu. »Ich bin kein Wissenschaftler .« Man hörte, wie er sich vom Mikrofon abwandte und etwas in den Raum rief: »Denkena, ich brauche sofort eine Verbindung ins Schulz-Institut. Schalten Sie eine Konferenzleitung, so daß der Professor hier mithören und -sprechen kann !«
Wenig später war eine dritte Stimme in der Leitung, die Wittmann als die von Professor Schulz erkannte, der größten wissenschaftlichen Kapazität Thules und vielleicht sogar der ganzen Welt.
»Der Marschall hat mir kurz ein paar Stichworte genannt. Unfaßbar! Wittmann, sind Sie in der Leitung ?«
»Ja, Herr Professor!«
»Gut, dann hören Sie mir jetzt genau zu! Was ich Ihnen nun sage, ist vom Thulemarschall autorisiert und somit ein Befehl: Sie warten mit einem neuen Vorstoß nach S III, bis ich mit meiner Gruppe vor Ort bin. Ich muß noch einige Vorkehrungen treffen, so daß ich in etwa drei Tagen bei Ihnen sein kann.
Sie haben nicht nur zu verhindern, daß einer Ihrer Leute in der Anlage herumstolpert und möglicherweise nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichtet - Sie
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