Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg
der Tür eines kleinen, bunkerartigen Betonbaus auf dem Bahnsteig.
Wittmann bemerkte die Absetzbewegung ebenfalls erst jetzt, denn er vertraute dem letzten Wehrmachtssoldaten bedingungslos.
Gerade wollte er ihm hinterher und nachsehen, was der vorhatte, als es schlagartig taghell in der großen Halle wurde. Die Notbeleuchtung war verloschen, dafür arbeiteten jetzt die regulären Leuchteinheiten.
Heinrich kam aus dem Bunker wieder hervor und grinste: »Wenn wir schon so hohen Besuch hier in S III haben, sollten wir auch die Festbeleuchtung einschalten, oder ?«
Dr. Lepke sah sich mit offenem Mund um. »Keine einzige Lampe ist ausgefallen. Aber daß die Beleuchtung nach so langer Zeit noch einwandfrei funktioniert, ist eigentlich unmöglich !«
»>Dem deutschen Geist ist nichts unmöglich, wenn er sein Ziel nur ernsthaft genug verfolgt<, hat der Obergruppenführer immer gesagt«, griente Heinrich. »Im Reich wurden angesichts der Rohstoffknappheit schon vor dem Krieg Lampen entwickelt, die praktisch ewig halten, auf jeden Fall hundert Jahre oder mehr. Es würde mich schon sehr wundern, wenn die entsprechenden Patente nicht ebenfalls von den Amis geklaut wurden. Aber die haben wohl kein Interesse an dieser Technik. Na ja. an einer Glühbirne, die spätestens nach einem Jahr durchbrennt, kann man ja auch wesentlich mehr verdienen als an einer Lampe, die man einmal an einen Kunden verkauft, den man danach niemals wiedersieht .«
»Du meinst, man verkauft uns mit Absicht Dinge, die nicht besonders lange halten, nur um den Umsatz zu steigern ?« Seit sich Heinrich auf dem Marktplatz für Manfred eingesetzt hatte, gestaltete sich dessen Verhältnis zu dem alten Soldaten wesentlich entspannter, fast schon freundschaftlich.
»Klar .« Heinrich nickte. »Hast du etwas anderes erwartet von Leuten, deren Glaubensbekenntnis sich am besten in möglichst großen Zahlen ausdrücken läßt ?« Er lächelte verschmitzt. »Wenn die Wirtschaft keinen Gesetzen unterworfen wird, zählt nur das Gesetz des Profits. Versteh mich nicht falsch, ich will so ein Verhalten keineswegs billigen - aber nachvollziehen kann ich es durchaus .«
»Diese Lampen will ich mir später unbedingt genauer ansehen«, erklärte Professor Schulz. »Aber Projekt Endsieg hatte wohl nicht unbedingt etwas mit unzerstörbaren Leuchtkörpern zu tun. Ich habe stillgehalten, als der Hauptmann mich dazu verdonnerte, einen Tag lang auszuruhen. Aber jetzt möchte ich endlich das sehen, weswegen wir den weiten Flug vom Südpol unternommen haben .«
Heinrich nickte bedächtig. »Ja, meine Herren, gehen wir's an. Sie werden sich denken können, daß eine Einrichtung von derartiger Bedeutung extrem gut gesichert ist. Mir allein kann nichts passieren, Sie alle müssen sich in meiner unmittelbaren Nähe halten, bis ich alle Sicherungssysteme deaktiviert habe, sonst kann ich für nichts garantieren .«
Er knöpfte sein Hemd auf und entblößte eine dünne, aber kräftige Kette aus Edelstahl um seinen Hals, an der zwei metallische Plaketten über der weiß behaarten Brust hingen. Magnus war erstaunt, denn er wußte, daß die Soldaten der Wehrmacht ebenso wie die Thules nur eine »Hundemarke« hatten - anders als etwa die Amerikaner mit ihren zwei Identifikationsplaketten.
Heinrich hob die zweite Plakette etwas in die Höhe. »Auf dieser Trägerscheibe befinden sich passive Funkresonanzschleifen«, erklärte er. »Die verschiedenen Sicherungseinrichtungen hier unten geben bei Annäherung von Personen ein Funksignal ab - und bleiben nur dann passiv, wenn sie die entsprechende Resonanz empfangen .«
»Unglaublich!« Dr. Lepke keuchte vor Überraschung. »Eine solche Technik wäre noch heute absolute Weltspitze. Wie konnte man so etwas vor fast 70 Jahren realisieren ?«
»Mit Transistoren neuster Bauart, soviel ich weiß. Aber fragen Sie mich nicht nach Einzelheiten, Herr Doktor. Ich bin nur ein einfacher Soldat !« Heinrich knöpfte sein Hemd wieder zu und ließ die Plaketten darunter verschwinden. »Wenn wir die Kommandozentrale erreicht haben, können sie eine der Plaketten meiner verstorbenen Kameraden untersuchen. Die habe ich ihnen natürlich abgenommen, bevor ich sie im Untergeschoß beerdigte. Und nun folgen Sie mir. Aber bleiben Sie alle dicht an mir dran, damit sie nicht aus Versehen doch noch eine Falle auslösen !«
Die Gruppe setzte sich in Bewegung. Auf Magnus' Befehl nahm man Heinrich in die Mitte, damit ein jeder möglichst geringen Abstand zu seinem
Weitere Kostenlose Bücher