Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg
eine Feuerbestattung zuteil werden.
Geyer hätte es nicht über das Herz gebracht, die kleinen Leichen in den Glasbehältern einfach zurückzulassen. Er fragte sich wieder und wieder, wozu die AIn und ihre Lakaien derart viele ungeborene Menschen brauchten.
Für die reine Forschung an Embryonen hätte man kaum eine solche Anzahl gebraucht. Oder doch? Nein, so etwas konnte sich der Generalmajor einfach nicht vorstellen. Hier unten war etwas produziert worden. Aber was?
Ein ungeheurer Verdacht keimte in ihm auf: Konnte es sein, daß die AIn auch hinter dem sprunghaften Anstieg der Abtreibungszahlen seit den 60erjahren standen? Zeitlich würde es natürlich passen. Aber wenn es wirklich stimmte: Was zum Henker versprachen sich die außerirdischen Ungeheuer davon?
*
Drei Tage nach dem Eintreffen von Magnus Wittmanns Sondereinheit in Arnstadt fuhr ein unauffälliger alter Toyota vor dem Hotel »Alte Stadt« vor. Neben dem Fahrer saßen drei Männer in dem Auto.
Einer war deutlich älter als die anderen: ein eleganter, aber unauffälliger Mann von 68 Jahren, mittelgroß, noch immer schlank. Das erste, was einem zufälligen Betrachter in seinem Gesicht auffiel, waren die hellwachen blaugrauen Augen. Das heute dünne graue Haar war in die Stirn gekämmt, was dem früher einmal sehr attraktiven Mann etwas Einfältiges gab.
Doch das war ein bewußter Täuschungsversuch, denn dieser Mann machte sich einen Spaß daraus, andere zu foppen. In Wirklichkeit war er der klügste Kopf im Reich Thule und vielleicht sogar auf der ganzen Welt: Professor Kurt Schulz, Leiter des Schulz-Instituts an der Technischen Hochschule Neu-Berlin, begnadeter Forscher und Erfinder.
Die beiden anderen Männer waren deutlich jünger, vermutlich knapp unter 50. Der eine hieß Dr. Alfons Jansen, der andere war
Dr. J0rge Christensen, ein Norweger. Die beiden arbeiteten seit vielen Jahren im Schulz-Institut und galten als nicht weniger genial als ihr Chef.
Alle drei trugen Maskenfolien, denn spätestens seit dem Einfall der Weltpresse in Thule waren ihre Gesichter bekannt. Der Mann am Steuer war ein Agent der Auslandsaufklärung und arbeitete seit Jahren unerkannt in Europa. Er hatte den Professor und seine Begleiter in den Pyrenäen abgeholt, wo sie in der Nacht zuvor heimlich von einem Stahlzeppelin abgesetzt worden waren. Die Autofahrt nach Arnstadt hatte zwar fast 20 Stunden gedauert, war aber nach wie vor die unauffälligste Transportmethode, solange man die Verkehrsregeln der jeweiligen Staaten beachtete.
Schulz und seine Männer waren von der Fahrt mehr als geschlaucht. Trotzdem wollte der Professor am liebsten sofort in die unterirdische Anlage vordringen, doch Wittmann bremste seinen nahezu jugendlichen Elan: »Sie und Ihre Männer haben eine anstrengende Fahrt hinter sich und brauchen Ruhe, Herr Professor. In Ihre wissenschaftliche Arbeit werde ich Ihnen nicht hineinreden, aber die Sicherheit unserer Mission liegt in meinen Händen. Und ein Vorstoß in das Sonderbauvorhaben III kann sehr gefährlich werden, glauben sie mir! Deshalb werde ich nur mit völlig ausgeruhten Männern dorthin zurückkehren. Morgen früh um neun Uhr ist Abmarsch. Bis dahin gilt für Sie und Ihre Begleiter Ruhepflicht .«
Der Hauptmann hatte es nicht nötig, seinen militärischen Rang und seine Befehlsgewalt auszuspielen. So neugierig der Professor auch war, so vernünftig war er doch auch.
Nach einer leichten Mahlzeit zogen er und seine Männer sich in die vorbereiteten Zimmer zurück. Langsam wurde es voll im Hotel »Alte Stadt«.
*
Am nächsten Morgen pünktlich um neun Uhr rollte das Elek-trobähnchen wieder aus dem unterirdischen Behelfsbahnhof. Erneut bediente der Journalist Manfred Behrens die kleine Lokomotive. Fünf Soldaten blieben unter dem Befehl von Oberfeldwebel Posner zurück. Im Gegensatz zu den Passagieren der Bahn waren sie voll ausgerüstet und bewaffnet.
Magnus Wittmann rechnete nicht wirklich mit einem Polizeioder gar Militäreinsatz gegen das Hotel, aber Vorsicht, in richtigem Maße angewandt, konnte nie schaden.
Wieder dauerte es eine Stunde, bis man den zentralen Bahnhof der unterirdischen Anlage erreichte. Der alte Soldat Heinrich versicherte, daß es keiner großen Eile bedürfe.
In der Halle mit dem Bahnsteig hatte sich nichts verändert.
Die Wissenschaftler blickten sich staunend um.
»Wo geht es denn in das Herzstück der Anlage ?« wollte Professor Schulz wissen und sah sich nach Heinrich um. Doch der verschwand gerade in
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