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Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg

Titel: Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torn Chaines
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spornte ihn dermaßen an, daß er weder nach rechts noch nach links blickte, sondern nur auf ein Ziel. Und so nahm er die ersten entsetzten Schreie der Inder auch nur eher am Rande seines Bewußtseins wahr. Auf einmal fielen Schüsse, und verwundert registrierte Geyer, daß sie von hinten kamen und haarscharf an ihm vorbeizischten. Einer seiner Soldaten riß ihn zu Boden.
    »Nein !« schrie er voller Wut, als er vor dem Aufzug einen AIn mit zerplatztem Druckanzug zusammenbrechen sah.
    Doch es war vorüber, bevor der Generalmajor überhaupt begriffen hatte, weshalb es zu dem Wutausbruch der Inder gekommen war. Die AIn und ihre Lakaien lagen im Tode vereint vor der Aufzugplattform, die sie hatte in Sicherheit bringen sollen. Große Lachen von Blut und gelbem Schleim vermischten sich. Während die Maschinenpistolen die fremden Ungeheuer nur oberflächlich verletzt hatten, hatten die wesentlich schnelleren und schwereren Geschosse der K 3 den innenliegenden Körperpanzer der Schleimwesen regelrecht in Stücke geschlagen.
    Erst als sich kein Feind mehr rührte, drangen Geyers gebrüllte Befehle zu den Indern durch, und sie stellten das Feuer ein. Nun endlich sah auch der Thule-Offizier, was die sonst so stillen und disziplinierten Inder in blutrünstige Bestien verwandelt hatte. Eher beiläufig nahm er wahr, wie Nehru Befehle in sein Funkgerät bellte. Er verstand zwar kein Wort, aber trotzdem wußte er genau, was für eine Anweisung da gerade hinausging: kein AIn-Lakai und kein Söldner oben in der Festung würde diese Nacht überleben.
    Auch wenn Geyer die archaische Wut der Inder nicht billigte, so konnte er sie doch begreifen.
    Man war davon ausgegangen, in dieser tief in den Fels des Hindukusch gesprengten Halle eine Produktionsstätte für Gehirnimplantate zu finden, mit denen die AIn jeden Menschen nichtarischer Abstammung zu ihrem willenlosen Lakaien machen konnten.
    Doch was sich in den unzähligen Glaskolben auf den Labortischen befand, waren keine Gewebeläppchen, die menschliche Gehirne kontrollieren sollten - in den Gefäßen befanden sich Menschen! Zehntausende, Hunderttausende, vielleicht sogar mehr als eine Million!
    Diese Menschen waren noch sehr klein, viele nicht größer als eine Maus, keiner größer als ein Meerschweinchen. Nicht alle waren unversehrt, gerade die größeren waren oft schrecklich verstümmelt, ihre Gliedmaßen und manchmal auch der kleine Kopf trieben abgetrennt vom Rumpf in der konservierenden Brühe.
    Aber immer waren die Leichen vollständig, auch von den zerlegten fehlte nicht einmal ein Fingerglied.
    Keiner dieser Menschen hier hatte jemals das Licht der Sonne bewußt erblickt, keiner von ihnen hatte in der »zivilisierten« Welt überhaupt als Mensch gegolten. Das, woran hier in großem Maßstab experimentiert worden war, waren Abtreibungsopfer -»Embryonen«, wie man sie heutzutage gern nannte, um die Tatsache zu verschleiern, daß es sich um nichts anderes als um ungeborene kleine Menschen handelte.
    In wirklich zivilisierten Staaten wie dem Reich Thule war die Abtreibung außer bei akuter Lebensgefahr für die Mutter strengstens verboten und auch in diesem Fall nur mit richterlicher Genehmigung erlaubt.
    Die Inder hingegen brauchten nicht einmal ein Gesetz zum Verbot dieser barbarischen Maßnahme: Als gläubige Hindus gingen sie davon aus, daß sie nach ihrem Tod wiedergeboren wurden, um im nächsten Leben eine höhere Stufe der Existenz zu erreichen. Dieser Schritt auf der Entwicklungleiter hin zur höchsten Vollendung war ihnen allerdings nur möglich, wenn sie tatsächlich erneut geboren wurden. Eine Abtreibung der ungeborenen Leibesfrucht aus dem Mutterleib würde diese Entwicklungskette für immer unterbrechen, ja, sie abschneiden.
    Für einen gläubigen Hindu war Abtreibung schlimmer als Mord.
    *
    Auch etliche der Datenspeicher und Rechner auf der Aufzugplattform hatten Kugeln abbekommen, doch Geyer wußte, daß die Spezialisten in Neu-Berlin so gut wie jeden Datenträger retten konnten. Er befahl, alle Unterlagen zu bergen und über die Treppenhäuser nach oben zu bringen. Den Aufzug wagte er nicht zu benutzen, denn es würde zu lange dauern, mögliche Sprengfallen zu entdecken und zu entschärfen.
    Über Funk forderte er eine indische Kompanie an, die große Brandsätze aus der notgelandeten »Günter Frenzel« holen und nach unten in die Kaverne bringen sollte.
    Wenn alle noch vorhandenen Unterlagen in Sicherheit gebracht waren, sollte den armen Kindern hier unten

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