Stahlfront 4: Verrat um Thule
!« Ihre Stimme klang jetzt schrill.
»Selbstverständlich, meine Liebe. Die Vernichtung von Atlanta und die scharfen Bomben in allen anderen Städten ihres Landes, alle an den in der Datei genannten Adressen - alles eine Fälschung. Was Sie brauchen, meine Liebe, ist eine tüchtige Lektion. Der Angriff auf New York wird nur eine Vergeltung für die Bombe in Atlanta sein .«
Das Gesicht der Präsidentin verzerrte sich zu einer Fratze aus Wut und Haß. »Also gut, schießen sie! Dann löschen wir Richmond aus. Und jeden Tag eine weitere Stadt. Oder vielleicht sogar jede Stunde eine! Wer wollte uns daran hindern ?«
»Ich.« Bittrichs Stimme klang ebenso ruhig wie fest. »Wenn Sie nur eine einzige weitere Atombombe zünden, vernichten wir Washington. Und Sie persönlich dazu, Frau Präsidentin. Machen Sie das Ihrem Stabschef klar: Eine einzige weitere Atombombenexplosion ist Ihr Todesurteil, Madame !«
»Sie machen mir keine Angst, Nazi !«
»Das ist auch gar nicht meine Absicht. Ich will Ihnen nur klarmachen, mit welchen Konsequenzen Sie zu rechnen haben.
Einen schönen Tag noch, Frau Präsidentin!«
*
Nur fünf Minuten, nachdem Thulemarschall Bittrich seine Verbindung mit Washington abgebrochen hatte, meldete die hoch über von Schirlitz' Flotte kreisende Aufklärungs-Arado den Start von Kampfflugzeugen auf einigen Fliegerhorsten an der Ostküste, die noch unter dem Befehl des Pentagon standen.
Da die Abfangjäger der »Hindenburg« schon in der Luft waren, dauerte es nicht lange bis zum ersten Feindkontakt. Die zwölf Luftraumüberwacher im Rumpf des mächtigen Arado-Nurflüglers wiesen den Maschinen den Gegner zu, der ihnen jeweils am nächsten war, und überspielten gleichzeitig die Daten für die Programmierung der Geräuschsuchköpfe der Luft-LuftRaketen vom Typ Max X in die Bordrechner der »Libellen«, wie die kleinen Me 1090 im Truppenjargon genannt wurden.
Diese Raketen waren höchst effektiv und weder mit Hitzefackeln noch mit Düppeln zu täuschen.
Rasch waren die Libellen am Feind und feuerten die ersten Raketen ab.
Die Amerikaner antworteten ebenfalls mit Raketen - aber mit schweren AGM-84 »Harpoon«, die sie auf die Thule-Flotte abfeuerten, sobald sie die Küstenlinie überflogen hatten. Das rettete vielen ihrer Piloten das Leben, denn die Messerschmitts kümmerten sich nicht weiter um sie, wenn sie nach dem Schuß abdrehten, sondern jagten den Raketen hinterher.
Tatsächlich handelte es sich bei der AGM-84 eigentlich gar nicht um eine Rakete, sondern um einen schweren Flugkörper mit Düsenantrieb. Das Triebwerk des Herstellers Teledyne war einerseits die Stärke, andererseits aber auch die Schwäche der »Harpoon«: Es ermöglichte eine effektive Einsatzreichweite von rund 300 Kilometer, konnte das Geschoß aber nicht annähernd so stark beschleunigen, wie ein Raketenmotor es vermocht hätte. Mit rund 850 Kilometern in der Stunde war eine AGM-84 im Vergleich zur Me 1090, die es fast auf die dreifache Geschwindigkeit brachte, langsam unterwegs.
Dennoch war sie verdammt gefährlich, wie Leutnant Markus Schindler bald erfahren sollte. Der junge, noch unerfahrene Pilot, der heute seinen ersten scharfen Einsatz flog, bekam von seinem Fliegerführer in der Arado drei Raketen zugewiesen, die er abzuschießen hatte. Ruhig und gelassen, wie er es in seiner Ausbildung gelernt hatte, ging er an die Aufgabe heran.
Er zog die Messerschmitt herum, schob den links neben dem Pilotensitz angeordneten Gashebel ganz nach vorn und nahm Kurs auf die erste der drei Raketen, die vom Bordrechner in sein Reflexvisier eingespiegelt wurden. Es gab keinen Grund zur Hast, denn bis zum Einschlag im Ziel würden noch knapp 20 Minuten vergehen.
Als der erste Flugkörper in Sicht kam, nahm Schindler Gas weg und fuhr die Luftbremsen aus. Bald war er nur noch unwesentlich schneller als die knapp einen Kilometer vor ihm fliegende Harpoon. Er gab eine erste Salve mit dem Bordgeschütz ab, die das Geschoß knapp verfehlte.
Schindler atmete einmal tief durch und zielte erneut: Volltreffer! Die Zweizentimetergranaten sägten ins Triebwerk der Harpoon, die augenblicklich abstürzte und mit einem völlig unspektakulären Platscher in den Atlantik fiel.
Noch zwölf Minuten. Schon gab Schindler wieder Vollgas und jagte der nächsten Harpoon hinterher, die er auf die gleiche Weise abschoß wie die erste. Er hatte erst seinen halben Munitionsvorrat verbraucht, allerdings blieben auch nur noch sechs Minuten bis zum Einschlag des
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