Stahlfront 4: Verrat um Thule
Granaten vom Kaliber 60 Zentimeter auf die unglückliche Metropole zujagten. Die Schlachtschiffe, die wie der Flugzeugträger parallel zur Küste fuhren, schossen zusätzlich mit den auf der Landseite gelegenen je zehn Rohren ihrer Mittelartillerie, schnellen Schienenkanonen des Typs SK 20.
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4. Beschußphase
Eine vereinzelte Heinkel He 1098 kreiste über New York. Der große, vollständig aus modernsten Kunststoffen gefertigte Jagdbomber war dank seiner ausgezeichneten Tarnkappenfähigkeit von der amerikanischen Funkmeßortung nicht erfaßt worden. So würde es auch bleiben, bis Oberst Gero Denen, der Geschwaderkommandant des siebten Jagdbombergeschwaders »HansUlrich Rudel«, Waffen einsetzte oder sein bordeigenes Funkmeßgerät einschaltete. Doch das hatte er nicht vor, denn er war nur als Beobachter über der Stadt.
Die Funkverbindung zur »Hindenburg« lief über einen Satelliten und war von den Amerikanern weder anpeil- noch abhörbar. Trotzdem beschränkte der Pilot die Kommunikation mit dem Trägerschiff auf das Notwendigste.
Rings um New York herrschte das Chaos, jeder wollte die Stadt so schnell wie möglich verlassen - was natürlich in der kurzen Zeit seit dem Eintreffen der Warnung aus Washington nicht möglich war. Es war zu Schießereien um die wenigen begehrten Plätze in den Hubschraubern gekommen. Einer war vom Landeplatz auf dem Dach des Pan-Am-Gebäudes in die Tiefe gestürzt, als der Pilot mitten im Startvorgang von einem Querschläger getroffen worden war.
Kurz vor acht Uhr hatte es schon mehrere hundert Tote und Verletzte gegeben, ohne daß die Thule-Truppen auch nur einen einzigen Schuß abgegeben hätten.
Exakt um acht Uhr und 29 Sekunden schlug die erste Salve ein. Die Schienenkanonen konnten auf die für sie »kurze« Distanz von rund 300 Kilometern nicht mit voller Kraft abgeschossen werden, weil die Granaten sonst entweder weit über New York hinausgeflogen wären oder man eine ballistische Bahn hätte wählen müssen, die in den erdnahen Raum geführt und die Flugdauer der Geschosse trotz höherer Geschwindigkeit fast verdoppelt hätte.
So aber feuerte man mit einer Mündungsgeschwindigkeit von weniger als neun Kilometern in der Sekunde auf einer relativ flachen Bahn. Außerdem verbrauchte man so weniger Energie pro Schuß, und die Speicherbänke der schweren Kanonen luden sich schneller wieder auf. Die großen Geschütze konnten so alle 29 Sekunden eine Salve feuern, die kleineren SK 20 alle vier.
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Auf der Brücke der »Hindenburg«, deren Fenster jetzt mit massiven Panzerplatten verschlossen waren, herrschte ruhige Betriebsamkeit.
»General, die Arado meldet das Auslaufen großer Flottenverbände aus den Häfen an der Ostküste«, sagte Hauptmann Brüne mit ruhiger Stimme.
»Gut, schicken wir ihnen die Schlachtflotte entgegen. Unsere Aufgabe in New York können wir auch ohne die Dickschiffe erledigen !«
Bei jeder neuen Salve lief ein Wummern durch das mächtige Schiff. Die Schienenkanonen der »Hindenburg« kamen ohne menschliche Bedienung aus. In den Panzertürmen befanden sich die automatische Munitionszufuhr und die Speicherbänke, in denen die Energie für den nächsten Schuß bereitgestellt wurde.
Höhen- und Seitenrichtung der Geschütze übernahm der zentrale Rechner mittels der eingebauten Stellmotoren.
Während die Geschütze feuerten, fuhren über die hintere Rampe 120 He 1098 auf das Flugfeld. Sie nahmen weit genug von den Geschütztürmen entfernt Aufstellung, um nicht von den Druckwellen der davonrasenden Brisanzgeschosse beeinträchtigt zu werden. Wenn General von Schirlitz sich nicht schwer getäuscht hatte, würden sie allerdings nicht mehr lange hier warten müssen.
Oberst Denen sah von seiner luftigen Warte aus genauer als ihm lieb war, wie die erste Salve in die Hafenanlagen an der West Street von Manhattan einschlug und sie völlig vernichtete. Jede der Sechzigzentimetergranaten wog 1,8 Tonnen und enthielt 1,2 Tonnen Hochbrisanzsprengstoff. Die Einschläge hatten eine verheerende Wirkung.
Mit belegter Stimme meldete der Pilot, daß die beabsichtigten Ziele mit höchster Präzision getroffen worden waren. Er wußte, daß nicht ganz New York beschossen werden sollte, obwohl Thulemarschall Bittrich das angekündigt hatte. Aber es war ihm vor allem darum gegangen, die amerikanische Präsidentin zu erschrecken. In einem Krieg ging es auch immer darum, den Feind möglichst zu beeindrucken. Mehr als einmal schon waren überlegene Heere von schwächeren
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