Stahlfront 4: Verrat um Thule
gewußt !« Für Lohberger stand fest, daß sich sein Verdacht zur Gewißheit erhärtet hatte. Freude konnte er darüber allerdings nicht empfinden. »Was ist mit dem Meer? Hat der Späher Schiffe gesehen, vielleicht sogar Landungsboote ?«
»Das konnte er uns nicht mehr mitteilen, denn der Ausguck erhielt einen Volltreffer !«
Erneut fraß Lohberger einen Fluch in sich hinein. »Die Leitung nach Neu-Berlin ist natürlich immer noch tot ?« stellte er die eher rhetorisch gemeinte Frage.
»Nicht nur die. Wir sind völlig von der Außenwelt abgeschirmt«, keuchte Farres, und auf seinem Gesicht machte sich wieder Panik breit.
Der Stabsfeldwebel schob ihn entschlossen beiseite und trat an den Hauptrechner der Stellung, von dem aus sich auch die Seeminen aktivieren ließen, die im Küstenbereich vor »Fräulein Susi« am Meeresboden verankert waren. Im Normalfall jedenfalls.
Diesmal allerdings zeigte der Rechner nur Fehlermeldungen. Die wertvollen Minen blieben auf dem Meeresboden verankert - wo sie völlig nutzlos waren.
Lohberger glaubte nicht an einen Zufall. Sie hatten es mit Sabotage und Verrat in den allerhöchsten Kreisen zu tun. Wenn er sich nicht einem direkten Befehl aus Neu-Berlin widersetzt hätte, gäbe es nicht einmal mehr Nachtsichtbrillen im Bunker, und sie wären wirklich blind gewesen.
Es war zum Verzweifeln, und in einer Lage wie dieser wären selbst gute Männer tatsächlich verzweifelt. Nicht so Lohberger. Er lebte nach einem einfachen Motto, das nur aus drei Worten bestand, aber im Prinzip alles über ihn aussagte: »Klag nicht! Kämpfe !« Und getreu diesem Motto nahm er sich vor, diesen Schlamassel hier nicht nur zu überleben, sondern die dafür Verantwortlichen persönlich zur Rechenschaft zu ziehen, und sei es der Bärwolf persönlich.
Doch das mußte warten, denn um seinen Vorsatz in die Tat umzusetzen, mußte er zuerst einmal überleben.
Wieder gab es einen ohrenbetäubenden Knall, und diesmal stürzte ein großer Brocken der Stahlbetondecke herab und begrub Leutnant Farres unter sich. Der Mann, mit dem er gerade eben noch gesprochen hatte, war tot, unwiederbringlich ausgelöscht von einem ebenso gnadenlosen wie heimtückischen Feind.
Andere Männer hätten jetzt vor Wut gekocht, doch Lohberger wußte, daß Rache ein Gericht war, das man am besten kalt genoß.
Durch Farres' Tod war er zum Kommandanten der Bunkerstellung aufgestiegen. Da sie wertlos geworden war, befahl er ihre sofortige Evakuierung. »Aber keiner geht raus, der nicht die komplette Winterausrüstung trägt, eine Nachtsichtbrille dabeihat und bewaffnet ist! Nehmt die Motorschlitten und versucht euch nach Thule durchzuschlagen. Verwundete kommen auf den Anhänger! Wir lassen niemanden zurück !«
Zu den beiden Soldaten, die mit Farres hier in der Gefechtszentrale Dienst getan hatten, sagte er: »Ihr zwei Hübschen kommt mit mir! Wir wollen mal sehen, ob wir es den Amis nicht vielleicht doch noch heimzahlen können !«
*
Die Bunkerstellung war tief in die Felswand der Küste hineingebaut worden, die hier mehr als 50 Meter fast senkrecht ins Wasser abfiel. Für Notfälle wie diesen hatte man die Fluchttunnel nach hinten in die Klippe geschnitten, wo sie nur sanft anstiegen und in einen Geräteraum mündeten, dessen Dach mit einer dünnen Gesteinsschicht gegen Entdeckung von oben getarnt war. Hier standen zahlreiche Schneemobile und dazu passende Schlittenanhänger, so daß die Stellung im Notfall auf diesem Weg komplett evakuiert werden konnte.
Offenbar wußten die Amerikaner nichts von diesem Raum, oder sie hatten ihn nicht gefunden - auf jeden Fall war er unversehrt. Da es durch den heimtückischen Überfall zahlreiche Ausfälle gegeben hatte, war das Angebot an Schneemobilen ausreichend groß.
Lohberger musterte die Soldaten, die in den Raum mit den Ausmaßen einer Scheune strömten. Jeder hatte die vollständige Winterausrüstung angelegt, jeder entweder einen Karabiner K 3 oder eine Maschinenpistole SG 98 umgehängt. Einige Männer stützten verwundete Kameraden, ein Schwerverletzter wurde von zwei anderen getragen.
»Sind das alle ?« brüllte Lohberger mit einem gewissen Entsetzen in der Stimme, denn vor ihm stand nur noch die Hälfte der ursprünglichen Besatzung von »Fräulein Susi«.
Unteroffizier Walther nickte müde. »Der Rest ist tot, Lohberger .«
»Verdammte Tat! Aber sei's drum! Hat jeder an seine Nachtsichtbrille und ausreichend Munition gedacht ?«
Die Männer nickten nur müde.
»Gut! Dann
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