Stahlfront 4: Verrat um Thule
und Ihre umfassenden Vollmachten !«
Während die beiden Feldjäger in Zivil dem Uniformierten folgten, holte von Hollersteiner ein winziges Mobiltelefon aus der Tasche und führte den versprochenen Anruf. Dann wandte er sich an Magnus. »Und Sie sind also tatsächlich der Magnus Wittmann, von dem man schon soviel gehört und gelesen hat ?«
»Das meiste ist maßlos übertrieben, Generalfeldmarschall«, wehrte Magnus ab. »Sie wissen ja, wie gern die Presse dick aufträgt, und mein Freund Behrens ist ein Könner seines Fachs !«
»Ich sollte mir vielleicht auch mal einen Journalisten als Freund anlachen«, griente von Hollersteiner. »Aber kommen wir zur Sache. Sie sind schließlich nicht hier, um mit mir zu plaudern. Wie kann ich Sie unterstützen, Hauptmann ?«
»Ich weiß selbst noch nicht so recht, wonach ich hier suchen soll. Diese Anlage ist ja wirklich beeindruckend .«
»Und verdammt groß, glauben Sie mir. Ich führe sie gerne persönlich herum, um Ihnen einen Überblick zu verschaffen !«
»Ein großzügiges Angebot, auf das ich ein andermal gerne zurückkommen werde. Doch jetzt würde ich mich lieber ohne Ihre
Begleitung umsehen, denn die Männer reden in der Regel offener, wenn ihr Vorgesetzter nicht dabei ist .«
Wenn von Hollersteiner enttäuscht war, ließ er es sich nicht anmerken. Er nickte zustimmend.
»Ich gehe davon aus, daß Sie eine Abteilung für Wetterbeobachtung hier unten haben ?« fragte Magnus.
»Mehr als das. Wir haben eine eigene meteorologische Forschungsstation, deren Mitarbeiter regelmäßig mit den Plattformen nach oben fahren, um ihre Messungen im Eis durchzuführen .«
»Gut. Dann fange ich dort mit meinen Befragungen an. Wie finde ich in die Station ?«
Wieder holte der General sein Telefon heraus, und wenig später summte ein Elektrokarren heran, der stark an einen Golfwagen erinnerte. Am Steuer saß ein blutjunger Soldat.
»Schütze, Sie bringen den Hauptmann in unsere meteorologische Station !«
»Zu Befehl!« Der junge Mann legte lässig die Hand an die Schirmmütze. Er bemühte sich nicht einmal darum, aufzustehen oder gar Haltung vor seinem höchsten Vorgesetzten anzunehmen. Mit einer einladenden Handbewegung deutete er auf den freien Platz neben sich.
Magnus stieg ein, und der Elektrokarren brummte davon. In Thule Nord ging es nicht so militärisch streng wie in den anderen Einheiten der Thule-Truppen zu, das hatte der Hauptmann schon erkannt. Ob der das gut finden sollte oder nicht – darüber war er sich noch nicht im klaren .
*
Mehr als fünf Kilometer weit führte die Fahrt durch die straßenähnlichen Korridore der Unterwasserstation. Sie war tief in das Gebirge des Harris-Rückens hineingebaut und verfügte trotz ihrer gewaltigen Ausmaße noch über ausreichende Erweiterungsmöglichkeiten. »Notfalls könnten wir den ganzen Berg aushöhlen und ein Reich fast von der Größe Thules schaffen«, erklärte der Soldat am Steuer.
Magnus wurde in der meteorologischen Station schon erwartet. Sie war nicht groß und bestand nur aus wenigen Räumen voller Geräte, hauptsächlich Rechner. Hier arbeiteten überwiegend junge Männer, und auch der Leiter, ein großer schlaksiger Typ namens Dr. Helpenstein, war kaum älter als 35 Jahre. Er wußte nur, daß Hauptmann Wittmann etwas überprüfen wollte.
Also führte er ihn erst einmal durch die Räume und stellte ihm die einzelnen Mitarbeiter vor.
Nach einem kurzen Rundgang hatte Magnus genug Eindrücke gesammelt und bat Helpenstein um ein Gespräch unter vier Augen.
Kaum waren sie in seinem Büro, kam der Hauptmann zur Sache. »Sie kennen Georg Busch vom Met ?« fragte er.
Der Wissenschaftler nickte überrascht. »Merkwürdig, daß Sie ausgerechnet nach Busch fragen. Hat Windisch sich über ihn beschwert ?« wollte er wissen.
»Wie kommen Sie auf den Professor ?« reagierte Magnus mit einer Gegenfrage. »Am besten erzählen Sie mir einfach, was Sie zu dieser Vermutung veranlaßt. Ausführlich, ich habe Zeit .«
Das hätte er besser nicht gesagt, denn wenn man Wissenschaftler zur Ausführlichkeit aufforderte, antworteten sie meist mit einem gigantischen Redeschwall. Dr. Helpenstein war keine Ausnahme.
»Sie müssen wissen, daß wir hier unten in über 1000 Meter Wassertiefe keine Wetterdaten sammeln können«, erklärte er überflüssigerweise. »Um unsere Aufgabe dennoch zu erfüllen, starten wir täglich mehrere Drohnen: vollautomatische, unbemannte Flugkörper voller Meßinstrumente. Wir schießen sie von
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