Stahlfront 4: Verrat um Thule
macht euch auf den Weg nach Thule. Verteilt euch auf so viele Schneemobile wie möglich. Wer einen Schlitten zieht, nimmt definitiv keinen Beifahrer mit. Es sind genug Maschinen vorhanden. Drei bleiben für Hengstenberg, Kühne und mich. Viel Glück, Männer!«
Unteroffizier Walther öffnete das Tor, und die ersten Maschinen fuhren los. Sie waren weiß lackiert, Helme und Schneemäntel der Soldaten waren ebenfalls weiß - eine fast perfekte Tarnung im ewigen Eis der Antarktis. Aber leider nur fast, wie sich bald schon zeigen sollte.
*
»Und was machen wir, Stabsfeld ?« wollte Hengstenberg wissen. »Du hast hoffentlich nicht vor, die Unschuld unseres Fräuleins Susi allein gegen die Amis zu verteidigen .«
»Den Bunker kannst du vergessen«, antwortete Lohberger. »Aber ich habe so ein Gefühl, als wollten die Amis hier bei uns an den Strand. Und das werden wir ihnen vermiesen! Los, werft die Motoren an !«
Die Küste bestand in diesem Teil der Antarktis nicht überall aus senkrechten Felsklippen. Keine 500 Meter von der Geschützstellung entfernt zog sich eine Rampe durch den Fels bis zum Meeresufer hinab, die ungefähr so breit war wie zehn Fußballfelder.
Vielleicht hatte sich hier einst ein kleinerer Gletscher seinen Weg zum Wasser gebahnt.
Auf jeden Fall war dieser Abschnitt des Ufers nahezu ideal für das Absetzen von Infanterie. Mit Panzern war hier nicht zu rechnen, da die vereiste Rampe zu glatt und zu steil für die schweren Geräte war.
Lohberger und seine beiden Soldaten fuhren im Schatten der Felsen parallel zur Küste, bis sie die Rampe erreichten. Das rettete ihnen vermutlich das Leben.
Denn vom Meer her rasten tieffliegende amerikanische Jagdbomber heran und eröffneten das Feuer auf die Soldaten, die das Bombardement ihres Bunkers überlebt hatten. Optisch waren sie im fahlen Schein der Polarlichter zwar nicht auszumachen, aber die Kampfmaschinen verfügten natürlich über Infrarotsichtgeräte - übrigens ebenfalls eine Technik, die die Amerikaner den Deutschen 1945 gestohlen hatten - und eröffneten mit ihren Bordkanonen das Feuer auf jeden Wärmepunkt, den sie entdeckten.
Die fliehenden Thule-Soldaten verteilten sich natürlich sofort im Gelände und nutzten Tempo und Manövrierfähigkeit ihrer Motorschlitten, aber gegen einen von oben angreifenden Feind nutzte das wenig.
Hilflos mußten Lohberger und seine Begleiter aus ihrer relativ sicheren Position in der Deckung der Küstenfelsen mit ansehen, wie die Amerikaner vor allem Jagd auf diejenigen Schneemobile machten, die einen angehängten Schlitten mit einem Verwundeten zogen und deshalb nicht so beweglich waren wie die Maschinen ohne Anhänger.
Mehr als 50 Prozent der Überlebenden wurden so ohne jede Möglichkeit der Gegenwehr niedergemäht, bevor die Tiefflieger endlich abdrehten. Lohberger hätte so etwas niemals für möglich gehalten. Ein anständiger Soldat schoß nicht auf einen besiegten, fliehenden Feind.
Die Berichte von der »Autobahn des Todes«, jener Straße von Kuwait nach Basra, auf der die Amerikaner im zweiten Golfkrieg 1991 die flüchtenden Iraker niedergemetzelt hatten, hatte er immer für übertriebene antiamerikanische Propaganda gehalten, ebenso die verheerenden Luftangriffe auf die Autobahn nach Bagdad im dritten Golfkrieg 2003, auf der geschlagene irakische Truppen während ihrer Rückzugsbewegung von der überlegenen amerikanischen Luftwaffe einfach ausgelöscht worden waren.
Doch dieses Vorgehen gegen flüchtende Gegner schien ebenso System zu haben wie das Führen unerklärter Kriege. Lohberger nahm sich fest vor, alles in seiner Macht stehende zu tun, um den Amerikanern dieses Verhalten nicht durchgehen zu lassen.
Er fragte sich verzweifelt, wo die Luftwaffe Thules blieb! Der Himmel über diesem Teil der Antarktis gehörte den Amerikanern, und die besten Piloten der Welt in den besten Flugzeugen der Welt unternahmen einfach nichts dagegen!
Aber getreu seinem Lebensmotto dachte Lohberger nicht einmal im Traum daran, sich irgendwo zu verstecken oder auch nur zu versuchen, sich aus der Schußlinie zu bringen - im Gegenteil! Wie es sich für einen echten Soldaten gehörte, suchte er den Kampf.
An der Stelle, an der die verschneite Rampe durch die Klippen zum Meer hinabschnitt, ließen die drei Männer ihre Motorschlitten im Schutz der Felsen stehen. Sie huschten zu einer kleinen Bunkerstellung, die sich in Schnee und Eis in der Mitte der oberen Kante der natürlichen Rampe befand. Entweder war dieser
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