Stahlfront 4: Verrat um Thule
auf einen Knopf, zünden eine Atombombe, und das amerikanische Volk wird hinter uns stehen wie ein Mann. Wenn die Geheimdienste ihre Arbeit ordentlich erledigen, können wir jedem Land, in das wir einmarschieren wollen, die Schuld an diesem Anschlag in die Schuhe schieben.
Selbst die Europäer und sogar die Franzosen werden uns jede gewünschte Unterstützung gewähren, wenn Terroristen eine amerikanische Großstadt mit einer Atombombe vernichten.
Aber das Projekt »Mögliche Anschläge« bietet uns noch einen weiteren unschätzbaren Vorteil: Die DIA berichtet von Unmut innerhalb der Streitkräfte, die CIA von Unmut vor allem unter der weißen Bevölkerung. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß uns ein zweiter Bürgerkrieg bevorsteht. Der Süden hat seine Lektion von 1865 offenbar vergessen, oder sie war nicht hart genug — vermutlich beides.
Sollte es irgendwo im Lande zu einem Aufstand gegen die rechtmäßige Regierung kommen, dürfte der sehr schnell zusammenbrechen, sobald wir die erste Rebellenstadt mit einer Atombombe vernichtet haben.
Auch aus diesem Grund müssen wir alles daransetzen, das Projekt bis zum 1. Januar 2011 abzuschließen, alle Kernsprengsätze planmäßig zu installieren und das dazugehörige Kommunikationsnetzwerk einzurichten.
Daß jeder, der auch nur eine Andeutung über diese Angelegenheit nach außen dringen läßt, auf der Stelle erschossen wird, versteht sich wohl von selbst.
Das Blatt in Magnus' Hand zitterte. Das, was er da in Händen hielt, war die geheime Kriegserklärung einer Regierung gegen ihr eigenes Volk. Nun war auch klar, wieso niemand in der Lage gewesen war, die Atombombe von Atlanta abzufangen: Sie war längst vor Ort gewesen!
»General Roberts, ich bitte um die sofortige Schaltung einer abhörsicheren Satellitenverbindung mit Thule«, sagte er mit so lauter Stimme, daß fast alle Augen im Raum auf ihn gerichtet wurden. »Ich bitte gleichzeitig um Ihre Erlaubnis, diese Datei an Thulemarschall Bittrich weiterleiten zu dürfen !«
»Erlaubnis erteilt«, erwiderte Roberts mit fester Stimme. »Leutnant, stellen Sie die gewünschte Verbindung so rasch wie möglich her«, befahl er einem jungen Funkspezialisten. »Bild, Ton und Datenleitung !«
Nicht einmal eine Minute später erschien das Bild von Bernhard »Bärwolf« Bittrich auf dem großen Schirm. Magnus und Mike erkannten den Hintergrund: Der Thulemarschall befand sich in seinem Arbeitszimmer, in dem sie gemeinsam schon so einige Zigarren geraucht und so manchen guten Whisky geleert hatten.
Mit wenigen Worten setzte Wittmann seinen obersten Vorgesetzten ins Bild. »Die entsprechende Datei wurde Ihnen soeben übermittelt, und ich empfehle dringend, sie so rasch wie möglich von unseren Spezialisten überprüfen zu lassen .«
Bittrich betätigte ein paar Tasten an seinem Rechner und erklärte: »Das habe ich soeben in die Wege geleitet, Hauptmann. Ich habe den Yankees ja immer schon verdammt viel zugetraut - aber eine derart abgrundtiefe, ja geradezu teuflische Bosheit wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Ich beende jetzt unser Gespräch, denn ich rufe sofort das OKT 15 zusammen. Richten Sie General Roberts aus, daß ich von einem einstimmigen Beschluß ausgehe: Das Reich Thule wird den Konföderierten mit allen Kräften zur Seite stehen !«
*
Kaum war die Verbindung mit Thule beendet, meldete sich der Vorsitzende des Generalstabs, der höchste Soldat der USA, ebenfalls über eine abhörsichere Satellitenleitung. Er verlangte, mit Roberts zu sprechen, und polterte sofort los, als der in den Erfassungsbereich der kleinen Kamera trat: »Wir haben Ihre Heimtücke und Ihre Verbindungen offenbar unterschätzt, Sie verdammter Fahnenflüchtling! Aber Ihr Wissen um unsere speziellen Möglichkeiten wird Ihnen nichts nutzen. Ich will es im Gegenteil noch ein wenig erweitern: Die nächste Bombe, die wir zünden, wird Richmond in Virginia ausradieren. Aber noch haben Sie Gelegenheit, das zu verhindern !«
Der Admiral sah auf seine Uhr und erklärte: »Die Bombe geht in genau 24 Stunden hoch, wenn Sie bis dahin nicht kapituliert haben. Sollten Sie allerdings versuchen, Richmond zu evakuieren, zünden wir den Knallfrosch sofort. Aber ich gehe davon aus, daß Sie vernünftig genug sind, um diese Information für sich zu behalten, weil es sonst zu Mord und Totschlag bei der Massenflucht aus der Stadt käme, wie wir beide genau wissen.«
Roberts wollte etwas sagen, aber der Generalstabschef schnitt ihm mit einer
Weitere Kostenlose Bücher