Stahlhart
es elektronische Kommunikationsmittel. Wir können jede freie Minute miteinander telefonieren oder uns E-Mails schreiben. Und eines verspreche ich dir jetzt in die Hand: Wenn es uns, sprich dir, zu viel wird, lasse ich die Sache sausen.«
Der Hinweis auf ›noch so viel Zeit miteinander verbringen‹ war der erste, der darauf schließen ließ, dass die Beziehung langfristig angelegt war. Bisher hatten beide trotz ihrer Gefühle füreinander noch nicht über ein gemeinsames Leben gesprochen.
Dieser Hinweis war es auch, der Britta dazu bewog, ihre Bedenken hintenan zu stellen. Ihr war klar, dass sie kein Recht hatte, Rainers beruflicher Zukunft im Weg zu stehen. Aber es gab so viele Beispiele, einschließlich ihres eigenen, was aus Paaren wurde, die regelmäßig getrennt waren. Schließlich war Rainer ein Frauentyp, zugegebenermaßen, was ihm glücklicherweise nicht unbedingt bewusst war. Aber konnte Britta sagen, wie andere Frauen auf ihn reagierten, wenn er unterwegs war und später allein im Hotelzimmer saß? Sie hatte ihn ja auch angesprochen und das nicht ohne Hintergedanken. Allein solche Befürchtungen konnten gefährlich sein. Jedoch wollte sie sich keiner Gefahr aussetzen, in der sie umkam. Letztlich stimmte sie einer Testphase zu und ermutigte Rainer sogar, die Chance zu nutzen.
»Britta, eine Sache habe ich dir allerdings noch verschwiegen«, gestand Rainer plötzlich.
Britta erschrak ein wenig. Was kam noch?
»Ohne auf das vorherige Thema Bezug nehmen zu wollen, vergiss das jetzt, möchte ich mit dir über etwas sprechen, was mir schon länger auf der Seele liegt.«
Rainer nahm ihre Hand. »Ich bin mir inzwischen ganz sicher, dass ich dich liebe.«
Britta traf der Schlag. Damit hatte sie nicht gerechnet. Natürlich war die tiefe Bindung beiden klar, aber wie sie tatsächlich aussah, war noch nicht abgeklärt. So kam der Überfall doch überraschend. Ihr Herz machte einen Sprung.
»Oh, mein Schatz, mein Liebling, mein Rainer, ich liebe dich doch auch so sehr!«
Sie sanken sich in die Arme. Britta hatte feuchte Augen, als sie die Wärme von Rainers Körper spürte.
Am nächsten Tag stolzierte Rainer unangemeldet in Dr.Koschnicks Büro. Seit gestern Abend fühlte er sich endgültig unbesiegbar.
»Alles klar, Chef. Ich bin bereit, mich Ihren Zwängen zu unterwerfen. Machen Sie mit mir, was Sie wollen.«
Koschnick grinste. »Okay, Rainer. Machen wir einen Test, ob es gutgeht. Du weißt, am Montag in einer Woche beginnt in Berlin der Prozess gegen den Schauspieler, der seine Frau getötet haben soll. Mach dich mit den Fakten vertraut und recherchiere noch Details. Wir werden Prozessberichte nicht von der dpa kaufen. Du machst uns die komplette Story. Wenn du dich dabei bewährst, werden wir weitersehen.«
»In Ordnung, Dr. Koschnick. Danke für die Chance. Was ist mit den Sachen, die ich jetzt gerade bearbeite?« Rainer war voller Eifer.
»Schon gut«, winkte Dr. Koschnick ab, »du hast es dir verdient. Deine momentan laufenden Artikel kann der Jens Goldstein übernehmen, ich werde ihm Bescheid sagen.« Er räusperte sich. »Zwei Sachen noch: Obwohl der Beginn eines solchen Prozesses geprägt ist von taktierendem Geplänkel der Anwälte, die mit allen möglichen Anträgen den Prozess torpedieren wollen, und zu Anfang, wie du weißt, nur Personalien und Administratives aufgetischt wird, musst du von der ersten Minute an dabei sein. Du darfst nicht Gefahr laufen, etwas Wichtiges oder Überraschendes zu verpassen. Da sage ich dir nichts Neues, das ist mir klar, ich möchte nur, dass du dich darauf einstellst.«
»Sicher und zweitens?«
»Geh in die Buchhaltung und lass dir einen Spesenvorschuss geben. Die sollen mich anrufen, um die Höhe zu besprechen. Du musst gut ausgestattet sein. Die Prozessdauer ist auf eine Woche festgelegt, wenn nichts dazwischenkommt. Und vergiss deine Akkreditierung nicht!«
»Ist klar. Nochmals danke, Dr. Koschnick.«
»Gern geschehen. Und nun hau ab und fang an, dich vorzubereiten.«
Rainer war sehr zufrieden. Endlich eine Chance, auf die er lange hatte warten müssen.
Sein erster Weg führte ihn zu Jens Goldstein, um ihn einzuweisen und ihm mitzuteilen, dass er natürlich für etwaige Fragen zur Verfügung stünde. Goldstein war nicht so erfreut, wie Rainer es erwartet hatte. Irgendwie hatte Rainer den Eindruck, Jens hielte sich ihm gegenüber zurück. Zumindest reagierte er reserviert. Doch Rainer hatte keine Zeit, sich weiter damit zu befassen. Er rief Roland
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