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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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eingeschlagen, bis er es nicht mehr ausgehalten habe.
     
    Abends war bei Britta wieder besetzt. Rainer versuchte es immer und immer wieder, aber eine Verbindung kam nicht zustande. Als Britta nach Mitternacht anrief, zeigte sich Rainer bockig.
    »Tut mir leid, Schatz, ich habe mit meiner Familie telefoniert. Es gab da einiges zu besprechen. Bitte sei nicht böse auf mich«, flötete Britta in den Hörer.
    Damit verrauchte Rainers Missempfinden, und es wurde doch noch ein nettes Gespräch.
     
    Im Prozess stand die Zeugeneinvernahme an. Es wurde angegeben, dass es in letzter Zeit häufiger zu Unstimmigkeiten der Eheleute gekommen sei. Besonders, seit der Schauspieler eine Affäre mit einer Kollegin begonnen habe.
    Da war sie, die Sensation!
    Bei Britta war wieder besetzt. Begründung die gleiche. Langsam kam Rainer die Sache komisch vor. Jeden Abend so lange mit der Familie telefonieren, obwohl sie wusste, wie sehr er auf das Gespräch mit ihr wartete? Statt mit Britta sprach Rainer an diesem Abend mit Roland Ernst. Als Rainer seine Nöte schilderte, spielte Roland die Sache herunter und ergriff Partei für Britta: »In einer Familie kann immer mal was sein. Sie will wahrscheinlich nicht mit dir darüber am Telefon sprechen. Beruhige dich und rede später mit ihr darüber.«
     
    Diesmal war bei Britta relativ kurz besetzt. Rainers Beschwerde hatte wohl Früchte getragen. Obwohl sich seine Gedanken, die in Richtung Eifersucht, ja sogar in Richtung eines neuen Mannes gingen, verschärften. Jeden Tag mit der Familie telefonieren statt mit dem geliebten Mann? Immer zur gleichen Zeit, obwohl dazu vorher doch genug Gelegenheit gewesen wäre? Wenn sie mit einem anderen Mann Liebesgeflüster austauschen würde, käme das eher hin. Das wusste Rainer aus eigener Erfahrung. Er fing an, sich unwohl zu fühlen. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Dementsprechend lief auch das Telefonat mit Britta. Rainer entschuldigte sich mit anstrengender Arbeit, er sei ziemlich geschafft und müde. Er sei froh, dass die Sache bald vorbei wäre, und er freue sich unglaublich darauf, Britta bald wieder in den Armen halten zu können. Trotzdem hörte sich Rainers Entschuldigung etwas unwirsch an.
    »Ist etwas mit dir, du bist so komisch?«, fragte Britta.
    Rainer wiegelte ab und erklärte sein Verhalten mit Müdigkeit.
    Am Montag wurde das Urteil erwartet. Die Plädoyers standen an. Die Staatsanwaltschaft plädierte auf Totschlag und meldete sogar Zweifel an, ob nicht sogar Mord infrage käme, da ein niederes Motiv, nämlich Geldgier, vorläge.
     
    Rainer zog sich in sein Hotelzimmer zurück, um den Artikel weiterzuschreiben. Der Anruf von Britta kam recht früh.
    »Kannst du nicht übers Wochenende herkommen?«, bat sie sehnsuchtsvoll.
    »Ich würde sehr gern, aber ich muss meinen Artikel zu Ende schreiben. Du weißt, was für mich davon abhängt.«
    Rainer hatte sich das so zurechtgelegt. Natürlich plante er, nach Bremen zu fahren. Aber er wollte Britta überraschen. So hatte er es mit Roland Ernst besprochen, der auf die Idee gekommen war, Britta auf diese Weise eine Freude zu bereiten.
    »Schade. Irgendwie hatte ich gehofft, du würdest kommen. Du fehlst mir so.«
    »Du mir auch. Du weißt es, aber bitte sei nicht enttäuscht. Außerdem bin ich Dienstag wahrscheinlich wieder bei dir.«
    So ging es eine Weile hin und her, bis beide auflegten. Rainer schoss zum Schrank, suchte sich einige Sachen, die er benötigte, rannte die Treppe hinunter, bestellte sich beim Portier ein Taxi und fand sich wartend vor dem Hotel wieder. Mit dem Taxi ging es Richtung Flughafen. Rainer hatte sich schon einen Flug Berlin–Bremen raussuchen lassen und gebucht. Alles klappte reibungslos. Der Flieger startete und war in einer Stunde auf dem Airport Bremen. Rainer konnte es kaum erwarten. Wieder mit dem Taxi, diesmal zu Brittas Wohnung, klingeln. Keine Antwort. Nochmals klingeln. Wieder kam keine Antwort. Rainer war enttäuscht. Am Freitagabend war Britta nicht zu Hause. Nun ja, sie konnte bei einer Freundin sein, obwohl es in Rainers Innerstem rebellierte. Es passte zu den vergeblichen Anrufen. Er probierte, Britta über das Handy zu erreichen, aber die Mailbox war eingeschaltet.
    Was tun? Rainer entschied sich, in sein Lokal an die Schlachte zu fahren und es später noch einmal zu versuchen. Also zuckelte er zu einem Taxistand und ließ sich in die Stadt fahren. Als er das Lokal betrat, schaute er sich um. In einer Ecke sah er sie. Britta saß da, in

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