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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kate Fletcher?«
    Er sah sie kurz an. »Komm, sehen wir uns die Gegend doch mal an. Ich erzähl dir was.« Er machte die Tür einen Spalt weit auf, aber gleich wieder zu. »Ach ja, und mit - wie hast du das genannt? - mit schmutzigen Bomben hat es nicht das Geringste zu tun.« Wieder öffnete er die Tür, und der Sturm riss sie ihm sofort aus der Hand und schmetterte sie gegen den Wagen, dass es krachte. Aspen blickte sich nach Mia um, noch immer das geschärfte Brecheisen in der Hand. »Es liegt in der Familie«, schrie er.
    Dann kämpfte er mit dem Sturm um die Wagentür und warf sie zu - wumm, und plötzlich war es wieder leiser. Durchs Fenster sah sie ihn am Rand des Schilfufers stehen, die Kappe tief in die Stirn gedrückt. Wassertropfen rannen über die Scheibe, und sein Bild zerbrach in tausend Fragmente.
    Mia griff nach der Pistole unter ihrem Sitz, wickelte sie aus und steckte sie in die Tasche ihres Regencapes. Dann griff sie nach dem Zündschlüssel, drehte ihn aber nicht.
    Wieder sah sie zu Aspen hinüber.
    Es liegt in der Familie?
    Fletcher ging in die Hocke und strich mit der Hand über den Beton. Er war hart und voller Löcher, und unter seinen Fingern lösten sich kleine Steinchen aus der Schicht. Er richtete sich auf, fuhr mit dem Fuß darüber und bemerkte sogar mit seiner dicken Schuhsohle, wie rau die Fläche war.
    Mit gesenktem Blick ging er über die alte Piste los. Er zertrat Pflanzen, die aus den Rissen wuchsen, und unter seinen Tritten brachen manche Schlaglöcher noch tiefer ein. Vor ihm erstreckte sich die Betonbahn: Als harter, grauer Streifen führte sie in nordöstlicher Richtung durchs Gras und auf die Unwetterwolken zu, die den Himmel verdunkelten und nun auch die aufgehende Sonne verdeckten.
    Ein Zug niedrig fliegender, weißer Seevögel kam rasch auf ihn zu, brauste über ihn hinweg und verschwand land-einwärts. Als er sich nach links und rechts umblickte, sah er ganze Schwärme, die über die Landzunge kamen - Hunderte von Vögeln auf der Flucht vor dem Sturm. Er marschierte schneller. Nach ein paar Schritten rannte er, sprang über die tiefsten Löcher in der Betonbahn hinweg und stürmte mit langen Schritten über die glatteren Flächen.
    Hier war ich schon, dachte er. Hier war ich früher schon mal.
    Der Schlüssel steckte noch in der Zündung des Cossack.
    Mia stand in der Nähe des Deeping und beobachtete Aspen Slade. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt und stand in einer Schilflücke am Ufer, wo die Spitzen der Halme vom Sturm in alle Richtungen gedrückt wurden.
    Mit der Pistole unter dem Regencape, die gegen ihren Oberschenkel drückte, fühlte sie sich gleich besser. Sie könnte ihn erschießen oder zumindest durch einen Schuss unschädlich machen, oder auch einfach nur in den Wagen steigen und wegfahren. Doch was er eben gesagt hatte, ließ sie vorläufig bleiben. Wenn Aspen nicht von der Sache mit der alten Bombe besessen war, wovon zum Teufel dann ? Sie durchforstete ihre Erinnerungen, beobachtete ihn und spürte, wie der Wind an ihrem Regencape zerrte. Die dicken, schwarzen Wolken ballten sich immer dichter, wie Kuppeln türmten sie sich vom Horizont her so hoch am Himmel auf, wie Mia mit in den Nacken gelegtem Kopf sehen konnte, und darunter flogen Vögel hinweg - Seemöwen, deren Flügel vor dem drohend dunklen Hintergrund weiß aufblitzten.
    Aspen drehte sich um und schrie ihr etwas zu, doch im Heulen des Sturms und im Rauschen des Schilfs gingen seine Worte unter. Sie trat ins Schilf und bahnte sich einen Weg zwischen den dicken, nassen Halmen hindurch, die ihr Gesicht und Arme peitschten. Hinter Aspen lag der See - größer, als sie erwartet hatte, das dunkle Wasser vom Sturmaufgewühlt. Sie blieb in Aspens Nähe stehen und betastete die Waffe unter ihrem Regencape.
    Plötzlich legte sich der Sturm. Das Wasser des Deeping glättete sich, ein paar abgerissene Schilfstängel wehten darüber hinweg, verloren an Schwung und fielen ins Wasser. Der Regen kam schwallweise. Es war still - nur das Prasseln des Regens, das Quietschen von Schilfstängeln, die aneinanderrieben, und das leise Heulen einer Sirene in der Ferne.
    Ohne sie anzuschauen, sagte Aspen: »Spürst du das? Die Sturmflut kommt bald. Immer wenn der Luftdruck so stark sinkt wie jetzt. Das dauert nicht mehr lang, und dann, wumm, geht's los.« Er stach sein Brecheisen in die nasse Erde, aufrecht, der Haken glänzte bedrohlich. »Siehst du diesen See? Da sind sie alle drin, alle. Die Frauen, die der Hexenjäger

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