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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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getötet hat. Und Colonel Harpkin, der liegt auch da drin. Inzwischen sind bestimmt nur noch Knochen übrig. Knochen und die Sterne auf seinen Schulterklappen.«
    Mia blickte aufs Wasser und meinte, einen hellen Punkt zu sehen, der sich unter der Oberfläche bewegte. Nur die Spiegelung einer Möwe, die darüber hinwegschoss.
    »Warum spielt der eine Rolle?«
    Er antwortete nicht.
    »Aspen, warum ist Harpkin wichtig? Das war doch nur so ein trauriges kleines Drama in den 1940er Jahren. So was passiert dauernd, überall auf der Welt. Warum ist gerade das hier ein Problem für dich? Und was heißt >Es liegt in der Familie    Aspen lachte. In der Stille schien der Laut über die Wasserfläche zu hallen. Er bückte sich, fuhr mit der Hand durch die nasse Erde zwischen den Schilfwurzeln und hob einen flachen Stein auf. Den warf er ein paarmal in der Hand herum. »Du solltest mal über diese verrückte Hexe nachdenken, über Sally Dunton. Denk mal drüber nach, wie die mit Harpkin zusammengekommen ist. Die Nachkomminder Hexen lässt sich vom Nachkommen des Hexenjägers ficken. Denk einfach mal nach, was dabei rauskommen muss. Was ist das wohl für eine Frucht?« Er schleuderte den Stein flach über die Wasserfläche, der zweimal aufsprang und Ringe ins Wasser zeichnete. »Verdammt, ich komme aus der Übung.«
    Mia sah zu, wie die Ringe unter den Nadelstichen des Regens immer größer wurden. »Frucht? Willst du damit sagen, dass sie ein Kind hatten? Geht es darum?«
    Aspen breitete die Arme aus, die Finger schwarz von Erde. »Es geht los. Spürst du die Luftdruckveränderung?«
    Sie spürte wirklich etwas in der Luft. Dicht am Boden regte sich der erste Wind und ließ das Schilf von der Wurzel bis zur Spitze erzittern. Außerdem gab es einen Temperatursturz - plötzlich war es kalt und sie roch Salz in der Luft. Mia blickte auf. Alle Vögel waren weg.
    »Ein Kind. Wie würde so ein Kind wohl sein? Halb Hexe, halb Hexenjäger. Stell dir ein solches Wesen doch nur mal vor«, sagte Aspen.
    Mia strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Sally Dunton war keine Hexe«, sagte sie. »Sondern ein einsames Mädchen, das ein typisch britisches Hautproblem hatte. Kapiert? Colonel Harpkin war nicht der Hexenjäger, verstehst du das? Er war einfach nur ein Frauenheld von der Ostküste, der zum Kommandanten des Luftwaffenstützpunktes gemacht wurde. Das musst du doch begreifen.«
    Aspen hockte sich hin und wühlte wieder im Boden, stocherte mit seinen bleichen Fingern im schwarzen Schlamm herum, das Haar vom Wind zerzaust. »Bist du dir da so sicher?«, gab er zurück. »Ich glaub, Sally und Harpkin waren zwei Elemente, die zusammenkommen mussten. Zwei Elemente, die schreckliches Unheil anrichten, wenn man sie zusammenbringt. Das weiß ich. Ich glaub das nicht einfach nur, das spüre ich, so wie ich diesen Stein hier unter den Fingern spüre.« Ohne aufzustehen, ließ er einen weiteren Steinübers Wasser springen. Diesmal plumpste er mit ein paar weißen Spritzern hinein. »So wie ich dieses Eisen hier unter den Händen spüre.« Er legte die Hand um das im Boden steckende Brecheisen. Mit schmalen Augen sah er zu Mia hoch. »Ich spüre es in mir selbst. Weil es in mir ist. Von Sally Dunton und Colonel Harpkin direkt auf mich gekommen.«
    Er richtete sich wieder auf - streckte Arme und Beine und zog das gefährliche Brecheisen aus dem Boden. Mit zurückgeworfenem Kopf betrachtete er die Wolken, Regen rann ihm über das Gesicht. »Direkt auf mich gekommen, verstehst du das?«
    Mia trat ein paar Schritte zurück durchs Schilf. Das Sirenengeheul in der Ferne wurde langsam vom wieder aufbrausenden Wind übertönt, und der Himmel war dunkel - als wäre die Dämmerung hereingebrochen.
    Scheiße, das war's, dachte sie, zog die HS-Pistole unter ihrem Regencape hervor und richtete sie auf Aspen. An der Mündung sammelte sich sofort Wasser: Dicke Tropfen lösten sich von dem dunklen Metall und fielen zu Boden. »Aspen, ich gehe jetzt«, sagte sie. »Solltest du versuchen, mir zu folgen, schieße ich dir in den Kopf.«
    »Mit dieser beschissenen Pistole?«
    »Die Kugel wird dir den Schädel verwüsten, Aspen. Denk darüber nach.«
    Doch Aspen sah mit aufgerissenen Augen zu den Wolken hinauf. »Wo ist Tom Fletcher?«, fragte er. »Wo ist er?«
    »Knie dich hin, Aspen. Rühr dich nicht, bis ich weg bin.«
    »Es ist in mir«, sagte Aspen. »Es ist auf mich gekommen.«
    Sie sah sich nach dem Cossack um - wollte plötzlich unbedingt drinsitzen, beschützt

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