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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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zerborstenen Wagenfenster. Durch das zersplitterte Glas erkannte er den Umriss zweier Menschen.
    Mia Tyrone sah Tom hinter dem Cossack hervorkommen. Er trug nur seine Armeehose, die noch immer in den Stiefeln steckte, und ein schweißfleckiges T-Shirt. Er war in rotes Licht getaucht, das in der Pistole in seiner Hand funkelte, in seinem klatschnassen Haar und in dem Sprühregen, der vonseinen Stiefeln aufspritzte, als er in Hexlands alten, in die Erde eingesunkenen Innenhof trat und sich umblickte.
    Aspen Slade, der auf dem grasüberwucherten Fundament stand, hatte ihn ebenfalls gesehen. Aspen wandte sich Fletcher mit ausgestreckten Armen zu, und das Licht spiegelte sich glitzernd im Nylonstoff seiner Outdoor-Jacke. Aus Aspens triumphierendem Blick und der Art, wie seine Finger sich im Licht krümmten, erriet Mia, was er als Nächstes sagen würde.
    »Willkommen, Cousin«, sagte Aspen.
    Tom Fletcher blieb stehen und wischte sich mit der freien Hand übers Gesicht, während er in der anderen noch immer die Pistole hielt. Er blickte von Aspen zu Mia hinüber und wieder zurück.
    »Er ist verrückt. Er behauptet, dass Kate und Cherelle Schwestern sind«, sagte Mia.
    Sie sah, wie Tom Fletcher Aspen langsam zu umkreisen begann. Der Amerikaner zitterte und das Wasser tropfte spritzend von seinem schwarzen Haar, während er versuchte, Tom mit den Augen zu folgen.
    »Sie ist hier, Cousin«, sagte Aspen.
    »Halt's Maul.«
    »Sie ist hier. Deine Mutter ist irgendwo hier. Sie ist gekommen, weil sie weiß, was sie mir angetan hat. Wenn man so will, gibt es jetzt noch mal einen allerletzten Hexenjäger. Sie ist die letzte Hexe und ich bin der letzte Hexensucher - und dann ist es endgültig vorbei damit. Sie kommt jetzt zu mir.«
    »Halt die Klappe, Slade.«
    Aber Mia sah, dass Tom sich rasch nach dem Weg umschaute. Dann spähte er über das Stück Heide auf der einen und das gepflügte Feld auf der anderen Seite, wo die aus der Erde gewühlten Feuersteinstücke das weiße und rote Licht einfingen. Hinter dem Acker, dort, wo die Landzunge sich in die Ferne zog, wichen die Sturmwolken einer Wand un-durchdringlichen Nebels. Zwischen diesem Nebel und Hexland war gar nichts - weder Haus noch Baum. Kein Mensch. Nichts. Sie sah, wie Tom Fletcher die hoch aufragende Nebelwand aufmerksam musterte, und wie diese sich in seinen blauen Augen spiegelte. Dann wandte er sich wieder Aspen Slade zu.
    Aspen kaute heftig - er hatte gar nichts im Mund, sondern mahlte einfach die Kiefer, die Augen geschlossen und der schmale Bartstreifen feucht und glänzend. Dann berührte Tom Fletcher Aspens Wange mit der Pistolenmündung. Aspen hörte auf zu kauen, schlug die Augen auf und versuchte, nach Fletcher zu schielen.
    »Sie ist ganz in der Nähe«, sagte Aspen. »Ich spüre sie, ich kann sie beinahe berühren.«
    Tom senkte die Waffe und trat zurück. Mia musterte sein Gesicht, doch es war keinerlei Regung darin zu erkennen. Er betrachtete Aspen Slade aufmerksam, aber distanziert, wie ein Wissenschaftler, der ein ungewöhnliches Exemplar vor sich hat. »Du bist krank. Begreifst du das?«, fragte er.
    Aspen schüttelte den Kopf, erwiderte aber nichts. Mia fielen plötzlich Einzelheiten an dem Hausumriss auf, in dessen Geviert sie standen: Bruchstücke des Fundaments, die nicht vollständig von Gras überwuchert waren und hervorsahen. Unmittelbar neben ihrem Fuß ragte eine verrostete Stahlfeder aus der nassen Erde.
    Plötzlich sagte Aspen: »Mit mir war alles in Ordnung. Ich meine, früher war alles mit mir in Ordnung, Cousin. Ich hatte ein paar kleinere Probleme, das nannten sie Verhaltensauffälligkeiten. Aber das hätte sich noch ausbügeln lassen. Dann trat deine Mutter in mein Leben. Sie hätte nachgeforscht, verstehst du? Sie war bei Gregory Tilney gewesen und hatte die Aussage abgetippt.«
    Tom Fletcher neigte den Kopf und schwieg. Dann fragte er: »Falls das stimmt, dass die beiden Schwestern sind - warum hasst du meine Mutter dann?«
    Wieder schüttelte Aspen heftig den Kopf. Ein paar Tropfen aus seinem Haar trafen Mia, und sie trat von den beiden Männern weg. Bei genauerem Hinsehen fand sie, dass die beiden tatsächlich Cousins sein konnten - Haar und Statur unterschieden sich zwar, aber in der Gesichtsform gab es Gemeinsamkeiten.
    Aspen redete jetzt rasend schnell, er rasselte die Worte herunter.
    »Sie ist in mein Leben eingedrungen, Tom, und hat mich psychisch aus der Bahn geworfen. Da bin ich, ein nettes, lustiges Kind, das auf einem

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