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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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und packte sie am Handgelenk. Ihre Augen hefteten sich auf ihn. Ihr Blick war leer und Wasser lief ihr übers Gesicht. Sie ließ das Rohr fallen, und es rollte klirrend übers Pflaster davon.
    »Er wollte mich umbringen«, sagte sie.
    »Das glaube ich nicht.«
    Fletcher kniete sich hin, wälzte den Mann auf die Seite und zog ihm die Kapuze vom Gesicht. Er war blass und das kurze Haar war an einer Kopfseite blutverschmiert. Trotz des Regenrohrs, mit dem Mia sich bewaffnet hatte, staunte Fletcher, dass es ihr gelungen war, den Mann zu überwältigen. Der schien es ganz ähnlich zu empfinden, als er sich unter Flüchen aufsetzte, dann langsam auf die Beine kam und, die Hände auf die Knie gestützt, eine halbe Minute lang halb aufgerichtet verharrte. »Das ist Mia Tyrone. Sie hat Sie mit Aspen Slade verwechselt«, sagte Fletcher.
    Der Mann erwiderte nichts.
    »Und wer ist das jetzt also?«, fragte Mia.
    Der Mann spuckte geräuschvoll aus und richtete sich ganz auf. Unter dem Mantel trug er Zivilkleidung - ein schickes Polo-Shirt, Jeans und Wildlederschuhe. »Eine Vision. Ich halluziniere«, sagte er. Dann blickte er sich erneut um. »Oh, Shit. Da wächst ja wirklich ein Baum aus der Wand.«
    Es gab keinen Zweifel, dass Major Jerry Lindquist von der US Air Force sich körperlich vollständig erholen würde.
    Ich wusste, dass er kommen würde. Ich meine, sie ist schön, und jeder Mann würde sie haben wollen. Aber bei ihm lag es im Blut.
    Beim ersten Mal brach gerade die Dunkelheit an und ich war oben. Ich betrachtete den Himmel über der Landzunge. Da hörte ich, wie ein Wagen auf den Hof fuhr. Ich ging ans andere Fenster und schaute durch die Lamellen im Fensterladen nach unten. Es war ein Jeep von irgendeiner dunklen Farbe. Kein Scheinwerferlicht. Der Colonel blieb sitzen, die eine Hand aufs Steuerrad gelegt, die andere auf dem Beifahrersitz, und schaute zum Haus. Er war in Uniform. Den Motor ließ er laufen. Er saß einfachnur da und verbrauchte Benzin. Ich roch, dass es anders war als unser Benzin.
    Ich sah, wie sie aus dem Haus kam und zum Jeep hinüberging. Sie trug Hosen und eine alte Bluse mit aufgekrempelten Ärmeln. Das Haar war offen. Schöner habe ich sie nie gesehen. Sie lehnte sich gegen die Windschutzscheibe, und auch wenn ich seine Augen nicht sehen konnte, wusste ich doch, dass er jetzt auf ihre Hände sah, auf ihre Arme, unter ihre Bluse, auf alles. Ich wusste, dass sie seinen Benzingeruch einatmete und dass er sich fragte, wie ihr Haar sich wohl anfühlen würde. Über den Motorlärm hinweg hörte ich, dass sie sich unterhielten, konnte aber nichts verstehen. »Nicht, Sally«, sagte ich. Und dann dachte ich, sie würde ablehnen, weil sie sich nach dem Haus umschaute. Doch sie ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten. Ihre Bluse leuchtete weiß, obwohl es inzwischen schon fast ganz dunkel war. Ihre weiße Gestalt in seinem schwarzen Wagen. Dann wendete er mit quietschenden Reifen und scheuchte die Hühner auf. Der Jeep nahm den Weg, der am Feld entlangführt, und fuhr irgendwohin weg. Ich hörte den Motor noch eine ganze Weile. Dann war alles wieder still, sogar die Hühner. Ich ging mit dem Besen auf den Hof und fegte seine Reifenspuren weg. Sie waren anders als die von unserem Traktor, weil er neue Reifen hatte.
    Als sie zurückkam, stellte ich mich schlafend. Mein Bett stand jetzt in der Küche, das war so seit unserem Streit. Sie ging an mir vorbei, ohne stehenzubleiben, ging ins Schlafzimmer und machte die Tür hinter sich zu. Ich hörte, wie sie herumging, Wasser aus dem Krug goss und sich wusch. Nach einer Weile löschte sie ihre Lampe. Ich hörte, wie ihre Tür aufging und wie sie an mein Bett trat. Ich spürte, dass sie eine Decke über mich legte. Ich roch ihre Haut. Ich wusste nicht, wohin er mit ihr gefahren war, aber ich roch auch das Salz in ihrem
    Haar. Sie ging wieder ins Schlafzimmer und machte die Tür zu.
    Da legte ich mir schon zurecht, wie ich es anstellen würde.
    Lindquist wischte sich das Regenwasser aus dem Gesicht.
    »Wir fahren jetzt nach Alconhurst«, sagte er. »Ich muss mit Ihnen beiden reden. Ihnen ein wenig Vernunft beibringen.«
    »Wir sind leider gerade beschäftigt«, entgegnete Fletcher. »Außerdem, als ich letztes Mal in Alconhurst war, wollten Sie meine Auslieferung als Spion veranlassen. Reden können Sie auch hier mit uns.«
    »Ein Arzt muss sich meinen Kopf anschauen.«
    »Lassen Sie einen Arzt hierher kommen.«
    »Einen englischen Arzt? Wollen Sie mich jetzt

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