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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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endgültig umbringen? Erst muss ich Ihnen noch erzählen, was Sie wissen müssen.«
    »Und das wäre?«
    »Es geht um den alten Luftwaffenstützpunkt.«
    »Dorthin sind wir gerade unterwegs.«
    »Ach was. Das ist gar nicht nötig. Ich kann Ihnen helfen, Ihr Problem zu lösen. Es hat da eine Art Missverständnis gegeben. Und wenn Sie mich jetzt nicht nach Alconhurst begleiten, kann ich Ihnen garantieren, dass Sie überhaupt nirgends mehr hingehen. Dann lasse ich Sie auf der Stelle festnehmen. Also, wofür entscheiden Sie sich?«
    Lindquists Fahrzeug war diesmal nicht der große, grüne Truck, sondern ein unauffälliger Ford britischer Herstellung, an dessen Steuer ein schweigsamer, ebenfalls mit Polo-Hemd und Jeans bekleideter Fahrer saß. Lindquist saß neben ihm auf dem Beifahrersitz und Fletcher und Mia saßen hinten. Der Fahrer versuchte, schnell zu fahren, doch die Straßen waren von Katastrophenschutzfahrzeugen verstopft -schließlich überholte er aber eine mit Sandsäcken beladene Lastwagenkolonne, die die Straße nach Osten versperrte. In Alconhurst kamen sie diesmal in einem Bruchteil der beim letzten Mal benötigten Zeit durch die Sicherheitssperre. Um 19.30 Uhr saßen sie bereits in dem Raum, den Lindquist beiläufig als sein Besprechungszimmer bezeichnet hatte: Es war ein großer, überheizter Raum aus den sechziger Jahren mit lackierter Holztäfelung, an der Bilder von Flugzeugen und von Air-Force-Soldaten beim Freizeitsport hingen. Es gab eine lange Theke, auf der Zeitschriftenstapel lagen, eine Kaffeemaschine und einen Fernseher. Fletcher und Mia setzten sich auf Plastikstühle, während Lindquist ins Nachbarzimmer ging.
    Fletcher schaltete den Fernseher ein: Nachrichten auf Channel 4. Den Ton ließ er ausgeschaltet, um zu hören, was im Nachbarraum geschah. Gleich darauf traf ein Arzt in Uniform ein, ein Köfferchen mit Rot-Kreuz-Aufdruck in der Hand, und ging ins Nebenzimmer. Fletcher bekam mit, wie er sich nach Symptomen erkundigte und wie Lindquist antwortete. Im Fernseher zeigte eine Computeranimation, wie das Unwetter sich in einem langsamen Wirbel auf Großbritannien zu bewegte. Im Nachbarzimmer sagte der Arzt gerade: »Haben Sie irgendwelche Sehbeeinträchtigungen?«
    Im Fernsehen wurden jetzt Live-Aufnahmen von der Ostküste eingespielt, wo die Leute bei Flutlicht Sandsäcke stapelten oder Fenster mit Sperrholzbrettern vernagelten. Dann sah man einen Raum, der aussah wie eine Schulturnhalle, in der Feldbetten aufgestellt worden waren.
    »Tut es hier weh?«
    Wieder die Animation: Der Wolkenwirbel mit den zerfetzten Rändern wurde dunkler, während er sich drehte.
    »Schauen Sie mal hier in dieses Licht. Und jetzt nach unten.«
    Jetzt war die Querschnittzeichnung einer Küste zu sehen: Die Flut näherte sich, stieg immer höher, und dann kamenvom Sturmtief Pfeile und zwangen die Flut nochmals ein Stück hinauf, bis das Meer sich über das computergenerierte Land ergoss und eine Gruppe gezeichneter Häuser bedeckte. Es sah harmlos aus, doch auf der Karte war ein breiter Streifen bedrohter Regionen an der Ostküste eingezeichnet - darunter auch das Gebiet um Hanchton, wie Fletcher bemerkte.
    Fletcher stellte den Fernseher aus. Er spielte mit dem Gedanken aufzubrechen, einfach aus dem Raum zu gehen und loszufahren. Aber wie weit würde er kommen? Bis zur Sicherheitssperre, nicht weiter. Der Arzt kam zurück und ging ohne ein Nicken vorbei, als wäre der Raum leer. Dann trat Jerry Lindquist ein, einen Plastikstuhl in der Hand. Er stellte ihn mitten ins Zimmer und setzte sich verkehrt herum darauf, die Stuhllehne vor der Brust. Die Kopfwunde war jetzt mit zwei Pflasterverbänden verarztet, doch davon abgesehen sah er aus wie ein freundlicher, junger Priester, der seine Klasse zur Bibelstunde begrüßt. Er sah Mia an und sagte: »Angriff auf einen amerikanischen Offizier im Dienst.«
    Sie begegnete seinem Blick. »Sie sind mir nachts in eine dunkle Gasse gefolgt. Und ich habe Sie richtig verdroschen. Wollen Sie vielleicht irgendwas davon in Ihrer Dienstakte stehen haben?«
    Er lächelte behutsam und zuckte dann übertrieben zusammen. Die Hände über der Stuhllehne gefaltet, schaute er Fletcher an.
    »Wollen Sie eine Theorie hören, die alles erklärt?«
    »Das wäre großartig.«
    Lindquist nickte. »Das wäre schön, nicht wahr? Wenn Sie einfach die Augen aufschlagen und erkennen könnten, dass alles nur ein Missverständnis ist.«
    »Hören Sie, ich muss jetzt los«, sagte Fletcher.
    Lindquist

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