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Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben

Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben

Titel: Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Fromm
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Kanalschacht über den Platz, nagelte in Bauchhöhe eine Linie durch den Bretterzaun und erwischte Forster, der noch zweimal »Scheiße« sagte, ehe er starb.
    Der Schachtdeckel klappte wieder zu, die Kinder warfen sich zu Boden. Die zwei kleinsten hoben d ie Arme. Piontek, ein rotgesichtiger Bulle aus Wölks Kompanie, legte auf sie an.
    Von Wetzland schlug ihm den Lauf nach oben. »Wohl verrückt geworden!«
    Rollo warf wütend einen Stein nach den Kindern.
    »Dawai, weg mit euch!«, schrie Fritz.
    Die Kinder liefen davon.
    »Die benutzen ihre Brut als Köder«, keuchte Piontek.
    »Unsere Schuld, wenn wir darauf reinfallen.« Musks Augen wurden schmal. »Jetzt wissen sie genau, wo wir sind.«
    Es war genauso still wie zuvor. Entferntes Grollen der Artillerie aus anderen Stadtteilen. Fliegen umkreisten den Kopf des toten Forster. Von Wetzland sah verunsichert weg.
    »Sollen wir den Schachteingang sichern?«, fragte er den Hauptmann.
    Als Antwort warf Musk einen St ein auf den Gullideckel, der daraufhin von einer Explosion durch die Luft geschleudert wurde.
    Dieter und Bubi knieten neben ihrem toten Beschützer. Bubi weinte. Die meisten Landser sahen weg, froh, dass es nicht sie erwischt hatte.
    »Wir nehmen ihn auf dem Rückweg mit.« Musk gab Fritz ein Zeichen, sich um Dieter und Bubi zu kümmern. Dann wandte er sich an Feldmann, der wie ein Häufchen Elend mit hochgezogenen Knien am Boden saß. »Und Sie he ben sich in Zukunft Ihre Kinderliebe für zu Hause auf.« Er drehte sich zu den anderen um. »Los, weiter. Gefechtsbereitschaft.«
    Sich von Deckung zu Deckung bewegend, gingen die Soldaten beiderseits der Straße weiter vor.

 
     
     
     
     
     
    14
     
     
    A us der letzten Seitenstraße vor dem Wohnblock rasselten tatsächlich die zwei versprochenen Sturmgeschütze. Dahinter folgten zehn Mann Reserve unter einem Stabsleutnant, der in dem Einsatz eine willkommene Gelegenheit sah, sich endlich den ersten Orden zu verdienen.
    Musk ließ sich vom Kommandanten des ersten Sturmgeschützes Kopfhörer mit Sprechfunk zuwerfen. Der Angriff musste beginnen, bevor die russische Artillerie sie fand. Er teilte jedem Sturmgeschütz eine Straßenseite zur Säuberung von feindlichen Kräften zu und wies die Kommandanten an, als Erstes die Balkone wegzuschießen.
    Die Sturmgeschütze bogen in die Straße ein, die über einen kleinen Platz mit Resten eines Brunnens direkt auf den Wohnblock zuführte. Auf der linken Straßenseite machte sich die Kompanie von Wetzland fertig, auf der rechten die von Pflüger. Dahinter formierte sich Wölk mit seinem Haufen. Die vierte Kompanie sollte als zweite Angriffswelle folgen.
    Der Stabsleutnant bekam endlich die Gelegenheit, sich bei Musk zu melden. »Leutnant Knoll vom Regimentsstab Laske. Schönen Gruß vom Herrn Major, ich bi n der Ersatz für die drei Sturmgeschütze.«
    Musk kräuselte die Lippen. Er schätzte Laskes Sinn für Humor. Wahrscheinlich hatte dieses Ope rettengesicht auch noch eine attraktive Frau. Sie würde höchstwahrscheinlich bald Witwe sein. Der Major war ein beachtlicher Schürzenjäger und in Beileidsbesuchen sehr bewandert.
    »Ihr erste r Kampfeinsatz, Herr Leutnant?«
    »Jawoll. Wollte endlich mal wohin, wo was los ist.«
    »Ich hoffe, wir können Ihnen genügend Unterhaltung bieten.« Ein kurzer, krachender Abschuss unterbrach ihn. Die Arbeit hatte begonnen. »Sie folgen den Sturmkompanien vor Wölk.« Er drehte sich zu dem schmalen, sehr blassen Leutnant um, der Hallers Kompanie führte. »Vierte Kompanie auf mein Zeichen!«
    Auch das zweite Sturmgeschütz begann zu feuern. Planmäßig fielen die Balkone auf beiden Straßenseiten. Zwei russische Soldaten stürzten mit, keine Gegenwehr.
    Die Sturmgeschütze hielten auf den Wohnblock zu, der sie aus hundert schwarzen Augenhöhlen anstarrte. Dem Stabsleutnant ging es zu langsam. Er überholte die Sturmpioniere und setzte sich mit seinen Männern dicht hinter das zweite Geschütz.
    Musk brüllte ihm zu, von dem Sturmgeschütz wegzubleiben, das natürlich erstes Ziel der genau schießenden feindlichen Artillerie sein würde. Knoll konnte ihn nicht mehr hören, denn im nächsten Moment zerriss eine schwere feindliche Granate das Geschütz.
    Der Leutnant und seine Leute wälzten sich von Sprengstücken durchsiebt im Schlamm. Granate auf Granate heulte heran. Die russische Artillerie hatte sie gefund en und verlegte ihnen mit Sperrfeuer den Weg.
    Musk war entschlossen, sein T agesziel trotzdem zu

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