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Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben

Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben

Titel: Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Fromm
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Angriff bewohnt hatten.
    Wieder eine ohrenbetäubende Explosion – das musste die zweite von Gross geworfene Ladung sein. Jemand schrie, schrie und schrie. Handgranaten explodierten, das Schreien verstummte.
    Hans versuchte sich aufzurappeln, jemand half ihm dabei. Fritz. Wer sonst?, dachte Hans. »Komm nach Hause«, sagte Fritz.
    Dann waren sie wieder in ihrer alten Behausung, die meisten von ihnen mehr oder weniger lädiert, verdreckt und total erschöpft, aber sie waren wieder daheim.
    Rollo musterte zufrieden den Ofen, während Blut aus einem Streifschuss am Oberarm rann. »Na also, der Ofen brennt noch …«
    Piontek hob ein blutverschmiertes Exemplar von Unser Heer vom Boden auf und warf es ins qualmende Feuer. AGM hockte erschöpft auf dem Boden. Scharfer Wind pfiff durch die ramponierten Wände. »In welchem Stock sind wir überhaupt?«
    »Im ersten«, erwiderte Herbert, der Melder, zähneklappernd. »Haben nur noch sieben zu erobern.«
    Er wurde von einer Serie Schüsse unterbrochen, die HGM vom Eingang aus abgab. Ein russischer Soldat, der versucht hatte, einen Verwundeten am Bein die Treppe hochzuziehen, stürzte schreiend die Stufen hinab und blieb wimmernd vor dem Zimmer der Deutschen liegen.
    »Nach hinten sichern«, befahl der Leutnant Piontek und kroch zu HGM, der hinter der von Einschüssen zersiebten Wand kauerte.
    »Auf der Treppe sind noch ein paar Iwans, Herr Leutnant. Einen hab ich grade ausgeknipst.« Er wollte dem verletzten Russen den Fangschuss geben. Hans drückte ihm den Lauf der MPi nach unten. HGM sah ihn aus wasserhellen Augen verständnislos an.
    Fritz kroch neben sie, linste vors ichtig ins Treppenhaus. »Da liegen auch noch zwei von uns.«
    »Die sind im Eimer«, sagte HGM.
    »Das siehst du von hier?« Fritz holte tief Luft. »Entschuldigung, Herr Leutnant, aber sind wir jetzt schon so weit, dass wir die Verwundeten als Köder benützen?«
    »Der Russe macht’s genauso«, s agte Rollo und füllte mit kältestarren Fingern sein Magazin.
    Der Leutnant warf einen Blick auf seine Leute. Den Meisten war völlig gleichgültig, was irgendjemand dort draußen trieb. Sie wollten nur endlich ihre Ruhe haben. Er suchte den Blick von Gross, doch der schob demonstrativ etwas Holz in den Ofen.
    »Egal, was die Russen machen, Reiser hat recht. So weit sind wir wirklich noch nicht«, sagte Hans entschlossen. »Gross, rufen Sie mal hoch, ob die mit zeitweiligem Waffenstillstand einverstanden sind, damit jeder seine Verwundeten holen kann.«
    Gross nickte und kroch heran.
    HGM wurde sichtlich unruhig. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. »Entschuldigung, Herr Leutnant, aber das ist verboten. Das weiß ich genau.«
    Als er den drohenden Blick von Fritz einfing, kroch er etwas zurück. Er wirkte wie ein bissiger Hund, der sich in der Größe seines Gegners verschätzt hat.
    Gross riss einem der russischen Gefallenen das blutige Unterhemd ab, band es an eine Eisenstange und schwenkte es ins Treppenhaus. Nach seinem in gebrochenem Russisch vorgebrachten Vorschlag eines Gefangenenaustauschs herrschte erst einmal Stille.
    Gross wiederholte seinen Vorschlag. Wieder keine Reaktion.
    »Bist du sicher, dass das Russisch ist?«, murmelte Rollo.
    Gross wollte gerade noch einen Versuch unternehmen, als die Antwort kam: »Ihr Faschistensc hweine macht Witze! Ihr habt gerade einen von uns abgeknallt!«
    Gross holte seine Parlamentärsfahne wieder ein. »Sie trauen uns nicht. Wegen ihm.« Er nickte in HGMs Richtung.
    Einer der deutschen Verwundeten begann sich zu bewegen. Mit letzter Kraft versuchte er sich ohne jede Orientierung an der nächsten Treppenstufe hochzuziehen, rutschte aber immer wieder an dem Blut ab, das aus seiner zerschossenen Hand quoll.
    Hans warf HGM einen Blick voller Verachtung zu. »Sagen Sie, einer unserer jungen Soldaten ist vor Angst durchgedreht«, befahl er Gross. »Es tut uns leid.«
    Gross übersetzte in gebrochenem Russisch.
    »Warum schickt ihr auch Kinder in den Krieg?«, kam es von oben zurück. Dann herrschte wieder Stille.
    Fritz beobachtete mehrere huschende Schatten. Plötzlich war die Stimme des Russen wieder zu hören: »Gut, wir sind einverstanden. Aber ihr kommt zuerst raus!«
    Gross presste die Lippen aufeinander, dass sie nur noch einen schmalen Schlitz bildeten. Genau so hatte er sich das gedacht.
    »Wir sollen zuerst rausgehen.«
    »Ich geh da nicht raus«, sagte Rollo hastig.
    »Ich auch nicht«, wurde er sofort von Piontek unterstützt.
    Gross sah, wie der

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