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Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben

Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben

Titel: Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Fromm
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Leutnant seine Waffen ablegte, und hielt seine Hand fest. »Nicht Sie. Die Männer brauchen Sie noch.«
    Er löste seinen Pistolenhalfter. Fritz zögerte. Doch er hatte diese Sache angefangen. Er atmete einige Male tief durch, sah zu Boden, als stünde dort etwas Hilfreiches, doch da lagen nur einige Kippen im getrockneten Blut.
    Vielleicht bleibt mir einiges erspart, wenn’s mich jetzt erwischt, dachte er trotzig und folgte Gross’ Beispiel.
    Langsam, mit erhobenen Arme n trat er hinter Gross ins Treppenhaus. Jeder seiner Schritte fühlte sich merkwürdig leicht an. Die Luft, die er einatmete, blieb ihm im Hals stecken. Trotzdem ging er hinter Gross weiter, den er um beinahe zwei Köpfe überragte.
    Gespannt, die Waffen ins Treppenhaus gerichtet, die Finger am Abzug, verfolgten die zurückgebliebenen Männer die zwei Freiwilligen, fest entschlossen, wenn schon keine Hilfe mehr möglich war, wenigstens Rache zu üben. Doch zunächst geschah nichts.
    Fritz und Gross stiegen zwischen zwei Gefallenen langsam die Treppe nach oben, bis sie ihre Verwundeten erreicht hatten. Sie beugten sich nach unten und packten die beiden Männer, von denen der eine einen kurzen schrecklichen Schrei ausstieß, unter den Achseln. Anscheinend überzeugte das die Russen von der ehrlichen Absicht der Deutschen. Zwei von ihnen stiegen, ebenfall s mit erhobenen Händen und ohne Waffen, die Treppe hinunter. Einer sah aus wie eine Mischung aus Fritz und Gross, extrem hoch gewachsen und sehr dürr.
    Fritz zog seinen Verletzten ke uchend auf einen der noch lebenden Russen zu und versuchte ungeschickt, über ihn hinwegzusteigen. Der lange, dürre Russe wollte zu Hilfe eilen, blieb aber nach einem Schritt stehen.
    Fritz warf ihm einen schnellen Blick zu. Die Angst im Gesicht des Russen beruhigte ihn. Aus eigener Kraft schaffte er es nicht. Er ließ seinen Verletzten zu Boden g leiten und winkte den Russen heran. »Komm her, wir beißen nicht.«
    Zögernd traten die beiden Russen näher. Der zweite bückte sich nach seinem verletzten Kameraden, ohne die Deutschen aus den Augen zu lassen. Fritz wandte sich an den Dürren. »Ihr habt ja meinen ganzen Proviant geklaut. Haste nicht wenigstens ’n Stück Brot?«
    Der Russe starrte ihn verständnislos an.
    »Los, übersetzen!«, schnauzte Fritz Gross an.
    Gross übersetzte tatsächlich, und wider Erwarten verzog sich das Gesicht des Dürren zu einem breiten Grinsen. Er sprach, und Gross übersetzte: »Er sagt, dein Fleisch sehr gut.«
    »Ja, ich weiß, mein Proviant prima, aber jetzt alles hier.« Fritz zeigte auf den Bauch des Russen. »Du Brot?«
    Rollo, die MPi in Händen, schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Wenn’s ums Fressen geht, wird der Dicke todesmutig!«
    Fritz wiederholte seine Frage mit einem Blick auf den prallen Brotbeutel des dürren Russen, bekräftigte sie durch Gesten, die jede Übersetzung überflüssig machten.
    Der Russe zögerte, holte dann mit einem schnellen Handgriff einen Kanten Schwarzbrot aus seiner Tasche und hielt ihn Fritz hin, obwohl sein Gefährte ihn auf Russisch anschnauzte.
    Fritz, der nicht wirklich an den Erfolg seines Unternehmens geglaubt hatte, bedankte sich verblüfft. Er steckte das Brot ein, wollte seinem ohnmächtig gewordenen Verwundeten wieder unter die Achseln greifen und endgültig den Rückzug antreten, als plötzlich Schüsse fielen. Der zweite Russe sackte zusammen.
    Gross, Fritz und der Dürre warfen sich auf den Boden zwischen die Verletzten und Gefallenen, die im wilden Kugelhagel der die Treppe herabstürmenden Russen erneut getroffen wurden.
    Dem Leutnant blieb keine Wahl, als den Befehl zum Gegenangriff zu geben, und die Deutschen eröffneten das Feuer.
    Piontek und Rollo trieben die feindlichen Soldaten mit Spatenhieben zurück, der unbewaffnete Fritz hatte den dürren Russen an sich gerissen und missbrauchte ihn als Schutzschild. Rollo zerrte ihn am Kragen zurück.
    Plötzlich stand ein kleiner Junge vor ihm, mit einer viel zu großen Pistole in der Hand. Rollo starrte ihn ungläubig an, warf sich dann zur Seite und spürte, wie die Kugel in seinen Arm schlug. Der Junge wurde von dem Rückstoß der Waffe zu Boden geworfen, Rollo packte ihn und schleuderte ihn in ihr Zimmer.
    Aus einem wilden, scheinbar unentwirrbaren Knäuel zogen sich die kämpfenden Parteien wieder in ihre Stockwerke zurück. Gnadenlos erschoss jede Seite die Verwundeten des Gegners, keine Hilferufe, keine flehend erhobenen Arme konnten noch etwas bewirken. Rollo war der

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