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Stalins Kühe

Stalins Kühe

Titel: Stalins Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofi Oksanen
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Hoffnung, ich würde mich an den Gedanken und den Geschmack gewöhnen, aber damals war ich nicht bereit, mir irgendetwas in den Mund zu stecken. Der Thunfischkuchen war ein Kompromiss – für mich angenehm zuzubereiten, für Hukka angenehm zu essen.
    Nur eine kleine Bitte. Ein Wunsch. Etwas, was Hukka schon länger im Hinterkopf gehabt hatte. Im Grunde hatteHukka das erst ganz kürzlich begriffen, was an sich merkwürdig war, denn es handelte sich um einen ganz einfachen Wunsch. Und wir hatten ja schon ganz andere Spielchen gespielt. Ich war mit Hukka ohne Slip spazieren gegangen, in einem langen Rock und einem kurzen, ohne Strumpfhosen und mit Strumpfhosen, die im Schritt offen waren … und Ähnliches, als wir versuchten herauszufinden, was ich eigentlich gernhatte. Einiges hatte ich herausgefunden, nicht viel, etwas Kleines, Hukka zuliebe, aber das ging nicht immer durch, nachdem Hukka durchschaut hatte, dass ich ihm etwas vormachte.
    Hukkas Wunsch zum Jubliäum war, dass ich für ihn die Prostituierte mimte. Hukka wollte mir ganz richtig Geld geben, wollte, dass ich es richtig annahm, es mir in den Büstenhalter steckte und fragte, worauf Hukka Lust habe. Ich sollte meine Preise nennen und dann tun, was mein Kunde befahl. Ich könne mit Akzent sprechen, mich bemühen, ein wenig ausländisch zu radebrechen, das würde auf Hukka stark erregend wirken, die Stimme einer schön billigen Straßenhure, ich würde das hinkriegen. Hukka könne mich sogar vom Straßenrand abholen, ich könne mich dort hinstellen, so als wartete ich auf Kunden, das würde echter wirken, und Hukka würde mit dem Auto kommen, neben mir halten und das Fenster herunterkurbeln, und durch das Fenster würden wir verhandeln, bevor ich ins Auto stieg!
    Eine ausländische Prostituierte.
    Ich fragte, ob ich eine Thailänderin mimen sollte, eine Schwedin, eine Russin, eine Estin, eine Schwarze oder eine Weiße.
    Hukka wollte nur, dass ich möglichst echt klang.
    Oder vielleicht wollte Hukka mir die Geldscheine selbst in den Büstenhalter stecken.
    Allerdings weißt du, Hukka, nicht, dass du, um möglichst echt zu sein, mir Strumpfhosen oder Filtertüten oder ein Deodorant geben müsstest. Dann würde es echt wirken.

    In Großmutters Wohnung auf dem Land finden sich immer noch Deodorantflaschen aus den Siebziger- und Achtzigerjahren, die zu benutzen die damit Bedachten nicht übers Herz gebracht hatten. Shampoo, runde Flaschen von Elvital aus den Siebzigerjahren, und ein paar Binden. Ganz hinten im Schrank. In der großen Milchkanne. Wo man nur wertvolle Sachen verwahrte. Freilich hatten Mutter und ich sie dorthin gebracht.
    … Die estnischen Frauen verkaufen sich für ein Paar Strumpfhosen … in der Sowjetunion lebt man gut, wenn man ein Auto, eine Wohnung und einen finnischen Liebhaber hat …
    Verschwindet aus meinem Kopf!
    Mein Pate und Vatis Freund, der laut Mutter hässlichste Mann der Welt, Jussi, führte Buch über seine Frauen in Moskau. Im Verlauf von zwei Jahren zweihundertsechsundzwanzig Frauen.
    Wenn eine Ehefrau aus Finnland zu Besuch kam, machte sich die ganze Arbeitsgruppe daran, den Besuch zu organisieren, die Spuren zu beseitigen und die Frauen zu vertreiben. Obwohl man die Ehefrau am liebsten in ihrem Hotel festhielt, mussten im Hotel der Arbeitsgruppe vor Ankunft der Ehefrau das Gelächter der Huren abgestellt und für Stille gesorgt und aus dem Hotel der bescheidene Ort der Ruhe gemacht werden, den man der Ehefrau flüchtig zeigen konnte. Die Kollegen säuberten und prüften alle Wege und das Restaurant, in das die Frau zum Essen geführt wurde, damit dort kein unnötiger Trubel herrschte und keine bekannten Frauen auftauchten.
    Verschwindet.
    Die Esten mussten darüber lachen, dass die finnischen Arbeiter lillad waren – auf Estnisch wurden Schwule die Violetten genannt –, denn jeder hatte in seinen Koffern Strumpfhosen oder andere weibliche Bekleidungsstücke als Mitbringsel und Geschenke, aber angeblich für den persönlichen Gebrauch, so wie es sich für etwas gehörte, das im Koffer eines Arbeiters zu finden war.
    Die farblosen finnischen Ehefrauen trugen stramme Kniestrümpfe und hatten platt gedrücktes Haar. Die Männer kontrollierten ihren Alkoholkonsum.
    Verschwindet.
    Wenn in der Nacht eine Russin in Unterwäsche auf den Korridor des Hotels gestoßen wurde, las ein anderer Finne sie auf und nahm sie mit.
    Als Mutter und ich in Vatis Hotel die Korridore entlanggingen, sahen uns die Russinnen mit langen Blicken,

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