Stalins Kühe
verspricht, August zu verstecken, und sein Bein gesund pflegt. Elmer huscht zurück in den Wald. Richard ist verschwunden. Zumindest hat niemand die Leiche gefunden. Von Elmers Männern haben einige die letzte Kugel für sich selbst aufgespart und sich in den Kopf geschossen, als ihre Festnahme unmittelbar bevorstand. Einer von ihnen hielt die Stimme eines Wildrens für die eines Feindes und schoss sich die letzte Kugel in die Schläfe in dem Moment, da das Rentier aus dem Wald heraustrat. Übrig bleibt nur Arnold, und er beschließt, allein im Wald zu bleiben, dasist das Sicherste. Außerdem muss jemand überleben, wegen Sofia, da kann es auch gleich Sofias Mann sein.
In den Sümpfen ertrinkt ein Waldbruder nach dem anderen auf der Flucht vor den Tschekisten. Einige wenige retten sich aus dem Sumpf, aus Belagerung und Einkesselung, sterben aber am Fieber, nachdem sie sich verkühlt haben. Einer kehrt zum Sterben nach Hause zurück. Viele verlieren den Verstand.
Die Leichen der gefassten und getöteten Waldbrüder werden in Brunnen geworfen oder auf dem Markt zur Schau gestellt. Oder an die Diensthunde verfüttert.
HUKKA
UND
ICH schliefen noch in derselben Nacht miteinander, in der wir uns kennengelernt hatten. Hukka schloss die Tür und forderte mich einfach auf, mich auszuziehen. Das ist Hukkas klassischer Test, um festzustellen, wie leicht eine Frau ist. Ich war die leichteste der leichten. Eigentlich lächerlich. Eine billige Biene. Ein Leichtgewicht. Hukkas Katze schlief am Fußende des Bettes und biss mich in der Nacht ein ums andere Mal in den Zeh, so als gehörte ich nicht in dieses Bett. Hukka bemühte sich um mich, ich mich nicht um Hukka, ich weiß, das war nicht nett und nicht nach der Etikette, aber ich wusste nicht, wie ich Hukka berühren sollte. Ich hielt Hukka nur an den Schultern oder am Kopf fest und bewegte die Hände überhaupt nicht. Hukka schüttelte den Kopf zwischen meinen Beinen und blies Luft dorthin, und ich wusste nicht, warum ich in Hukkas Wohnung war, in Hukkas Bett, warum ich aus der Taxischlange mit Hukka mitgegangen war, ohne irgendetwas zu überlegen, weil Hukka mich nach der Sperrstunde einfach vom Taxistand mit sich mit gezogen hatte.
Später am Tag, nachdem ich das von Hukka zubereitete Frühstück überstanden hatte, erzählte ich, dass mir das Essen sehr schwerfalle. Dass ich das eigentlich gar nicht könne. Hukka sagte, nicht alle könnten alles. Das sei nicht verwunderlich. Die einen könnten nicht schwimmen, die anderen nicht Auto fahren. Manche könnten nicht umarmen, wieder andere nicht Kaffee kochen. Ich sei nur eine von denen, die nicht essen können.
Erst am Abend verließ ich Hukkas Haus. Es war Sommer. Zu beiden Seiten der Tür wuchsen Fliederbüsche, die nach Kindheit dufteten. Ich lächelte, und in meinem Lächeln war Licht. Hukka verstand mich!
WARUM
NUR
MUSSTE Hukka anfangen, so viele Fragen zu stellen? Ohne sie wäre jeder Morgen genauso schön gewesen wie der erste Abend, als ich, von Hukka kommend, direkt zwischen die Fliederbüsche getreten war.
Solche Fragen darf man der Kleinen Katze nicht stellen. Sonst geht die Kleine Katze fort. Verstand Hukka das nicht, obwohl Hukka die Sache mit dem Essen verstand? Warum konnte Hukka nicht aufhören, bevor die Kleine Katze für immer verschwand? Hör auf!
Aber nein … Hukka …
… wollte wissen, was Hukka für mich tun sollte.
Hukka wollte das gleich in der ersten Nacht wissen, aber da konnte ich die Frage noch leicht übergehen.
Ich schaffte es, der Frage einige Kilo lang auszuweichen.
Einige Kilo lang fragte Hukka einfach so danach, ab und zu und ganz beiläufig. Was ich gernhabe. Was Hukka für mich tun solle. Was ich für Hukka tun wolle.
Irgendwann verlangte Hukka Antworten. Als klar wurde, dass ich niemals antwortete.
Was ich gernhabe.
Was Hukka für mich tun solle.
Was ich für Hukka tun wolle.
So als könnte ich das wissen.
Was ich gernhabe.
Ich war ehrlich und sagte, ich wisse es nicht. Um es mir leicht zu machen, hätte ich mir etwas ausdenken können.Aber ich hatte es zu gut mit Hukka, um das zu tun, ich hatte die Kleine Katze einfach zu gern.
Ich weiß es nicht.
Was mich erregt.
Hukka sagte, etwas wirst du doch wohl wissen. Ich müsse doch irgendetwas wissen.
Aber wo ich es doch nicht weiß.
Ob ich geleckt werden möchte?
Das weiß ich nicht.
Von vorn oder von hinten?
Woher soll ich das wissen?
Wie kann es sein, dass du so etwas nicht weißt?, rief Hukka.
Ich sagte, schrei
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