S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone
Areals würde die Spurensicherung deshalb kaum durcheinander geraten.
„Ist das die Stelle, an der die Soldaten den Jungen gefunden ha?" Er deutete auf einen mit Trassierband abgegrenzten Bereich nahe des Streifenwagens.
„Genau!"Leonid Smeschko nickte eifrig. „Sah schlimm aus, der Bengel. Seine Sachen waren völlig zerfetzt und angesengt, als wäre er aus einem brennenden Auto geschleudert worden. Es gibt aber keine Anzeichen für einen Unfall. Keine Brems- oder Schleuderspuren. Nichts. Der Bus ist wie vom Erdboden verschwunden. Alles, was wir entdecken konnten, war ein lang gezogener Brandfleck nahe des Rathauses. Wenn Sie mich fragen, hat sich da der Grundriss eines Busses in den Teer gebrannt. So ähnlich wie bei dem Bauern im Frühjahr, der mitsamt seinem Traktor verschwand."
Alexander erinnerte sich an den Fall, auf den Smeschko anspielte. „Abgesehen von dir hat damals niemand den Grundriss eines Fahrzeugs erkannt", erinnerte er.
„Ja, sicher", gab der Uniformierte verärgert zurück. „Und wahrscheinlich hat auch diesmal wieder nur ein Blitz eingeschlagen."
Mit kritischem Blick aus zusammengekniffenen Augen musterte er seinen Vorgesetzten, demonstrierte so seine Skepsis. Schließlich konnte bis heute niemand die unheimlichen Wetterphänomene, die diese Gegend immer wieder heimsuchten, schlüssig erklären. Zumindest niemand, der den Ruf eines seriösen Wissenschaftlers genoss.
Im Reich der Scharlatane und Ufologen gab es natürlich genügend Erklärungen, die sich alle mehr oder weniger um die Theorie drehten, dass diese Gegend ein bevorzugtes Landegebiet von Außerirdischen war.
„Und der Junge kann sich an nichts erinnern?", fragte Alexander, um das Gespräch in ernsthaftere Bahnen zu lenken.
„Er wusste nur noch, dass er den Bus verlassen hat", antwortete Smeschko. „Danach ist seine Erinnerung wie ausgelöscht. Aber sie kann ja wiederkehren, sobald der Schock abgeklungen ist."
Das war zweifellos wünschenswert.
„Konnte er sich gegenüber den Soldaten überhaupt verständlich machen?", fragte Alex. „Im ersten Bericht hieß es, er sei Deutscher."
„Ja, aber er spricht unsere Sprache recht gut. Seine Mutter stammt aus dieser Gegend."
„Und der Bus? Kann der nicht einfach ohne ihn weitergefahren sein?"
„Das erklärt aber nicht die Verletzungen des Jungen. Außerdem ist der Bus nicht aufzutreiben. Nicht mal mit Hubschrauber-Unterstützung. Er ist einfach fort, wie weggebeamt..."
Alexander bedachte Smeschko mit einem warnenden Funkeln, denn er verspürte wenig Lust, dass sich der untersetzte Streifenbeamte wieder mal in eine seiner gefürchteten Alien-Entführungstheorien verstieg.
Ein Lautsprecherknacken im Lada bot den willkommenen Anlass, das Gespräch zu unterbrechen.
„Ladka Eins an Marinin!", drang es aus dem Funkgerät.
Alexander beugte sich durch die offene Seitenscheibe und nahm das Handmikrofon aus der Halterung. Wie nicht anders zu erwarten, verbarg sich hinter Ladka Eins der Stab von Oberst Pynsenyk, der ihn dringend ersuchte, zur Lagebesprechung zu erscheinen.
„Verstanden", behauptete Alex, „ich bin schon unterwegs." Dann wandte er sich zu Leonid um. „Los, steig ein. Ich fahre."
„Ich soll mit zu Pynsenyk?", fragte der Uniformierte erstaunt.
„Quatsch, was sollen wir bei dem Kommisskopf?" Alexander ließ sich in den Lada fallen und drückte seine Zigarette im Frontaschenbecher aus. „Du zeigst mir jetzt die mysteriösen Brandspuren, von denen du gerade erzählt hast."
5.
DIENSTWOHNUNG VON MAJOR MARININ, 5. BEZIRK
16. Juli 2004, 21:23 Uhr (Z + 10 Stunden und 51 Minuten)
Trotz seiner Erschöpfung gelang es Alexander einfach nicht, die Ereignisse des Tages auszublenden. Mit brennenden, vor Überanstrengung geröteten Augen starrte er auf seinen Fernseher. Er hielt die Fernbedienung in der Hand, jederzeit bereit, auf der Suche nach neuen Informationen den Sender zu wechseln.
Einigen amerikanischen Journalisten war es tatsächlich gelungen, sich bis auf Sichtweite an die Stille Stadt heranzuarbeiten. Die immer gleichen Aufnahmen der grauen Betonsilhouette mussten nun dafür herhalten, unzählige Reportagen in allen Sprachen der Welt zu illustrieren, die allesamt viel Mysteriöses andeuteten, aber nichts wirklich Greifbares zu berichten hatten.
Der allgemeine Tenor der Theorien wäre wohl noch viel schlimmer ausgefallen, wenn die Medien in den Besitz der Fotografien gelangt wären, die Alexander vor sich auf dem Tisch liegen hatte. Nachdenklich
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