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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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endlich erreicht, was er schon immer wollte. Von nun an kann er alles unter den Teppich kehren, wie es ihm beliebt."
    Alina sah ihn mit einem Stirnrunzeln an. „Glaubst du, er will dich ebenfalls von allen Untersuchungen ausschließen?"
    „Worauf du dich verlassen kannst. Hier ..." Er klopfte mit dem linken Zeigefinger auf die Nahaufnahme mit den beiden Fußabdrücken. „Solche Bilder müssen doch auch seine Suchtrupps gemacht haben, aber glaubst du, der Kerl hat mir auch nur eins davon zur Verfügung gestellt? Nein, nein, der kocht schön sein eigenes Süppchen. Für sich selbst oder im höheren Auftrag, da bin ich mir sicher."
    „Reg dich doch nicht so auf." Sie stellte den Teller beiseite, setzte sich neben ihn und nahm ihn sanft in ihre Arme. „Und sieh nicht wieder überall Gespenster, so wie im Fall Wolkow. Ich möchte nicht, dass du noch mal so verbittert wirst wie damals."
    „Ach was."Er zwang sich zu einem Lächeln, das sie beruhigen sollte. „Diesmal bin ich doch in einer viel besseren Position. Diesmal ist der Zeuge ein halbes Kind, noch dazu ein Ausländer, den können sie nicht einfach aus dem Fenster stoßen. Die deutschen Behörden und die internationale Presse werden ganz genau beobachten, was mit David Rothe geschieht. Wer immer hier im Hintergrund die Fäden zieht, wird es nicht wagen, einen internationalen Zwischenfall zu provozieren."
    Alexanders Mundwinkel gingen nach oben, diesmal war seine Freude echt. „Ja, der Junge ist der Schlüssel zum Geheimnis. Hoffentlich erwacht er bald."

6.
    NORDWESTKRANKENHAUS, TSCHERNOBYL
    17. Juli 2004, 15:34 Uhr
    Die mintgrünen Jalousien waren alt und schlössen nur noch unzureichend. Grelles Sonnenlicht fiel durch die defekten Lamellen und zerteilte das Halbdunkel durch schräg abfallende Lichtbahnen, in denen die Staubpartikel tanzten. Pjotr Getman, Assistenzarzt im zweiten Jahr, musste immer wieder die Augen zusammenkneifen, um die Ergebnisse auf den verschiedenen Monitoren ablesen zu können.
    Seine Nasenflügel bebten, während er einige Zahlen auf sein Kontrollblatt übertrug. Eine der Putzfrauen hatte es zu gut gemeint. Überall in der neurologischen Station roch es durchdringend nach Desinfektionsmitteln.
    David Rothe, der vor ihm auf dem Krankenbett lag, traf es da besser. Den Gehirnwellen nach zu urteilen befand er sich gerade im Tiefschlaf. Es konnte hier drinnen also stinken, wie es wollte, sein Geruchssinn lag brach.
    Der entblößte Oberkörper des Jungen war gespickt mit Elektroden, die Herzschlag und Atmung protokollierten. An Stirn und Schläfen hafteten ebenfalls kleine, mit Gel bestrichene Abnehmer, die mit dem Elektroenzephalographen verbunden waren, der seine Hirnströme aufzeichnete. Die Schwingungen auf dem betreffenden Monitor wiesen nur geringe Ausschläge auf. Eine typische Delta-Welle, die Tiefschlaf signalisierte.
    Seit der Katastrophe von 1986 erhielt die Stadt Tschernobyl regelmäßig Ausgleichszahlungen aus verschiedenen öffentlichen Töpfen, und nun, da der 20. Jahrestag immer näher rückte, mehr denn je. Nicht nur Kultur, Bildung und Politik profitierten von dieser Förderung, sondern auch das Nordwestkrankenhaus.
    Bei dem Elektroenzephalographen der neurologischen Station, kurz EEG genannt, handelte es sich um ein Gerät der neuesten Generation. Ein halbes Jahr stand es nun schon hier und leistete gute Dienste. Druckernadeln, die unangenehm laut über Endlospapier kratzten, gehörten mit diesem Modell der Vergangenheit an. Stattdessen wurden die Hirnstromkurven auf Festplatte gespeichert und später auf CD-ROM gebrannt.
    Doktor Getman war froh über die neue Anschaffung. Nicht mehr in Bergen von Papier wühlen zu müssen, erleichterte die Diagnosen ungemein.
    Davids Hirnaktivität wurde stärker. Langsam aber stetig wuchs der Ausschlag von zwei auf fünf Hertz an. Einem Laien mochte der Anstieg nicht viel sagen, doch der Neurologe registrierte zufrieden, dass sein Patient aus dem Tiefschlaf in die Traumphase wechselte.
    Davids Augäpfel begannen unter den geschlossenen Lidern von links nach rechts zu wandern.
    „Träum was Schönes", wünschte Doktor Getman leise, denn der Junge hatte Fürchterliches durchgemacht.
    Bei seiner Ankunft in der Notaufnahme war er schwarz verdreckt und beinahe nackt gewesen. So schlimm, wie es zuerst ausgesehen hatte, war es aber zum Glück nicht gewesen. Die Blutungen an Augen und Nase hatten sich rasch als harmlos erwiesen. Abgesehen von einem Schock litt der Junge eigentlich nur unter

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