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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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vermutlich blockierte der Schock die im Hirn ankommenden Nervenimpulse. Statt einfach schluchzend zusammenzubrechen, blickte er mit tränennassen Augen auf und äußerte sich in äußerst ehrverletzender Weise über Oleg und seine Mutter, insbesondere über die Beziehung, in der Mutter und Sohn zueinander standen.
    Das war ein Fehler. Begriffe wie Motherfucker mochten in den Vereinigten Staaten zum guten Ton gehören, in Tschernobyl sah man das nicht so entspannt.
    Oleg zerschoss Murphys zweites Knie, danach richtete er die Waffe auf dessen Kollegen. Turner begann nicht nur zu heulen, er verlor auch die Kontrolle über seine Blase. Selbst im fahlen Mondschein war deutlich der feuchte Fleck zu erkennen, der sich auf der Hose ausbreitete.
    Um die Demütigung perfekt zu machen, ließ Oleg zwei Taschenlampen auf den Schritt des Mannes richten.
    „Nun sehen Sie sich das bloß an, Major", verlangte er. „Pisst sich in die Hose, bevor ich die erste Frage stelle. Seitdem sie Bond in Rente geschickt haben, geht es mit der CIA bergab."
    Marinin hätte dem unwürdigen Schauspiel gerne ein Ende gemacht, aber zwei Vermummte, die ihn an den Armen hielten, unterbanden jede Bewegung.
    „Bond ist Brite", korrigierte er mürrisch. „Er arbeitet also für den MI6."
    Oleg ließ ihn in die rauchende Schalldämpfermündung blicken. „Nicht den Klugscheißer markieren, Major. Das kann ich nicht leiden."
    Marinin schwieg, obwohl er wusste, dass man ihn nicht mit der eigenen Waffe erschießen würde. Für ihn war die Sig Sauer der Amerikaner bestimmt, um das Ganze später als Schießerei zwischen ukrainischer Polizei und ausländischen Agenten hinstellen zu können.
    Trotzdem, in eine durchgeladene und entsicherte Waffe zu schauen, ließ jeden Kehlkopf schrumpfen.
    „Also gut, Hosenscheißer", wandte sich Oleg erneut an Turner. „Erzähl uns doch mal, wieso ihr in meinem Warenlager herumgeschnüffelt habt."
    Der Amerikaner warf nur einen kurzen Blick auf seinen wimmernden Kameraden, dann legte er los.
    „Wir haben einen Tipp bekommen, dass Sie das gegen das Kraftwerk erlassene Warenembargo unterlaufen", sprudelte es aus ihm hervor. „Eine Grundbuchrecherche brachte uns dann auf diese alte Halle, weitab von Ihrem Geschäft, deshalb haben wir uns gefragt..."
    „Verlier dich nicht in Details", unterbrach ihn Oleg. „Erzähl lieber, von wem der Tipp stammte."
    Turner verstummte. Einen Informanten zu verraten verletzte wohl sein Ehrgefühl. Sekundenlang drang nur Murphys Wimmern durch die Nacht.
    Oleg senkte die PMM und visierte Turners linkes Knie an.
    „David Rothe!", schrie der Agent hastig. „Er hat Ihren Namen preisgegeben, weil er uns noch einen Gefallen für die Ausrüstung schuldete. Das ist die Wahrheit, Sir! Ich schwör's!"
    Major Marinins Magen krampfte sich zusammen, als er hörte, dass David mit den Amerikanern kooperierte. Er fühlte sich hintergangen.
    Oleg hingegen lächelte. „Rothe? Aha, das trifft sich gut. Der steht ohnehin auf unserer Liste."
    Er hob die Waffe und traf Turner zweimal in die Brust. Danach tötete er Murphy mit einem Schuss in den Hinterkopf und warf die Pistole achtlos ins Gras.
    Marinins Mundraum begann auszutrocknen. Er wusste, wer als Nächster auf der Abschussliste stand.
    Oleg zog seine ledernen Handschuhe zurecht und ließ sich eine Sig Sauer reichen. In einer beinahe zärtlichen Geste strich er über den brünierten Schlitten, lud sie durch, entsicherte sie und reckte seinen Waffenarm in Brusthöhe aus. Die beiden Vermummten, die Marinin festhielten, traten zur Seite. Irgendwo, in ein oder zwei Kilometern Entfernung, klang ein Rotor auf.
    Marinin sah sich nach dem Kampfhubschrauber um. Nahte da e ersehnte Rettung? Von neuer Hoffnung erfüllt, begegnete er Olegs ausdrucklosem Blick.
    „Und jetzt?", fragte er herausfordernd. „Was ist, wenn die Besatzung über Wärmebildkameras verfügt?" „Gar nichts", antwortete der Schmuggler im Brustton der Überzeugung. „Die Hubschrauber unterstehen Oberst Pynsenyk, und der ist über unsere Unternehmungen bestens informiert, glaub mir, mein kleiner Major, hier greift ein Rädchen perfekt ins andere."
    „Unsinn!", schnaubte Marinin verärgert. „Das ist doch alles aufgeblasenes Gewäsch! In Wahrheit geht Ihnen doch längst die Muffe. Schießen Sie doch, wenn Sie sich trauen. Aber sobald die 11-24 das Mündungsfeuer sieht, sind Sie erledigt. Gegen Luftoden-Raketen ist kein Kraut gewachsen." Olegs Waffenhand spannte sich an. Marinin machte sich

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