S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone
Tages noch ein wenig Ruhe suchte. David folgte ihm langsam, stets darauf bedacht, im Schatten der Bäume zu bleiben. Er ahnte bereits, wohin der Weg führen würde, auch wenn er nicht glauben wollte, dass Marinin so wahnsinnig war.
Es war so still, dass er kaum zu atmen wagte.
Nach einer Weile drehte Marinin sich suchend um. David blieb sofort stehen. Er sah, wie der Major unter seinen langen Mantel griff und eine Zange hervorholte. Ruhig knipste er den Stacheldraht durch.
Er will tatsächlich in die Zone, dachte David. Ist er denn völlig übergeschnappt?
Oder suchte Marinin nicht nur die Rache, sondern ... den Tod? Er hatte alles verloren, für das er gelebt hatte. Vielleicht erschien ihm der schnelle Tod in der Zone als der beste Weg.
David schlich hinter ihm her. Bis zum Rand der Lichtung drohte keine Gefahr, doch dahinter begann das erste Minenfeld. Die meisten Plünderer hatten dort ihr Leben verloren.
Marinin ging zielsicher durch das Gras, als wisse er, dass ihm nichts geschehen konnte. Vielleicht interessierte ihn die Gefahr auch längst nicht mehr. David hielt sich schräg hinter ihm, nutzte die Deckung einzelner Büsche und Sträucher, um unentdeckt zu bleiben.
Der Major war nur noch wenige Meter von der Baumgrenze entfernt. David sah, wie die Luft vor ihm flimmerte, ein sicheres Zeichen für eine Gravitationsmine. Für Marinin war dieses Phänomen unsichtbar, David hingegen sah es so deutlich wie den Mond am Himmel.
„Stopp!", sagte er laut.
Marinin hielt in der Bewegung inne und drehte den Kopf. Das Nachtsichtgerät verbarg seine Augen.
„Du bist also doch hier", antwortete er. David glaubte, Zufriedenheit in seiner Stimme zu hören.
„Ich konnte Sie ja nicht in den Tod tappen lassen." Er ging an dem Major vorbei und zeigte auf eine unauffällige Stelle am Boden. „Hier liegt eine Mine."
Erst jetzt, da er näher herangekommen war, entdeckte er die Rattenkadaver, die neben der Mine lagen.
„Aber das haben Sie längst gewusst, nicht wahr?", erkannte er. „Die Mine ist auf den Karten verzeichnet, die das Militär besitzt. Sie haben gewusst, dass Sie darauf zu gehen."
Marinin griff nach seinen Zigaretten und lächelte, „ich war mir ziemlich sicher, dass du mich nicht im Stich lassen würdest, aber nicht hundertprozentig. Jetzt kann ich diese Sorge abhaken."
Er zündete die Zigarette an und wandte sich den Bäumen zu. „Kommst du? Wir haben einen langen Weg vor uns."
David zögerte einen Moment. Es passte ihm nicht, dass Marinin seine Hilfe erpresste. Aber er konnte ihn auch nicht in sein Verderben laufen lassen. Der Major war der einzige Mensch, der seit dem Verschwinden des Busses zu so etwas wie einem Freund geworden war. Und dass er nicht aufgeben würde, hatte David längst begriffen.
Er schluckte seinen Ärger hinunter. „Nicht da lang", sagte er resignierend. „Wir müssen weiter nach Westen. Kommen Sie."
30.
SPERRGEBIET
26. August 2008, 19:10 Uhr
Alexander breitete die Karte auf einem Baumstumpf aus. „So wie ich es sehe, können die Fotos nur in diesem Gelände aufgenommen worden sein", sagte er. Mit dem Zeigefinger kreiste er ein Gebiet ein, das ungefähr zwei Quadratkilometer umfasste. „Das sind die Ruinen einer Forschungsstation, die nach dem ersten Unfall errichtet wurde."
Neben ihm beugte sich David ebenfalls über die Karte. „Wurde das Gelände nach der Katastrophe neu eingezeichnet?"
„Nein, man hat versucht, kartentaugliche Großaufnahmen vom Inneren der Zone zu machen, um neue Karten anfertigen zu lassen, aber das ging nicht. Jede Aufnahme zeigte etwas anderes, so als würde sich die Zone ständig verschieben."
„Wie bei dem Bus", sagte David.
Alexander nickte. „Ganz genau. Was meinst du, wann wir bei den Ruinen sein können?", fragte er dann.
„Nicht mehr heute, es ist zu gefährlich, im Dunkeln weiterzugehen. Manche Dinge spüre ich ebenfalls nicht, ich sehe sie nur."
„Verstehe."Alexander sah sich um. Die Gegend war trostlos, bestand nur aus ein paar Sträuchern, gelbem Gras und abgestorbenen Bäumen „Dann sollten wir uns wohl einen Platz zum Schlafen suchen."
„Ja, aber nicht hier." Davids Blick glitt über die Umgebung. Er schien weit mehr zu sehen als Alexander.
„Warum nicht?", hakte er nach.
David zeigte auf einen Strauch, der rund zehn Meter entfernt stand. Er hatte dunkle Äste und fast schwarze Blätter. Mehrere kleine Sträucher der gleichen Art bildeten einen Halbkreis um ihn.
„Schwarzdorn", erklärte David, als sei
Weitere Kostenlose Bücher