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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Rotorengeräusch drehte nach Westen ab. David nutzte die Gelegenheit, um sich so weit zum Eingang vorzuarbeiten, dass er einen Blick auf die abfliegende Maschine erhaschen konnte. Sein Verdacht bestätigte sich. Es handelte sich um keine Mig, sondern um eine GAZELLE 341, einen anglofranzösischen Militärhubschrauber, wie er von der britischen SAS benutzt wurde. Die Ukraine musste im Rahmen einer Sondervereinbarung einige ältere Exemplare zum Schutz der Zone erhalten haben. Mit der 20-Millimeter-Bordkanone ließ sich ein ganzes Stalkercamp im Alleingang aufmischen.
    „Woher kennst du dich so gut mit den Modellen aus?", fragte Kim, nachdem er ihr seine Beobachtung mitgeteilt hatte.
    David hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, doch nun war es zu spät. Zum Glück war sein Gesicht noch vom Hin-und Herrennen erhitzt, sonst hätte sie sehen können, wie er vor Scham errötete.
    „Ich habe mich eben umfassend informiert, bevor ich hergekommen bin", antwortete er, und das war noch nicht einmal gelogen.
    Trotzdem huschte ein Anflug von Misstrauen über Kims Gesicht. Er konnte es sehen, weil sie sich gerade nach draußen begaben. Unter dem löchrigen Wellblechdach, das den Eingang vor Regen schützte, setzten sie sich hin. Hier war die Luft wesentlich besser als drinnen, und sie konnten sich bei Bedarf binnen Sekunden zurückziehen.
    „Wie heißt du eigentlich?", erkundigte sich Kim plötzlich. Nun, da die unmittelbare Gefahr vorbei war, hatten sie Zeit, die gerade erlebten Ereignisse zu verarbeiten. Säuerlich fügte sie hinzu: „Wie ich heiße, hast du ja schon von dem Soldaten erfahren."
    Sie hieß also tatsächlich Kim Raika, ein Name der ihm nichts weiter sagte. Der ihrer Mutter kam ihm dagegen vage bekannt vor.
    „Was ist?", fragte sie ungeduldig. „Redest du nicht mehr mit mir?"
    „David", antwortete er einsilbig.
    „ Und weiter?"
    „Rothe." Er hätte besser lügen sollen, das sah er sofort, als er seinen Nachnamen nannte. Sie musste verstanden haben, was Plichko bei seinem Anblick gebrüllt hatte, denn die feinen Fältchen in ihren Augenwinkeln vertieften sich plötzlich.
    „Kanntest du diese Kerle etwa?", wollte sie wissen.
    „Nein", log er, „wie kommst du darauf?" Es wäre viel zu kompliziert gewesen, sie in die Details seiner Flucht einzuweihen. Und überhaupt, er hatte keine Ahnung, welche Rolle sie in der Zone spielte.
    „Der Anführer von denen schien dich aber zu kennen", bohrte sie weiter. „Er meinte sogar, ihr stündet auf der gleichen Seite."
    „Und das war auch bestimmt überhaupt nicht zur Ablenkung, sondern ganz ehrlich gemeint", konterte David grimmig. „Deshalb hat er auch gleich darauf auf mich geschossen."
    Diesem Argument hatte sie nicht viel entgegenzusetzen, doch das Misstrauen in ihrem Gesicht blieb. David wandte sich um und tat so, als würde er über die Heide spähen. Lügen war nicht so sein Ding, er war eher gerade heraus. Aber es half nichts. Er hatte nun mal zugestimmt, für Alexander und die Vorgesetzten, die hinter ihm standen, zu spionieren. Herauszufinden, was in der Zone ablief und warum alle Infiltrationsversuche der letzten drei Monate fehlgeschlagen waren.
    Das konnte er nicht alles wegen eines schönen Gesichts vergessen. Und schön war sie, die Frau neben ihm, auch wenn die Zone sie hart und unerbittlich gemacht hatte. Andererseits - nach vier Jahren Gefängnis wirkte wahrscheinlich alles halbwegs Weibliche anziehend auf ihn.
    Unter den gegebenen Umständen war allerdings keine Romanze zu erhoffen. David konnte aus den Augenwinkeln erkennen, dass Kim ihn weiterhin misstrauisch musterte.
    Das Schlimmste an der Sache war, dass er ihr das nicht einmal verdenken konnte. Typen, die fürs Militär spionierten, ob nun widerwillig oder nicht, mussten für Stalker wie sie das Allerletzte sein. Und wenn er sah, wie sich die Spetsnaz in Gestalt von Plichko und Konsorten aufführte, wurde ihm der ohnehin schon unliebsame Job noch weiter vergällt.
    David wollte die Lage gerade für ruhig und sicher erklären, als er spürte, wie etwas unter seine Schädeldecke kroch. Seine Nackenhärchen stellten sich auf - es war ein Gefühl, als würde ein Schwarm Maden über seine Hirnrinde kriechen. Zuerst dachte er, dass ihn seine innere Stimme vor einer Gefahr warnen wollte. Aber dann war es eindeutig etwas Fremdes, das in seinen Gedanken herumstocherte. Etwas Vergleichbares hatte David noch nie erlebt. Irgendetwas Scharfes, Unangenehmes sickerte in seine Gehirnzellen ein

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