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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ihnen zürnte.
    Eure Kameraden haben versagt, die Auserwählte ist entkommen.
    Die Gezeichneten nickten demütig, zum Eingeständnis ihrer Schuld, obwohl sie an ganz anderen Plätzen der Zone Dienst verrichtet hatten. Doch das Versagen eines Agenten fiel auf die gesamte Gemeinschaft zurück.
    Der Monolith reduzierte die Frequenz, in der er pulsierte. Die Stimme wirkte dadurch freundlicher, als sie fortfuhr: Ihr müsst vorsichtiger sein, meine Getreuen. Agiert nicht nur mit der Faust, sondern auch mit List und Verstand. Bedenkt, dass der Auserwählten nichts geschehen darf. Ihr müsst sie unversehrt in meine Obhut geben.
    Den Kopf auf die Seite gelegt, lauschten die fünf Männer mit entrückten Gesichtern, wie sie künftig vorgehen sollten. Dann nickten alle synchron, diesmal zum Zeichen, dass sie verstanden hatten.
    Gleich darauf erhoben sie sich, um den Willen des Monolithen in die Tat umzusetzen.
    David riss die Kette vom Hals des Toten und steckte sie ein.
    „Bring mein Stirnband mit", rief Kim von Weitem. Sie hatte sich notdürftig gereinigt und wieder angezogen.
    David war immer noch wie vor den Kopf geschlagen, deshalb folgte er der Anweisung, ohne groß darüber nachzudenken. Seine Hände durchstöberten die Taschen des Staubmantels, bis er Leder unter den Fingern fühlte. David griff richtig zu, zuckte aber zurück, als er ein Kribbeln spürte, dass sich wie ein Stromschlag bis in den Ellbogen fortpflanzte.
    Der damit verbundene Schmerz war nicht allzu groß, trotzdem ging ihm die Berührung durch und durch. Er zerrte die Hand hervor und sah gerade noch, wie der eingesetzte Stein zu leuchten aufhörte, kaum dass er das geflochtene Band zur Seite schleuderte.
    „Scheiße!", fluchte er laut. „Hol dir deinen Dreck gefälligst selber!"
    Er wedelte mit der Hand, bis das Kribbeln nachließ. Dann steckte er die Erkennungsmarke ein und erhob sich.
    Einen Moment lang kreisten seine Gedanken um die Frage, ob er Plichko und die anderen begraben sollte. Schließlich wurde ihm klar, dass diese Überlegung unsinnig war. Er hatte es nicht mit drei Banditen, sondern mit Soldaten im Undercovereinsatz zu tun.
    Wenn er nicht schleunigst Vorkehrungen traf, wimmelte es hier bald von Spezialkräften, die sich nach Kräften um die Toten kümmern würden. Und um die Personen, die sie getötet hatten.
    „Die Leichen müssen verschwinden", murmelte David leise. Rasch hob er das nutzlose Funkgerät auf und schob es Plichko in die Tasche. Dann griff er dem Toten unter die Achseln und schleifte ihn in den überdachten Stolleneingang, der in einem unterirdischen Giftmülllager endete. Zwischen rostigen Fässern und Blechkanistern legte er den Leichnam ab und kehrte zurück.
    Oben traf er auf Kim, die gerade das Lederband aufhob und vorsichtig über den eingefassten Stein strich, der daraufhin sanft zu schimmern begann. Ihr Blick wirkte distanziert, die Züge um ihren Mund waren verhärmt. Kein Wunder, nach allem, was sie durchgemacht hatte.
    „Danke", sagte sie, als er an ihr vorbeigehen wollte.
    „Wie?" David blieb überrascht stehen.
    Sie sah ihn an, trotzig oder furchtlos, vielleicht auch beides, das ließ sich nicht so genau feststellen. Dann senkte sie den Blick. „Danke", wiederholte sie. „Wenn du nicht vorbeigekommen wärst, hätte es schlecht für mich ausgesehen." Sie schaute wieder auf und erwartete seine Reaktion mit forschendem Blick.
    „Ach so." David war die Situation genauso peinlich wie ihr. „Na ja, war halt zufällig in der Gegend", log er. „Hab die Schüsse gehört und nachgesehen, was los ist. Das war alles." Er rieb sich die Nase, obwohl sie überhaupt nicht juckte. „Hab keine Ahnung, worum es hier ging, interessiert mich auch nicht. Normalerweise mische ich mich nicht ein, wenn sich zwei Parteien beharken." Das klang hoffentlich nach einem echten Stalker, dem es nur ums Geld ging. „Aber was die Kerle da getrieben haben, ging zu weit. Deshalb habe ich eingegriffen. Das hätte jeder andere auch gemacht."
    Die Erinnerung an die Zeit, in der sie hilflos an der Lore gebaumelt hatte, trieb Kim einen feuchten Schimmer in die Augen. Sie machte Anstalten, sich erneut zu bedanken, aber David kam ihr zuvor.
    „Muss wohl selbst Danke sagen", wehrte er ab. „Wenn du nicht ..." - den Kerl erwürgt - „.. .den Kerl am Schießen gehindert hättest, läge ich jetzt auch steif im Gras. Schätze, wir sind quitt."
    Kim zuckte mit den Schultern, wie um zu sagen, dass das eine Selbstverständlichkeit gewesen sei.

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