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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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in weiteren Plattheiten verlieren konnte, eilte er lieber davon, den Hügel hinauf. Es war die reinste Flucht.
    Die beiden Toten an der großen Entlüftungsröhre ließ er links liegen. Ihre Jacken waren zu stark mit Blut verschmutzt. Bei dem dritten, dem mit dem Schuss in den Hinterkopf, brauchte er dagegen nur die Kapuze abtrennen. Alles andere war noch einwandfrei.
    Als er sich erhob, stand Kim plötzlich vor ihm. Die Sig Sauer steckte wieder im Gürtelholster. Immerhin etwas. Ihre Augen waren noch gerötet, ansonsten waren alle Tränenspuren aus dem Gesicht verschwunden.
    Nur Frauen waren dazu in der Lage, selbst hier, in der Abgeschiedenheit der Zone.
    „Da, nimm." Er reichte ihr die Jacke des Toten. „Deine haben ja die Soldaten zerfetzt."
    Sie ließ ihn mit ausgestrecktem Arm stehen.
    „Ich wollte nicht in dich ein...", begann sie, ordnete aber ihre Worte neu, bevor sie fortfuhr: „Ich wollte dir nichts Böses, meine ich. Nur wissen, ob ich dir trauen kann."
    „Okay." Er wedelte mit der Jacke, bis sie endlich danach griff.
    Im Westen berührte die Sonne längst die Horizontlinie. Es wurde bald dunkel, und über die Anhöhe strich ein kalter Wind. Kim fror, weil sie nur den Pullover trug. Doch statt sich wärmer anzuziehen, presste sie die Jacke lediglich gegen den Bauch.
    „Du brauchst mir überhaupt nicht zu trauen", sagte David sanft. „Es reicht, wenn du mich nicht mehr mit der Pistole bedrohst. Die Nacht bricht bald herein, und niemand weiß, ob sich hier nicht noch mehr Soldaten rumtreiben. Wir sollten uns noch ein wenig Rückendeckung geben. Morgen früh geht dann jeder seiner Wege."
    Er hatte nicht vor, sie Marinin oder sonst jemandem vom Militär zu melden, denn genauso gut hätte er sie auf der Stelle niederschießen und den Schattenhunden zum Fraß vorwerfen können.
    David wollte an ihr vorbeigehen, doch sie stoppte ihn mit den Worten: „Ich weiß, wer du bist, David Rothe. Ich kenne sogar Fotos von dir, aber auf denen siehst du ganz anders aus als jetzt.
    Jünger, schlanker und vor allem weicher. Nicht wie ... ein richtiger Stalker."
    Bei dem Wort weicher lächelte sie ein wenig, zum ersten Mal an diesem Nachmittag. Doch sie wurde rasch wieder ernst. „Nach allem, was ich gehört habe, sitzt du im Gefängnis."
    Er musste sich wohl damit abfinden, eine lokale Berühmtheit zu sein. Immerhin hielt Kim ihre PSI-Kräfte im Zaum und begnügte sich damit, ihn aus schmalen Augen zu fixieren.
    „Saß ich auch", gab er zu. „Aber jetzt bin ich frei.
    „Genau das gibt mir zu denken." Nun klang sie wieder genauso misstrauisch wie im Stolleneingang. Ihre Hände waren noch in der Jacke vergraben, meilenweit von der Sig Sauer entfernt, doch sie hatte ihn schon einmal mit ihrer Schnelligkeit überrascht.
    Er musste eine plausible Geschichte präsentieren, also besser nicht die mit der Amnestie, die hatte nicht mal Doppelkinn überzeugt.
    „Ich wurde gewaltsam befreit", erklärte er. „Von Leuten, die glauben, dass meine Kenntnisse nützlich in der Zone für sie sein könnten."
    Ihre Hände wühlten in der Jacke. „Was für Leute sind das?"
    „BND", sagte er. „Der deutsche Geheimdienst. Die wollen wissen, was hier drinnen los ist. Und ich soll ein paar Artefakte für sie sammeln, damit die deutschen Universitäten was zum Spielen haben. Dafür unterstützen sie mich bei der Suche nach meinen Eltern."
    Bei der Erwähnung seines persönlichen Motivs entspannten sich ihre Muskeln. Der BND jagte ihr offenbar keine Angst ein.
    „Du sollst auch mal für den CIA gearbeitet haben." Schon wieder ein kurzes Lächeln. Das schien zur Gewohnheit zu werden.
    „Die haben mich nur mal mit Ausrüstung versorgt." Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Außerdem waren das Idioten."
    Sie nickte wissend, als sei ihr eigenes Leben mit Idioten gepflastert. Dann sah sie in den Abendhimmel, der sich langsam verdunkelte.
    „Lass uns unseren Kram heraufholen", schlug sie vor. „Da unten, in dem Giftloch, verbringe ich keine Minute länger als nötig"
     

20.
     
    Marina Volchanova, auch bekannt als die „Große Volchanova", gilt als das größte Talent, das je für die Abteilung Acht in der Wissenschaftsstadt Akademgorodok gearbeitet hat. Ihr werden zahlreiche Fälle des „Remote Viewings" zugeschrieben, etwa das erfolgreiche Aufspüren von gesuchten Terroristen, die Lokalisierung von Sprengsätzen sowie die korrekte Vorhersage von Attentaten auf den russischen Präsidenten. Nach dem Zerfall von

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