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S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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hämmerte er sich ein.
    In dieser kritischen Phase, so kurz vor dem Ziel, musste er kühlen Kopf bewahren. Hoffentlich verlief alles nach Plan, sonst war er am Ende. Mit vor Sorge gefurchter Stirn blickte er durch die große Scheibe, die den Kontrollraum von der PSI-Anlage abtrennte. Wenn es denn überhaupt etwas gab, nach dem er mehr verlangte als nach den vor ihm liegenden Drogen, dann befand es sich dort drüben in dem bläulichen Schein der Leuchtstoffröhren.
    Dobrynins Blick wanderte über die sieben Glaszylinder, die waagerecht in ihren Metallhalterungen ruhten. Wenn er sie und ihren Inhalt betrachtete, sah er nie die einzelnen Komponenten, sondern stets das Ganze, als das, was es war: ein Baustein zu etwas Großem, die Welt Umspannendem, das längst alle körperlichen Barrieren abgestreift hatte.
    Die Süchte und unerfüllten Begierden, die den Professor quälten, und der körperliche Verfall, den er fürchtete ― all das besaß in der Noosphäre keine Bedeutung. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, er hätte sofort mit den Auserwählten getauscht, die dort drüben, mit Kabeln, Infusionen und Beatmungsschlauch versehen, bewusstlos in ihrer Nährflüssigkeit schwammen.
    Zumindest mit einem der fünf Probanden, deren Zerfall sich innerhalb der Toleranzgrenzen bewegte. Die beiden anderen hatten dagegen völlig an Attraktivität verloren. Am liebsten hätte er sie völlig ignoriert, doch Dobrynin wusste, dass es zwecklos war, die Augen vor der Realität zu verschließen.
    Nervös rieb er sich über die Nase, um ein lästiges Kribbeln zu vertreiben.
    Der Mann und die Frau (da sie an Wert verloren hatten, konnte er bei ihnen zwischen Inhalt und Hülle unterscheiden) boten wahrhaftig keinen angenehmen Anblick. Die Frau hatte ohnehin nie seinem Schönheitsideal ― jung, schlank und willig ― entsprochen und im Laufe der letzten Jahre stark an Gewicht verloren, sodass ihre erschlaffte Haut nun im Wasser auf und ab waberte, wie ein fremder Parasit, der den eigentlichen Leib umhüllte.
    Nun war die Reduktion des Körperumfangs ein allgemeines Phänomen und gehörte zu den negativen Begleiterscheinungen, die es künftig zu vermeiden galt. Aber die Sterbende war zusätzlich von Geschwüren übersät, die allen bekannten Medikamenten widerstanden. Große, violett schimmernde Beulen reihten sich aneinander und überzogen sie vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen. Ohne künstliche Beatmung und elektrische Herzimpulse wären sie und der Mann längst kollabiert. Noch erfüllten beide ihren Dienst, doch es war höchste Zeit, sie durch zwei frische PSI-Talente zu ersetzen. Ganz einfach und ohne großes Aufsehen. So, wie verbrauchte Batterien gegen neue ausgetauscht wurden.
    Dass sich die PSI-Energie der Anlage aus menschlichen Körpern speiste, interessierte Dobrynin nur am Rande. Für ihn zählten übergeordnete Ziele. Das Große, das Ganze. Die Noosphäre!
    Für den Zugang zum C-Bewusstsein war er bereit, alles zu opfern. Die eigene Gesundheit, die ohnehin zum Teufel war, aber auch fremdes Leben. Vor allem fremdes Leben. Ob es nun den unter seiner Kontrolle stehenden Monolith-Stalkern gehörte oder den PSI-Talenten aus aller Welt, die geradezu magnetisch von den Mentalschwingungen des hier etablierten Großkollektivs angezogen wurden.
    Solange diese Anlage lief, unterlag alles seiner Kontrolle: der Dimensionsriss, das Militär ― und die Monolith-Stalker, die jeden Versuch, ins Zentrum der Zone vorzudringen, mit brutaler Gewalt verhinderten. Wenn es Dobrynin jetzt noch gelang, die Kraftquellen aufzufrischen, konnte er sich endlich etwas Ruhe gönnen.
    Vielleicht sogar ein wenig Schlaf.
    Wenigstens für ein paar Stunden.
    Aber nur, wenn es wirklich gelang ...
    Von neuer Unruhe gepackt, stellte er sich wieder an das Schaltpult. Seine rechte Hand strebte erneut dem Spiegel zu, auf dem sich die beiden verbliebenen Koksbahnen so gleißend hell abhoben, dass es in den Augen schmerzte.
    Mit eisernem Willen änderte er den Kurs und dirigierte die tastenden Finger zu einer kreisrunden Schale, in der eine schwarze, eigentümlich ölig glänzende Flüssigkeit schwappte. Sobald er der Oberfläche nahe kam, geriet sie heftig in Bewegung. Von einer unsichtbaren Kraft getrieben, wölbte sie sich in die Höhe und schoss ihm, wie unter hohem Druck abgefeuert, entgegen.
    Auch in der Luft verlor sie nie ihre geschlossene Konsistenz, nicht einmal, als sie auftraf und an seiner Haut haften blieb. Dobrynin schien die Substanz regelrecht

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