S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse
in Sicherheit zu bringen, doch statt zu entkommen, lief er dem verheerenden Einschlag direkt entgegen. Eine Sekunde später tauchte er wieder über dem Dachfenster auf ― gemeinsam mit der orange glühenden Flammenwand, die der Druckwelle vorauseilte.
Das Glas zerbrach nicht nur unter seinem Gewicht, sondern auch unter der mörderischen Hitze, die über das Hallendach hinwegstrich. Am ganzen Körper versengt, stürzte er in die Tiefe, direkt in das brennende Podest hinein.
Zwei weitere Granaten hämmerten in die Vorderfront der Arena. Von der Innenwand lösten sich dicke Staubwolken, und die Fenster unterhalb des Baugerüstes platzten auseinander. Der rasiermesserscharfen Flut aus Glas- und Holzsplittern folgten rot glühende Feuerlohen, die nach der Tribüne leckten, auf der die Zuschauer panisch das Weite suchten.
Einige, denen es nicht schnell genug in Richtung Treppe ging, schwangen sich über die Metallplatten, die als Kugelfang dienten, in die Tiefe. Diese einseitige Belastung brachte die ohnehin schon schwankende Konstruktion noch weiter ins Wanken.
Knarrend gaben die ersten Streben nach.
Die Menge schrie auf, weil sie das drohende Unheil vorausahnte, doch statt sich ruhig und geordnet zu verhalten, verschlimmerte sie alles, indem sie zu drängen und zu hasten begann. Dem immensen Druck, der sich durch die dutzendfach gegeneinandergeschlagenen Arme und Ellenbogen aufbaute, fiel zuerst ein schmächtiger Mann zum Opfer, der eine dünne Stahlrahmenbrille trug. Einen Moment lang sah es so aus, als würde er nur mit dem Rücken über den Kugelfang hinauskippen, aber dann packte ihn ein anderer Stalker bei den Füßen und schleuderte ihn in die Tiefe, um Platz zu schaffen.
Der Unglückliche hatte den Boden noch nicht erreicht, als sich das Gerüst auch schon aus dem gemeinsamen Verbund löste und über ihm zusammenkrachte. Danach gab es kein Halten mehr. Die übrigen Abschnitte der Tribüne folgten wie bei einem zusammenbrechenden Kartenhaus.
Das metallische Kreischen, mit dem sich das Gestänge verbog, schmerzte in den Ohren. In einer riesigen, von Sägemehl durchdrungenen Staubwolke wirbelten Bretter, Stangen, Stahlplatten und menschliche Körper durch die Luft. Zahlreiche Zuschauer wurden erschlagen, andere noch in der Luft aufgespießt. Viele zogen sich Knochenbrüche zu oder wurden eingeklemmt.
Die, die noch laufen konnten, rappelten sich sofort wieder auf und drängten hustend zum Ausgang, ohne sich um die Verletzten an ihrer Seite zu kümmern. Der nervenzerfetzende Takt, mit dem weitere Mörsereinschläge von draußen hereindröhnten, ließ die Männer nur noch an sich selbst, an ihr eigenes Überleben denken.
Lärm und Geschrei erfüllten die Halle. Es stank nach Feuer, Blut und Rauch.
„Bitte Ruhe bewahren", versuchte einer der Wächter vergeblich über die Lautsprecher auf die Menge einzuwirken. „Das Lager wird von Einheiten des Militärs angegriffen. Bitte verlassen Sie geordnet die Arena, nehmen Sie Ihre Waffen auf und leisten Sie gemeinsam mit uns Widerstand."
Genauso gut hätte er für die Witwen- und Waisenkasse sammeln können. Niemand in der Halle kümmerte sich um die Durchsage, die noch dreimal wiederholt wurde, bevor sie mitten im Satz abrupt abbrach. Danach war nur noch eine leise Rückkopplung zu hören.
Vor dem Haupteingang klebte längst eine dicke Menschentraube, die sich um den Auslass prügelte. David verspürte wenig Lust, sich in dieses Getümmel zu stürzen. Lieber presste er ein Tuch vor den Mund und eilte auf den Radlader zu, in dem Viktor Korpan lag. Rasch nahm er dem Toten die mit Steinblut gefüllten Gurte ab und schlang sie sich selbst um die Schultern.
Die Nachwirkungen der Antigravitation klangen augenblicklich ab. Erleichtert raffte David die vollen Magazine des Stalkerkillers zusammen und sprang wieder in die Tiefe. Hinter ihm eilten bereits Igel und der Major herbei.
„Hast du im Knast eine neue Kampfsportart gelernt?", rief Igel gegen den allgemeinen Lärm an. Dabei fuchtelte er mit den Händen wie ein Kind, das Karateschläge imitiert. „Ich habe noch nie jemanden so verrückt durch die Gegend hopsen sehen."
David klopfte auf den Nachtstern, dessen Konturen sich unter dem Stoff seiner Brusttasche abzeichneten. „Wir leben hier in der Zone", hielt er seine Erklärung absichtlich vage, „da erweist sich das eine oder andere Artefakt oft als sehr nützlich."
Igel gab sich damit zufrieden, denn der Boden unter ihren Füßen wurde durch weitere
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