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S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Frau um eine Person, die einer jüngeren Version ihrer Mutter verdächtig ähnlich sah.
    „Das war in Akademgorodok", erklärte Dobrynin, und zum ersten Mal klang seine Stimme, als würde er die Wahrheit sprechen. „Was Sie dort sehen, sind die größten Talente der Abteilung Acht. Und Ihre Mutter, die große Volchanova, wie wir sie damals nannten, war das stärkste Talent von allen. Der erste messbare Beweis, dass Telekinese wirklich existiert, wurde von ihr erbracht. Darauf kann sie bis heute stolz sein."
    Kim ließ ihn reden. Auch wenn vieles von dem, was er da schwafelte, reinste Propaganda war ― sie saugte jedes einzelne Wort wie ein trockener Schwamm in sich auf. Ihre Mutter hatte sich stets über ihre Jugend ausgeschwiegen. Was da achtlos über den Boden verstreut lag, verriet mehr über diese geheimnisvolle Zeit, als Kim in jahrelanger Recherche herausbekommen hatte.
    „Alles, was Sie hier unten sehen", redete der Professor weiter auf sie ein, „entspringt unseren damaligen Experimenten. Wir haben vielleicht den Wettlauf zum Mond verloren, aber auf dem Gebiet der PSI-Forschung hatte die Sowjetunion stets die Nase vorne. Und wir wussten, wenn es uns gelingt, die Noosphäre zu beherrschen, sind wir auf dem besten Wege, den Weltfrieden zu sichern."
    Vorsichtig löste sie eine Hand aus dem Badetuch und griff nach dem Gruppenfoto. Kim konnte sich gar nicht an dem Gesicht ihrer Mutter sattsehen. Aber da gab es noch mehr, was sie faszinierte. Etwa das pausbäckige Gesicht einer anderen jungen Frau, die ein wenig ängstlich dreinschaute. Es dauerte einige Zeit, bis Kim in ihr die Person erkannte, die vor ihr in dem leeren Nährstofftank gelegen hatte.
    „Anfang der Neunziger Jahre habe ich Marina und einige andere leider aus den Augen verloren, aber noch genügend Getreue um mich gehabt, um unsere Forschungen im Geheimen fortzuführen. Doch die Kräfte, mit denen wir hier arbeiteten, ließen sich schwerer handhaben als gedacht. Statt die Waffen der Imperialisten zu zerstören, gab es einen Strukturriss. Und so brachen über dieses Gebiet Energien herein, die nichts außerhalb der Noosphäre zu suchen haben. Es war, als sei dieses Kraftwerk ein Blitzableiter, der den Einschlag absorbiert und an die Umgebung weiterleitet. Was daraus geworden ist, haben Sie ja selbst gesehen. Die Zone."
    Dobrynins Stimme nahm einen beschwörenden Ton an. Plötzlich sank er vor Kim auf die Knie und faltete beide Hände ineinander. ,,Verstehen Sie nicht, Fräulein Raika?", fragte er mit einer bittenden Geste. „Ohne unser Kollektiv würde sich der Riss erweitern und noch mehr Energie auf die Erde niedergehen. Nur Sie und Ihre Mutter können die Welt vor einer Katastrophe biblischen Ausmaßes bewahren!"
    Seine Sorge um die Menschheit wirkte fast echt. Aber eben nur fast.
    Kim schlang das Badetuch fester um ihrem Hals und sah dem Professor tief in die Augen, als sie sagte: ,,Versuchst du etwa gerade, mir in den Ausschnitt zu glotzen, du alte Drecksau?"
    Zum ersten Mal, seit sie den Tank verlassen hatte, fehlten Dobrynin die Worte. Seine Lippen bewegten sich zwar noch wie bei einem Fisch, der nach Luft schnappte, doch seiner Kehle entströmte kein einziger Ton.
    Über ihnen erklang, gedämpft durch die Trennscheibe, ein lautes Lachen.
    Dobrynins fassungsloser Ausdruck verwandelte sich übergangslos in eine bebende Maske des Zorns. Wütend sprang er in die Höhe und hämmerte mit der Faust gegen das Glas, bis es bedrohlich zu schwingen begann.
    „Rein mit euch beiden, aber schnell!", brüllte er vollkommen unbeherrscht. Der Mann, der sich so sehr um den Weltfrieden sorgte. „Kim Raika ist sofort unter Arrest zu stellen. Und sie wird erst wieder freigelassen, wenn sie zu einem vernünftigen Gespräch bereit ist!"
    Während zwei sichtlich eingeschüchterte Laboranten in weißen Kitteln zu ihnen hereinkamen, riss ihr Dobrynin das Foto aus der Hand und raffte auch die übrigen Dokumente aus der Mappe zusammen.
    Mistkerl, dachte Kim.

IN DER ARENA
    Dem ersten Erdstoß folgte ein zweiter, noch weitaus stärkerer. Dann wurde ein Heulen laut, das rasend schnell zu einem schrillen Pfeifen mutierte. David kannte diesen anschwellenden Ton bisher nur aus Kriegsfilmen, trotzdem spannte er die Muskeln in der Erwartung einer niedergehenden Granate an.
    Seine Befürchtungen erwiesen sich als richtig.
    Dem infernalischen Jaulen folgte eine gewaltige Explosion, unter der das ganze Gebäude erbebte. Der Scharfschütze auf dem Dach versuchte noch, sich

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