S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
werdenden Torspalt und massierte meine Handgelenke, die von den Handschellen dunkelrot angelaufen waren. „Gnade euch Gott, wenn etwas fehlen sollte."
„Deine Waffen sind in der Rüstungskammer", sagte Kowrigin. „Ich passe persönlich darauf auf. Kannst zurückkommen und alles abholen."
Ich konnte in seiner Stimme keine Ironie feststellen. Entweder hörte ich sie einfach nicht, oder sie war nicht vorhanden.
„Pass gut drauf auf, Missgeburt. Ich werde mir alles wieder holen", sagte ich.
Kowrigin rotzte geräuschvoll an das hinter mir verschlossene Tor. „Der Beschuss geht in fünf Minuten los. Beeilt euch", sagte er gelangweilt.
Der Fabrikzaun war hoch. Doch die Dunklen Stalker kletterten an den angelehnten Rohren empor, die angeschweißte Eisenteile als Stufen hatten. Die Streiter legten ihre Gewehre an und zielten auf uns.
Ich zuckte die Schultern. „Noch Zeit für eine Kippe", entschied ich und holte eine Packung aus meiner Brusttasche. Ich hatte sie fast automatisch dorthin gesteckt, bevor ich zu Zecke ins Büro ging. Eine typische Stalkerangewohnheit: nichts liegen lassen, wenn man sich nicht hundertprozentig sicher war, dass man zurückkam.
Ich verteilte die Zigaretten unter den Touristen. Im Unterschied zu ihnen wurde ich nicht abgetastet und musste nicht alles abgeben —offensichtlich hatte ich die Dunklen verwirrt. Zum Lohn hatte ich eine fast volle Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug behalten können. Der Nichtraucher Pustelga lehnte seine Zigarette ab, und auch Donahugh gab mir zu verstehen, dass ihm jetzt nicht nach rauchen zumute war.
„Werden sie schießen?", fragte er verhalten und suchte mit den Augen die Umgebung ab. Im Fabrikhof lag jede Menge Müll; immerhin dienten uns die durchgerosteten Blechkannen, die mit Erde zugeschütteten Rohre und die von Rosthaar zerfressenen Industriemaschinen, die schon seit Jahrzehnten ausgemustert waren, als Deckung gegen den Beschuss.
„Ja. Wenn wir nicht in das Fabrikgebäude gehen", sagte ich. „Dort ist es ziemlich gefährlich, oder?", fragte Camacho.
„Gefährlicher als dort geht gar nicht", bestätigte ich müde. „Da ist ein Blutsauger. Ihr wolltet doch einen erlegen. Na also. Er heißt
Stronglaw."
Sam schielte misstrauisch in meine Richtung, als er englischen Akzent vernahm. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Schützen.
"Aber mit bloßen Händen ist er nicht zu überwältigen", erklärte ich denen, die Russisch beherrschten. „Ihr habt doch bestimmt schon einen Blutsauger im Fernsehen gesehen? Zwei Meter groß, aus Muskeln und Sehnen bestehend, zielstrebig, fast immer hungrig, kann sich unsichtbar machen."
„Haben wir gesehen, ja", bestätigte Martin Donahugh. Er starrte auf die gastfreundlich geöffnete Tür im Fabrikgebäude. Hinter ihr herrschte vollkommene Dunkelheit, die vom sonnendurchfluteten Hof aus betrachtet undurchdringlich schien. „Ist das ..." Er schnippte mit den Fingern, während er nach dem passenden russischen Wort suchte, sah hilflos zu Mischa, der aber nur die Schultern zuckte. „...Hinrichtung?", erinnerte sich Donahugh endlich.
„Praktisch ja", nickte ich. „In Wirklichkeit heißt es die Große Folter. Wenn Stalker, die von den Dunklen zum Tode verurteilt wurden, Gerechtigkeit einfordern — und vor allem, wenn die Dunklen selbst an der Richtigkeit des Befehls der hiesigen Herren zweifeln —, werden die Stalker hierher gebracht, und Stronglaw soll über sie richten. Man sagt, er lebe hier schon immer, schon seit Entstehen der Zone, und werde sogar von den Herren respektiert. Um die Folter zu überstehen und damit alle Vorbehalte der Dunklen zu ersticken, muss man durch das Gebäude laufen und auf der anderen Seite wieder herauskommen. Für einen erfahrenen Stalker überhaupt kein Problem ... wenn da Stronglaw nicht wäre."
„Dann versuchen wir es", lachte Stezenko krächzend auf. „Wir sind doch in Form. Werden es schon schaffen oder, Boss?"
„Darauf spekuliere ich", schnaubte ich verärgert. „In Wirklichkeit ist es hier ohne Waffen gar nicht lustig. Okay, wenn wir loslaufen, haltet euch zusammen. Macht keinen Lärm. Macht mir alles nach. Wenn der Blutsauger mich schnappt, lauft weiter vorwärts. Auf keinen Fall zurück — keine Chance."
Pustelga übersetzte Sam halblaut meine Worte.
„Und wenn jeder alleine läuft?", schlug Stezenko vor. „In einer langen Kette. Selbst wenn das Monster einen von uns attackiert, haben die anderen noch eine Chance."
Donahugh verzog das
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