Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
mehr gefragt.
    Eines wusste ich ganz sicher: Das war nicht das Werk eines Kontrolleurs. Kontrolleure hielten sich nicht in den Katakomben auf, sie schützten sich vor Bürern. Die Nerven unseres jungen Latinofreundes waren wohl einfach mit ihm durchgegangen ... oder er war gar nicht unser Freund.
    Camacho sagte erneut etwas. Er hörte kurz auf zu arbeiten, schielte aber mit einem Auge noch zum Monitor. Offenbar wurde irgendeine Information geladen.
    Dann war wieder Stezenko an der Reihe. Er redete leise, vertrauenerweckend, einfühlsam und sehr offen. Wichtige Worte betonte er —genauso, wie er mit mir am Eingang zu den Katakomben gesprochen hatte.
    Wahrscheinlich wurden die Geheimdienstmitarbeiter mittlerweile auch in Sprechhypnose ausgebildet. Camacho fiel Stezenko grob ins Wort und riet ihm, die Schnauze zu halten; das wurde auch ohne Übersetzung klar.
    Sam grunzte halblaut, aber Donahugh hielt ihn an der Schulter fest. Ich spürte, dass Gallager bereit war, sich auf den Verräter zu stürzen und ihn in Stücke zu reißen.
    Ich wette alles Mögliche, dass Sam eines Tages in genauso einer Situation eine Kugel kassieren wird. Natürlich nur, wenn er es schafft,lebend aus der Zone zu kommen, wo er dem Tod nicht zum ersten Mal in die Augen schaut. Erstaunlich, dass es ihn noch nicht erwischt hat,bei seinem Talent in tödliche Situationen hineinzurasseln. Obwohl, auf der anderen Seite hatte er bislang auch nur ähnliches Glück wie ich. Und schließlich bin ich auch noch am Leben, obwohl ich allein heute schon dreimal fast sicher zum Tode verurteilt war
    Mist, wenn anstelle von Donahugh Patogenitsch neben mir stehen würde, anstelle Stezenko ... Fliege und statt Gallager ... der wilde Biber, hätte ich es riskiert, die Aufmerksamkeit von Camacho auf mich zu ziehen — und meine Kollegen hätten ihn in Windeseile überwältigt. Wahrscheinlich wäre einer dabei draufgegangen, aber was soll's, Karma eben. Das größte Risiko, eine Kugel abzubekommen, hätte ich getragen. Aber ich hätte es probiert. Allerdings wäre es reiner Selbstmord, ein solches Ding mit den Amerikanern abzuziehen. Wir haben nicht die notwendige Vertrauensbasis. Meine Kollegen hätten gleich verstanden, was ich vorhabe, und gewusst, was zu tun ist. Von den verstörten Touristen kann ich nur irritierte Blicke erwarten, und Camacho hätte genügend Zeit, mindestens ein Loch in mich zu stanzen. Fahrt zur Hölle, Jungs, regelt euren Scheiß allein!
    Camacho drückte die Entertaste und sprang hinter dem Tisch hervor, der Ladevorgang war beendet. Er redete erneut sehr schnell und abgehackt, die Pistole ruckte in seiner Hand. Ich bemerkte, dass der Lauf genau auf Stezenko gerichtet war und Donahugh und Gallager sich automatisch rechts und links von Alvar bewegten. Andrej wollte etwas entgegnen, aber Camacho unterbrach ihn erneut. Donahugh sprach, dann Camacho, dann wieder Donahugh. Und schließlich wieder Camacho.
    Sam und Martin traten noch weiter auseinander und ließen Andrej allein in der Zimmermitte. Ich sah mit Erstaunen, dass sich der Abzug unter Camachos Fingerdruck bewegte. Er wollte Stezenko abknallen wie einen räudigen Blinden Hund!
    Plötzlich erzitterte der Luftraum um uns herum. Es war ein erneuter Blowout. Innerhalb der nächsten dreißig Sekunden war es ratsam,eine Zuflucht unter der Erde gefunden zu haben, denn wenn man sich dann noch draußen befand, war es aus.
    Nach jedem Blowout stieg die Anzahl der Nachrufe auf meinem PDA. Allerdings würde man hier, zehn Meter unter der Erdoberfläche, wohl keine Auswirkungen zu spüren bekommen. Normalerweise reichte ein Keller aus, um sich zu schützen.
    Trotzdem spürte ich die Vibration des Blowouts noch sehr deutlich. Was war dann erst draußen los, wenn es hier schon so zuging?
    Die Wände des Zimmers erbebten unter einem schweren Stoß. Wir alle wurden kreuz und quer geworfen. Camacho, der es nicht schaffte, den Abzug zu betätigen, fluchte und stützte sich mit der Hand an der dekorierten Wand ab, um nicht zu stürzen. Plötzlich schrie er los,zappelte und versuchte erfolglos, sich von dem amerikanischen Emblem loszureißen.
    Der unsichtbare Pilz war ein gemeines Mistding. Mehr Pflanze als Tier — aber eine hoch aktive Pflanze. Er imitierte perfekt Oberfläche und Beschaffenheit der Dinge, auf denen er saß. Man konnte ihn nur anhand von unnatürlichen Auswucherungen enttarnen.
    Camacho verschluckte sich an seinem bellenden, blutigen Hustenanfall. Der Pilz „killte" schnell und ehrgeizig

Weitere Kostenlose Bücher