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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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seinen Arm. Dieser sank immer tiefer ein, löste sich innerhalb der Anomalie unter der Einwirkung eines ätzenden Sekrets auf ... und verwandelte sich selbst dabei in Pilzmaterie.
    Die Gefräßigkeit des Pilzes war unglaublich. Dieses Mistding von der Größe einer Katze konnte ohne Weiteres einen Erwachsenen verschlingen. Dabei blähte es sich bis zur Größe eines Esstisches auf oder breitete sich flach über eine Fläche von fünf bis zehn Quadratmetern in Tunnelwölbungen, auf Wänden oder einfach auf dem Boden aus.
    Donahugh eilte Camacho zu hilfe. Dieser verkrampfte aber seine Finger vor Schmerz am Abzug, und der Betonraum erzitterte unter den Schussgeräuschen. Ich tauchte unter den Tisch, und die Kugel schlug mit Getöse eine Ecke ab.
    Die anderen warfen sich ebenfalls sofort zu Boden. Zu dem Zeitpunkt, als das Magazin leer wurde und der Mechanismus nur noch hohles Klicken von sich gab, war der Arm von Camacho bereits bis zum Ellbogen verschwunden.
    Alvar schrie fürchterlich. Er warf sich wie ein in die Falle gegangener Fuchs von einer Seite zur anderen. Donahugh und Gallager sprangen vom Boden auf und eilten zu ihm.
    „Fasst den Pilz nicht an!", brüllte ich. „Es ist wie Napalm — du kriegst ihn nicht mehr ab von der Haut!"
    Camacho war zum Tode verurteilt. Er wäre nur noch zu retten gewesen, wenn man ihm den Arm auf Schulterhöhe abgehackt hätte.
    Es gab aber nichts zum Abhacken, und selbst wenn, war es eher unwahrscheinlich, dass mich die Amerikaner richtig verstanden hätten. Sie zogen mit aller Kraft an ihm, doch der Pilz hatte nicht vor, sein Opfer so leicht wieder freizugeben. Das Gesicht von Alvar war kalkig weiß, seine Pupillen nicht mehr sichtbar. Er schrie nicht mehr,sondern röchelte nur noch.
    Endlich gelang es ihnen, Camacho aus dem Schlund des Pilzes zu ziehen. Der verätzte Schulterknochen gab nach, drehte sich aus dem Gelenk heraus, und die Amerikaner fielen aufeinander.
    Man konnte die verstümmelten Überreste des rechten Arms von Camacho nicht ansehen. In der schrecklichen Wunde schäumte die Säure. Zerfetzte Sehnen hingen herab, und die verbliebenen Adern und Arterien hingen da wie ein bizarrer welker Strauß.
    Das Blut schoss heraus wie eine Fontäne. Donahugh und Gallager drehten den Kamerad auf den Rücken, betteten ihn auf den Boden und legten ihm eine Jacke unter den Kopf. Auf seinen Lippen war brauner, getrockneter Schorf, und der irre Blick starrte zur Decke.
    Stezenko stand am anderen Tischende. Düster sah er dem Bemühen um einen Menschen zu, der ihn fast getötet hätte. Sam holte aus irgendeiner Kiste ein Seil heraus und blieb kurz darauf hilflos stehen, denn es gab keine Stelle, wo man die Kompresse hätte anlegen können.
    Donahugh deckte Camachos nicht mehr zitternden Körper mit seiner Jacke zu, legte zwei Finger an die Hauptschlagader und hob den Blick zu Gallager. Danach zog er die Jacke über das Gesicht des Toten. Der Schmerzschock hat Camacho den Rest gegeben.
    „Fuck", sagte Gallager kraftlos. „Fuck myself. Shshshit."
    Gegen die Tür wurde von draußen weiterhin angerannt — gleichmäßig, heftig und dabei ohne übertriebene Eile, wie es schien.
    „Mist!" Stezenko ließ sich auf ein Päckchen sinken. „Kann das Ding runter fallen?"
    „Nein”, sagte ich, ohne den Blick von den Amerikanern zu lösen.
    Donahugh setzte sich auf den Boden, stützte seinen Rücken am Tisch ab und schaute auf den zugedeckten Leichnam. „Ich kann es nicht glauben. Ich kann es einfach nicht glauben. Hemul, gib mir eine Kippe."
    Ich gab ihm eine Zigarette, dazu ein Feuerzeug. Ich wartete, bis er den ersten Zug tat. Die Hände von Martin zitterten.
    „Was hat er gesagt?", fragte ich ihn dann. Es war momentan etwas unpassend, aber die Verhältnisse mussten geklärt werden. Aus dem Augenwinkel betrachtete ich Andrej, der unbeweglich am Tisch saß.
    „Wer?", fragte Donahugh und hustete den Rauch aus.
    „Camacho. Was hat er euch erklärt? Ich habe nichts verstanden."
    Martin zog seine Knie ans Kinn und schaute verärgert in meine Richtung. Er nahm noch einen Zug und öffnete widerwillig die spröden Lippen. „Er sagte, die Russen hätten uns ausspioniert. Pustelga hatte in Wirklichkeit Codes bei sich, die den Herren einen zusätzlichen Zugang zu Energiequellen ermöglicht hätten — zu längst stillgelegten Reaktorblocks, um die Zone zu erweitern. Für die Russen mit ihren imperialistischen Motiven wäre das Chaos im Herzen der Ukraine sehr von Vorteil. Sie hoffen sowieso,

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