S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
reichlich ausgestattetes Waffenarsenal, das aber ohne guten Schützen auskommen muss." Er schnaubte. „Na gut, ich bringe ihn schon wieder in Ordnung. Wäre nicht das erste Mal. Was ist mit eurem Freund?"Endlich schien er bereit, seine Aufmerksamkeit auf He-He zu lenken,der von Pustelga und Donahugh getragen wurde.
„Innere Verletzungen", mutmaßte ich. „Ein Schlag mit der Pranke eines riesigen Pseudowesens."
„Das, was Nostandard in seinem Lager gezüchtet hat?" Erneut überraschte mich der Informationsstand des Doktors. „Sehr unvorsichtig, würde ich sagen! Im Endeffekt sind alle tot: Nostandard, die Wissenschaftler und das unglückliche Pseudowesen, was sehr tragisch ist. Ich haben ihn mehrmals davor gewarnt ..." Der Doktor zog das untere Augenlid von He-He hoch, untersuchte aufmerksam die Iris, tastete am Hals nach dem Puls und besah sich kurz den lilafarbenen Schaum des Germosprays auf der Brust meines Helfers.„Ihr Freund ist also verletzt. Ein sehr interessanter Fall, sehr interessant, meine Herren. Lassen Sie es uns so machen: Ich heile Ihren Freund und verzeihe Ihnen dafür den angeschossenen Pseudogiganten. Einverstanden?"
„Einverstanden!", stimmte ich leicht irritiert zu.
„Ausgezeichnet!", freute sich der Doktor. „Dann nehmen Sie diesen Herrn und folgen Sie mir!"
Er belud den Pseudogiganten mit unseren Waffen und lief fröhlich vor uns den Weg hoch.
„Ist er verrückt?", fragte mich Stezenko halblaut, als Donahugh und Pustelga He-He hinter dem Doktor hertrugen.
„Ja", antwortete ich. ‚Zumindest sagt man ihm das nach."
Wir folgten ihm. Die Wildschweine liefen friedlich rechts und links von uns.
„Eigentlich ist er wohl einfach verrückt nach Extremmedizin. Jeder Fall von rätselhaften Vergiftungen oder Seuchen in der Zone ist für ihn ein Fest. Er hat schon viele Stalker geheilt, die sich in der Zone irgendeinen Dreck einfingen und eigentlich dem Tod geweiht waren. Allerdings macht er das nicht aus reiner Nächstenliebe,sondern aus ganz eigenem Interesse — für die Wissenschaft. Wenn er zum Beispiel den Militärs das Geheimnis der Mutantenkontrolle verkaufen würde, könnte er auf einer eigenen Insel im Mittelmeer leben. Und von solchen und ähnlichen Geheimnissen hat er wohl genug. Er zieht es aber vor, hier zu leben, in dieser unwirtlichen Gegend zwischen abscheulichen Kreaturen. Hier stört ihn nichts und niemand bei seinen Untersuchungen. Nur schade, dass die von ihm erzielten Ergebnisse und gewonnenen Erkenntnisse irgendwann einmal mit ihm zusammen begraben werden." Ich schwieg eine Weile.„Wenn er überhaupt jemals sterben sollte. Warum glänzen deine Augen so, Andrej?"
„Wenn das alles stimmt, was du erzählst", sagte Stezenko vorsichtig, „dann könnte dieser Mensch die Verteidigungskräfte der Ukraine um einiges stärken."
„Ich rate dir nicht, ihm das vorzuschlagen. Er präpariert dich, noch bevor du ihm die erste Million angeboten hast. Gott sei Dank ist dieses Genie verrückt, und deswegen ist ihm Geld absolut gleichgültig. Für ihn ist es buntes Papier oder Magnetstreifen auf Karten.Ebenso gleichgültig sind ihm leere Worte mit zweifelhafter Bedeutung wie ‚Heimat „ Patriotismus ' „ Schuld' und so weiter. Übrigens,wenn du gerade darüber nachdenken solltest, eine spezielle Mission zur Entführung des Doktors zu organisieren, solltest du bedenken,dass es aufgrund von Gravitationsanomalien, die mehrere Kilometerweit in die Luft reichen, keine Möglichkeit gibt, einen Hubschrauberangriff zu führen. Darüber hinaus sind die unzugänglichen Sümpfe mit wilden Kreaturen bevölkert, und vor einigen Jahren verschwand hier in der Gegend spurlos eine große Militärexpedition. Aber der Doktor überlebte, und allem Anschein nach geht es ihm bestens. Und die Tatsache, dass wir heute hierher gelangten, haben wir nur ihm zu verdanken. Er hatte nichts dagegen. Wenn er es nicht will, kommt hier niemand an."
„Kann man ihm vertrauen?", fragte Stezenko. „Und ist er als Fährtenleser geeignet? Schau mal, wie zielstrebig er läuft. Wird er uns nicht in irgendeine Anomalie führen?"
„Die Sümpfe kann niemand bis in den letzten Winkel aufsuchen. Doch er lebt hier. Ich wünschte, ich hätte so eine Kenntnis über Anomalien wie dieser Mann", sagte ich.
Der sich leichtfüßig bewegende Doktor verlangsamte seinen Schritt, lief bald darauf neben uns und fing mit Camacho eine lebendige Unterhaltung auf Englisch an. Sie benutzten irgendwelche speziellen Ausdrücke, sodass
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